Novaliolapena: Villa Tevere 2

(5. April 2017)

Wenn man erfährt, wie Villa Tevere (VT) funktioniert, versteht man leichter, wie das Werk funktioniert.

Man hat nur zu den vorgesehenen Zonen Zutritt. Und vom ersten Moment an ist klar, dass es Grenzen gibt und welche das sind. Einige kommen nur zum erste Tor, andere zum zweiten, andere zum dritten und so weiter...

Wenn du beispielsweise VT besuchst, gehst du durch den Eingang Bruno Buozzi 75 und siehst Maria vom Frieden und die Reste des Gründers. Ein kurzer Besuch, und das war´s. Wenn du ein Supernumerarier bist, der „sehr von Zuhause“ ist (viele Jahre dabei, mit Kontakten und familiären Beziehungen im Werk), oder ein Mitarbeiter, der viel Geld hergegeben hat, dann bekommst du einen etwas ausführlicheren Rundgang. Und wenn du top bist, wird dich der Vater empfangen, ein Direktor vom Generalrat wird dich begrüßen kommen etc.

In der Besucherzone des VT, nahe bei Maria vom Frieden, gibt es eine Galerie mit Reliquien des Gründers, seinen Schuhen, seinen Brillen, seinem Pyjama etc. Die meisten bekommen das nicht zu sehen; die Schlauen sagen: „Meine Direktorin hat mir schon gesagt, dass ich mir die Galerie mit den Reliquien von St. Joma zeigen werdet“. Da wird dann auch keiner nein sagen.

Im Werk gibt es Klassen, und dem wird sehr große Bedeutung beigemessen. Das wissen wir alle, und es zeigt sich in tausend Details, zum Beispiel bei den Jahreskursen der Numerarier. Schulz, Professor von IESE, geht nach Baqueira, du nur ins Colegio Mayor Paniagua, weil du nicht wichtig bist (gut, sie werden es dir nicht sagen, aber du weißt es ohnedies schon, sie werden sagen, tut uns schrecklich leid, aber wir haben keinen Platz mehr dort, aus dem und dem Grund). Man nimmt auch wahr, dass die Direktoren einigen Numerariern ganz besondere Aufmerksamkeit widmen, deren Eltern Supernumerarier sind, „sehr von Zuhause und sehr großzügig“ etc. Ihr wisst ja, dass der Vater beispielsweise nach Barcelona gekommen ist, um den Söhnen oder Enkeln von Supernumerariern oder Mitarbeitern die Erstkommunion zu spenden oder zu verheiraten, weil sie Einkehrhäuser und viel Geld gespendet haben? Der Vater persönlich. Mein Freund, was das Geld nicht alles bewirkt. Ich wollte sagen, die Freundschaft.

Und in VT merkt man das noch viel mehr. Aber kehren wir zum Thema zurück.

Wie alles im Leben, so ist auch VT für manche faszinierend. Und ebenso gibt es Menschen, die es ausgebrannt und zerstört zurücklässt. Je mehr Spaß es dir macht, auf den Fotos zu erscheinen, bei den Direktoren zu sein, nach Atkinsons zu riechen (ja, hier riecht man es, das sagenumwobene Eau de Cologne Atkinsons, und ich habe es in dem Vorzimmer gesehen, in das Friseur kommt, um dem Vater und den Custoden die Haare zu schneiden; wenn man auch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, dazusagen muss, dass der Vater dieses Eau de cologne üblicherweise nicht nimmt), als erster alle Neuigkeiten aus dem opus zu erfahren etc., desto mehr wirst du das Leben hier genießen. Es gibt Leute, die genießen es unglaublich allem nachzufragen, sich über jeden einzelnen zu informieren: Dafür leben sie. Der frühere Rektor des Collegium Romanum, ein echter Galizier, genoss es sehr über alles sofort informiert zu sein (vielleicht erzählt er uns noch einmal, wie das funktioniert hat, einschließlich der E-Mails). In Cavabianca gibt es das Sprichwort: „Wenn du nicht willst, dass man es nicht erfährt, denke es nicht“. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Wie ich sagte, es gibt auch Leute, die ihre Freude daran haben zu wissen, wie alle Winkel im VT heißen, und die sich dorthin Zutritt zu verschaffen wissen, und sei es auch nur, um dort eine Glühbirne auszutauschen. Die Jungen vom UVT (ufficio VT), die sich um Logistik und Infrastruktur kümmern, wissen, dass sie einigen Freude machen, wenn sie ihnen sagen: „Junge, im Pfingstoratorium muss man eine Glühbirne auswechseln (das ist die Kapelle des Generalrats, wo der Vater und die Mitglieder des Generalrats jeden Morgen um 8 das Gebet machen, wenn ich mich richtig erinnere)“. Und der Junge ist glücklich, dass er seine Glühbirne auswechseln darf. Wenn er dann in seine Region heimkehrt, kann er sagen, dass er in dieser Kapelle gewesen ist (auch wenn das dort praktisch niemanden interessiert).

Und von den Glühbirnen kommen wir zu den kleinen Dingen in Villa Tevere, aber das heben wir uns besser für das nächste Mal auf, denn für heute wollen wir es genug sein lassen...