JasonJonas : Göttliche Statistik
5. Juni 2019
Es wäre spannend, mit präzisen Daten zu arbeiten (ich verfüge nicht darüber), aber wenn wir über Statistik reden (auch wenn dieser Aspekt für viele, namentlich für die glühendsten Verteidiger des Opus Dei, missachtet wird): Wie viele Menschen waren im Opus Dei wirklich glücklich? Oder anders gesagt, wie viele haben im Opus Dei den Weg gefunden, den sie in ihrem Leben gehen wollten? Waren es näherungsweise 1%, 10%, 50%? (von mehr als 50% zu sprechen wäre schon sehr viel, aber das ist meine persönliche Auffassung).
Die Statistik wäre eine Grundlage, sich für eine Institution zu entscheiden, je nachdem, was herauskommt? Ist es abwegig zu behaupten, dass Gott Wert auf Zahlen legt, so wie auf viele andere Aspekte des menschlichen Lebens? Sei es, wie es sei, du solltest dich eines fragen, bevor du die einzigartige, göttliche Entscheidung triffst, wenn du vorhast, dich dem Opus Dei anzuschließen, oder falls einer deiner Freunde oder Verwandten daran denkt:
• Wie viele Mitglieder sind tatsächlich beigetreten seitdem der Priester Escribá diese Organsiation „sah“, die er Opus Dei nannte? (Vor einigen Jahren gaben die Gebetszettel eine Zahl von 70.000 oder 90.000 aktiven Mitgliedern an, ich erinnere mich nicht mehr genau).
• Wie viele von denen, die seit dem 2. Oktober beigetreten sind, sind wieder gegangen? (Tausende, Abertausende).
• Wäre es abwegig zu sagen,dass in diesen 90 Jahren mehr als 450.000 Menschen beigetreten sind (Oder viel mehr? Oder viel weniger?) und dass 360.000 Personen wieder gegangen sind, und dann kämen wir auf die aktuelle Zahl von 90.000? (Die Zahlen sind allerdings reine Spekulation. Oder ist von 20 vielleicht doch nur einer übriggeblieben?).
• Wie viele von ihnen standen vor den Trümmern ihres Lebens? Tausende? Tausende! (viele haben sich davon erholt, andere nicht).
• Wie viele vegetieren heute im Opus Dei vor sich hin – weil sie sonst nirgends mehr hingehen können, aus verschiedenen Umständen? Wie viele würden jetzt gerne gehen? Wie viele werden morgen gehen wollen, wenn sie die Zusammenhänge durchschaut haben?
Freilich, man muss auch die Kehrseite der Medaille betrachten. Mit dem gleichen Recht könnte man vielleicht anmerken, dass sich Tausende und Abertausende Seelen Gott durch das Opus Dei genähert haben (man könnte an dieser Stelle jedoch auch anmerken, selig sind die, die sich Gott genähert haben, OHNE jemals beim Opus Dei gewesen zu sein). Die allgemeine Schätzung, von der wir ausgegangen sind, nimmt an, dass etwa 80% der Mitglieder gegangen seien. Wenn es aber umgekehrt wäre und nur 10%-20%-30%-40% gegangen wären, wäre das Opus Dei dann gut, weil 90%-80%-70%-60% geblieben sind? Wie viel ist viel? rechtfertigt ein großes Gut ein großes Übel? Tausende positive Erfahrungen rechtfertigen keine einzige schlechte (und von denen haben wir Tausende dokumentiert). Die Gerechten bezahlen für die Sünder mit, aber wer sind die Gerechten, und wer die Sünder? Für das Opus Dei gilt jedenfalls, dass nicht der Mörder, sondern der Ermordete schuldig ist, sie haben die schlechten Erfahrungen zu verantworten, das„Werk – die schöne Mutter“, bleibt davon unberührt, ja unberührbar, weil es von Gott ist.
Ist also die Statistik von Bedeutung? Ja und nein.
• Sie ist von Bedeutuung, weil wir Menschen sind, und weil es auch für einen tiefreligiösen Menschen mit Vernunft, der bemerkt, dass es in einer Institution, sei sie religiös oder nicht, und erst recht, wenn sie es ist, von Bedeutung ist, wenn es ständig TAUSENDE Betroffene gibt, die Elend und Unbehagen erleben, denn das wäre ein ausreichender Grund, NICHT beizutreten.
• Andererseits ist sie vollkommen bedeutungslos, denn das Leiden einer einzigen Person rechtfertigt es nicht, und hier handelt es sich um Zigtausende, wenn das Opus Dei das ist, was es zu sein vorgibt, „Werk Gottes“, auch nicht im Sinne eines „größeren Gutes“, denn dann wäre all das Übel, von dem auch auf diesen Seiten berichtet wird, Gott anzulasten.
