Novaliolapena : Villa Tevere (4)

12. April 2017

Nachdem Alexander Supertramp gefragt hat, was so die Direktoren den ganzen Tag machen, die in den Kommissionen, Delegationen oder in Villa Tevere (VT) arbeiten, habe ich gedacht, ich könnte ein wenig über den Tagesablauf in VT sprechen, über die Gruppen und über die Organisation des Hauses.

Wie gesagt, VT teilt sich in Casa del Vicolo, Uffici und Villa Vecchia. Villa Vecchia ist das Haus, in dem der Vater und die Direktoren des Generalrats wohnen. Das Zentrum des Generalrats funktioniert „mutatis mutandis“ wie jedes Numerarierzentrum, es hat auch einen Direktor, der nicht der Vater ist, einen Subdirektor und einen Sekretär, einen Tagesplan, zwei Tertulias etc. Dennoch handelt es sich um einen Frühstücksdirektor, denn der Vater ist der Chef. Das heißt, dass sich alles nach dem Vater richtet, und der Direktor in diesem Haus ist mehr oder weniger eine symbolische Figur...

Ich denke, dass der Direktor von Villa Vecchia die Mitglieder des Generalrats zu kontrollieren hat und sicherstellen soll, dass sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren. Der Vater fragt dann Dinge nach oder macht Verbesserungsvorschläge. Vor allem aber will er hören, dass man die kleinen Dinge pflegt und die Sachen so macht, wie sie vorgesehen sind. Ihn fragt man wegen der brüderlichen Zurechtweisungen für die Direktoren des Generalrats. Das heißt, er informiert und exekutiert vieles, aber entscheidet wenig, weil alles so geschieht, wie es der Vater vorgesehen hat, und das gilt nach wie vor.

Ich erinnere mich, wie mir eines Tages der Direktor des Generalrats tiefbetrübt erzählte, dass sie vom Vater angeschnauzt worden waren, dass sie nicht den Plan des Zentrums geändert hatten, sodass der Vater, der außerhalb Roms unterwegs war, nicht rechtzeitig zum Kreis kommen konnte. Sie dachten aber, er könne eben nicht teilnehmen, und blieben bei vorgesehenen Plan, vor allem weil etwa 20 Personen in diesem Zentrum leben, und alle haben viel zu tun. Aber nein, großer Fehler, denn der Vater ist der Vater und der Rest ist der Rest. Aber das weiß man nicht, weil man nicht darüber spricht.

Im Sommer verbringt der Vater üblicherweise viel Zeit außerhalb Roms. Niemand wird sage, dass er Ferien macht, denn im Werk gibt es immer gaaaanz viel Arbeit und der Vater ist schwer beschäftigt, aber ihr versteht mich schon. Den Großteil des Sommers ist er weg, zumindest war das so, als ich dort war, und das hat einige Folgen.

Die Direktoren organisieren sich ihren Sommer nach der Anwesenheit des Vaters in Rom und ob sie bei ihm sein müssen oder nicht. Beispielsweise kann der Vater sagen: „Ich möchte, dass Hinz und Kunz in meinen Jahreskurs im Juli kommen.“ Und so geschieht es. Umgekehrt gibt es Direktoren, die in Rom sein müssen, um während der Abwesenheit des Vaters Aufgaben zu übernehmen und die so mehr arbeiten als sonst. Allerdings bedeutet man den Regionen, dass sie im Sommer die Anfragen auf das Minimum beschränken, weil der Vater nicht in Rom ist.

Es gibt immer ein Mitglied des Generalrats, das die anfallenden Dinge entscheidet, wenn der Vater nicht da ist, das heißt, jemand, der die Vorlagen der einzelnen Abteilungen approbiert oder stoppt, wenn er Zweifel hat. Einmal in der Woche ruft der Vater an und erkundigt sich, wie alles läuft und was angefallen ist. Wenn es eine wichtige und dringende Angelegenheit gibt, wird, schickt man natürlich ein Mail oder Fax, wenn es nicht warten kann. Wer ist der Chef, wenn der Vater abwesend ist? Ein Priester mit jahrelanger Erfahrung im Generalrat, der keine Abteilung leitet, denn in diesem Fall hätte er ohnedies schon genug Arbeit und müsste dieselben  Papiere in zwei verschiedenen Funktionen unterzeichnen, indem er eine Anfrage vorlegt und sie zugleich genehmigt. Unter diesen Voraussetzungen gibt es nur einige Optionen: ich erinnere mich daran, dass D. Fernando Valenciano diese Funktion hatte, als er noch jünger war, und ich glaube, auch D. Francisco Vives und D. José Velaz, der Delegierter in einigen afrikanischen Staaten ist.

Wenn der Vater auf Reisen ist und deshalb eine Zeitlang von Rom abwesend ist, vor allem im Sommer, das ist die längste Periode seiner Abwesenheit, haben es die Jungen vom Generalsekretariat, die immer mit Arbeit eingedeckt sind, etwas leichter. Man spricht es nicht aus, aber wenn der Vater „endlich“ ein paar Tage aus Rom weggeht, haben sie ein wenig Zeit für ihre Angelegenheiten, Sport, und sie sind glücklich. Allerdings ist das ja auch ganz normal, und man merkt es auch einigen Direktoren des Generalrats an.