Wie ich bereits in früheren Beiträgen angemerkt habe, scheinen solche Vorkommnisse nicht ausschließlich im Opus Dei zu geschehen. Wo ein Mensch Böses erleidet, müssen wir auf der Hut sein, in jeder Situation und bei jeder Organisation, und so auch beim Opus Dei. Und das gilt gerade auch für eine Institution der Kirche, denn man kann und soll zwar in jedem Moment das Kreuz ertragen, aber nicht einen elenden Betrug (man beachte nur die Tausenden Beiträge auf dieser Seite).
Gott hat seine Wege, Gott handelt auf unterschiedliche Weise, Gott ist in allen unseren Erfahrungen gegenwärtig, und kein Mensch kann seinem Leben auch nur eine Sekunde hinzufügen. Wenn Gott das Böse als solches auch nicht will, so lässt er es doch zu, doch mit dem Willen, dass die Menschen das Böse in seinen geistigen und materiellen Formen vermeiden. Ich bin kein Theologe, aber vielleicht lässt sich auf dieser Linie so argumentieren: Ist es der Wille Gottes, dass dir ein unreifer Schnösel, der, vielleicht noch schlimmer, sich selbst für reif und erfahren in den Dingen Gottes hält, versichert, dass Gott dich von Ewigkeit her in sein Opus Dei berufen hast, und dass du dort ein, fünf, zehn, 15, 20 Jahre oder mehr verbringst, indem du dich im Opus Dei „heiligst“ und unter Umständen erst nach all diesen Jahren draufkommst, was das Opus Dei wirklich ist (man beachte nur die Tausenden Beiträge auf dieser Seite), dem du dich hingegeben hast, und dass Gott dir sagt: Jetzt kannst du gehen, alles, was du getan hast, habe ich zugelassen zu deinem Heil“? Nein! Wenn Gott schon das Böse zulässt, so wünscht er es jedenfalls nicht, er will nicht „per se“ dein Elend, besonders nicht, wenn du es vermeiden kannst: Geh nicht dorthin, wenn dir tausende und abertausende Menschen sage, dass du dort unglücklich sein wirst! Geh besser nicht hin! (Oder, wenn du schon drin bist, lauf davon!). Wir, die wir all das im kleineren oder größeren Maß miterlebt haben, werden im Vertrauen auf Gott erfahren, welchen Sinn diese Erfahrung hat. Die Erfahrung des Elends kam jedenfalls nicht unmittelbar, sondern mit der Entdeckung, dass wir dem Betrug, der Manipulation, der Lüge, dem Mangel an Nächstenliebe etc. aufgesessen sind.
Bringt unser dieser Eifer zu warnen dazu, dem Opus Dei zu schaden? Keinesfalls! Niemand sollte einem anderen Böses wünschen - aus welchem Grund sollte ich es tun? Aber ich beobachte das Opus Dei aufmerksam, denn es hat die Macht, viele Menschenleben unglücklich zu machen. Was soll das Opus Dei tun? Sich von Grund auf ändern (als ob das so einfach wäre!). Aber so einfach ist das alles nicht… Neulich habe ich hier sinngemäß gelesen: „Mehr Jesus Christus, weniger Escribá“. Wenn man diese Formel im Gewissen und in der Realität umsetzen möchte, dann wird sich die Perspektive völlig verändern, das Auftreten und die Gewichtung der Dinge. Werden sie es rasch umsetzen, zum Wohle der Menschheit und der Kirche? Ich glaube nicht, denn sie sind so versunken in ihr institutionelles Ego, in das große „Werk Gottes“, aber, wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Alle Wege führen nach Rom, sagt ein altes Sprichwort. Nun gut, es hat sich gezeigt, dass der Weg, Mitglied des Opus Dei zu werden oder in ihm zu bleiben, in welcher Weise auch immer, dich mit einer sehr hohen statistischen Wahrscheinlichkeit ins Unglück stürzen wird (Es geht nicht darum, alles Gott hinzugeben, es geht um Betrug, Unterwerfung und Lügen – Tausende Beispiele dafür liegen vor); es geht nicht darum, sich in etwas völlig Irrelevantes zu verlieren, sondern um eine EINZIGARTIGE GÖTTLICHE Auserwählung. Ich bin überzeugt davon, dass Gott für jedes menschliche Wesen, dem er die Entscheidungsfreiheit gegeben hat (auch innerhalb des Opus Dei), nicht gewollt hätte.
JasonJonas