Sommer heißt, dass man zum Essen in das Schwimmbad von Cavabianca fährt, mit dem typischen Lunchpaket mit Sandwich und Dose, man macht mehr Spaziergänge durch Rom, macht mehr Sport etc.  Es bedeutet auch, an den Strand zu gehen, heimlich, aber man geht hin. Nicht überallhin, sondern nur an „sichere Strände“, unter der Woche, wo wenig Leute sind, nur das eine oder andere Mädchen im Bikini... Aber man geht hin. Es wird verheimlicht, aber es ist bekannt. Mit dem Schifahren im Winter verhält es sich ähnlich.

Kehren wir zum Stundenplan zurück. Wenn ich mich richtig erinnere, machen die Bediensteten des Generalrats, die den Leitern helfen, die in den Häusern Vicolo und Uffici wohnen, das Gebet um 7.30 h und haben die Messe um 8.00 h. Es gibt 4 Gruppen, Gruppe 1 und 2 in der Kapelle der Heiligen Familie und die Gruppen 3 und 4 in der Kapelle der Uffici, der Kapelle der Apostel. Das Frühstück ist gleich nach der Messe, bis 8.40 h. Dann muss man warten, bis die Verwaltung mit der Reinigung fertig ist, um 9.15 oder 9.30 h. Da praktisch alle Mitarbeiter in einer relativ kleinen Zone des Hauses warten müssen, machen viele die geistliche Lesung, beten den Rosenkranz oder lesen die Zeitung, aber da es nur drei Zeitungen für so viele Menschen gibt, bekommt jeder nur drei oder vier Seiten und gibt sie anschließend dem Nachbarn weiter. Es ist leicht seltsam, vor allem wenn du sagst, dass es ein kleines Detail der Armut ist, wenn du 2 Euro sparst und alle sich abtöten. Nun, das Haus gegenüber kann man problemlos kaufen. Das sind die üblichen „kleines“ Widersprüche im Werk.

Ein anderer „kleiner“ Widerspruch besteht darin, dass man annimmt, dass am Zentralsitz des Werkes, wo der Vater und seine Direktoren leben und wirken, die Arbeit modellhaft geschieht, da der Gründer immer sagte, dass die Heiligung der Arbeit der Angeld er echten Spiritualität ist, die uns, die wir entschlossen sind, mit Gott umzugehen, in die weltlichen Angelegenheiten eintauchen lässt (Freunde Gottes 61), erfüllt nicht einmal die Minimalerfordernisse eines Jobs in der Berufswelt, also: einen Vertrag, fixe Arbeitszeit, Ferien, ein Gehalt. Tatsächlich gibt es keine Vereinbarungen, keine freien Tage, denn es gibt immer was zu tun, auch an Sonn- und Feiertagen, und ich spreche aus Erfahrung – und es gibt keinen Urlaub, sondern Jahreskurse, und es gibt auch keinerlei Abgeltung für diese Arbeit. Vielleicht kann mir bitte jemand erklären, wie das mit einer laikalen mentalität und der Heiligung einer beruflichen Arbeit am Zentralsitz des opus dei zusammenpasst. Und wer Zentralsitz sagt, sagt auch Kommissionen und Delegationen.

Nachdem ich diesen „kleinen Widerspruch erörtert haben, widme ich mich wieder der Arbeit in VT. Die Leute bringen die Post ins Generalsekretariat, wenn die Verwaltung mit dem putzen fertig ist, und arbeiten an den ihnen anvertrauten Aufgaben. Vor dem Essen, um 13.20 h, werden die Preces gebetet. Dann gibt es das Mittagessen, entweder im Speisesaal der Mitarbeiter oder in dem für die Direktoren des Generalrats. Nachher ist Tertulia. An der Tertulia des Generalrats nehmen der Vater und die Kustoden teil, die aber gesondert essen. Manchmal lädt man Leute, die auf der Durchreise in Rom sind, ein, mit dem Generalrat zu essen oder an der Tertulia des Vaters teilzunehmen. Danach gibt es die Tertulia, manchmal den Rosenkranz in der Familie und dann arbeitet man weiter, macht Normen, es gibt Kaffeetrinken etc. Das Abendessen ist früh, um 19.30 h. Dann ist eine Zeit der Erholung, um die Nachrichten zu sehen, etwas Dringendes zu erledigen, die Aussprache oder Beichte zu machen  etc. Die Tertulia am Abend ist um 21.30 h; dann gibt es nur mehr die Gewissenserforschung und man geht ins Bett.

Wie ich schon gesagt habe, gibt es vier Gruppen im Zentrum der Mitarbeiter, zwei in Uffici und zwei in Vicolo. Jede vin ihne hat einen Subdirector – also der Direktor der Gruppe, so wie in den Studienzentren mit vielen Mitgliedern – einen Sekretär und einen Beichtvater. Die Gruppen umfassen 10 oder 12 Personen, darunter einige Priester. Gruppe 4 besteht aus den Jüngsten und Gruppe 1 aus den Ältesten, obwohl es bei allen ein wenig von allem gibt. Es gibt Leute, die seit 30 Jahren in diesem Haus leben, und das merkt man ihnen in jeder Hinsicht an. Viele von den Mitarbeitern sind Studenten des Collegium Romanum, die ihr kirchliches Studium und die vorgesehene Weihe (auf Anordnung) auf „Standby“ gestellt haben und die eines Tages geweiht werden; dann schickt man sie zurück nach Spanien, in ihre Heimatregion oder woanders hin. Manchmal können sie ihre Arbeit für den Generalrat mit den kirchlichen Studien oder irgendeiner apostolischen Tätigkeit in Einklang bringen, je nachdem, was wichtiger ist.

Wird fortgesetzt...