Ladrón: Eine unterhaltsame Geschichte

13. April 2009

Ich lese immer wieder so viele Zeugnisse und habe Lust, auch mein Sandkörnchen beizutragen. Vielleicht kann es ein wenig helfen, oder zumindest zum Lächeln bringen und einer so schrecklichen Sache ein wenig die Spitze nehmen. Trotzdem: Wenn ich sehe, was einige hier erzählen, verstehe ich, dass es einige dramatische Fälle gegeben hat, und ich möchte sie gewiss nicht relativieren. Ich sehe, dass viele mit Groll vom Werk sprechen, das sie verlassen haben. Ihr Zeugnis hinterlässt zweifellos einen bitteren Nachgeschmack; ich verstehe fast alle ihre Gesichtspunkte, auch wenn ich einige teile und viele nicht. Ich werde erklären, warum.

Ich wurde 1978 Numerarier des Werkes, nach Besinnungstagen in La Estila in Santiago de Compostela. Als ich mit 34 das Werk verließ, hatte ich mein halben Leben drinnen verbracht, 18 Jahre. An einem verregneten Sonntag im Dezember, als alle anderen beim Essen waren, ging ich allein weg; ich trug meinen ganzen Besitz in einer großen Tasche bei mir, ging in die Kapelle, um mich zu verabschieden, und ging das letzte Mal von Zuhause weg, in eine kleine Pension, denn das war das Einzige, was ich mir leisten konnte. Als ich den Schlüssel in meinem neuen Heim umdrehte, hatte ich das Gefühl, dass die Welt über mir zusammenbricht, eine Welt, für die ich nicht vorbereitet war, denn niemand, der aus dem Boot aussteigt, ist so gewitzt, dass er nicht zuerst das Gefühl hat, er müsse untergehen...

Mein Weggang war weder einfach noch in einem Tag abgetan so wie bei vielen. Auch wenn es ein bisschen seltsam klingen mag, aber ich hatte vom Tag meines Beitritts angefangen wegzugehen. Ich will das erklären: Ich war immer ein wenig dumm, mehr als dumm, leicht zu beeinflussen und schüchtern. Diese Charakterschwäche brachte mir mehr als eine Unannehmlichkeit und viele Tränen.

Mit fünfzehn weiß man noch nicht wirklich, was man will. Vor allem, wenn alle anderen außer dir alles mit einer Klarheit sehen, die dich lähmt. Als sie zu mir von der Berufung sprachen, kam es mir vor, als redeten sie Chinesisch. In Wahrheit, wenn ich auch meinen Glauben lebte, so hatte ich doch niemals eine Beziehung zu Gott begonnen, um mit ihm „zu sprechen“. Das Beste, was ich in diesem Alter erreichen konnte, war, im Gebet ungefähr über meine Gefühle zu sprechen, eine Art Selbstgespräch, aber ohne ein Echo von der anderen Seite zu vernehmen. Ich hatte viel davon gehört, dass man den Rosenkranz beten soll, das persönliche Gebet pflegen etc., und weil es mir so oft wiederholt wurde, schwamm ich irgendwie auf dieser übernatürlichen Welle mit; aber mit 18 war ich, was das Opus Dei betrifft, blind. Blind und taub. Wenn ich heute ruhig darüber nachdenke, komme ich zu dem Entschluss, dass ich zu keinem Moment geeignet war. Aber mit 18 gibt sich niemand Rechenschaft über sich selbst.

Operation Pfeifen

In den Wochen vor meinem Beitritt zum Werk hatten sie sich im Club ein Ziel von über 20 Berufungen gesetzt. Sie hatten ein Schleppnetz ausgelegt und schleppten alle Fische ab, Fledermäuse und was sie dort erwischten, eben auch mich. Ich erinnere mich, mit einem „Älteren“ gesprochen zu haben, der im Zentrum lebte, und mit dem Priester. Die zwei waren sich ganz einig, dass sie meine Zukunft klar erkannten; ich sah nichts und sehe bis heute nichts. Ich erinnere mich, dass sie mir sagten, dass es ein deutliches Zeichen wäre, dass ich Berufung hätte, wenn ich Angst davor habe. Und ich erinnere mich, dass ich nicht nur Angst, sondern Panik hatte, kalte Schweißausbrüche und Schwindelgefühle, denn die Hingabe, die sie mir vorschlugen, kam mir als etwas sehr Großes vor und ich spürte, dass es mir zu viel war.

Mit fünfzehn hatte ich noch keine Freundin gehabt, aber mir war klar, dass ich eine haben wollte, ausgehen, mich binden, das Leben leben. Ich wusste, dass es mein Leben war, meine Freude, das was mich interessierte und mein Leben ausmachte; ich dachte daran, einmal zu heiraten, Kinder zu haben, und mein Herz war feurig vor Lebenslust. Angesichts meiner Ablehnung nahmen sie mich (denn ich war fügsam) auf Besinnungstage mit. Ich erinnere mich, dass mein Seelen-„Freund“ von den Römern und den Löwen sprach, die die ersten Apostel fraßen, und ich wäre ein Scheißkerl, ein Egoist, wenn ich mich nicht in dieses Heer einreihe, das sich anschickte, die Welt zu erobern. Und ich wollte wie immer bei der stärksten Truppe sein und schloss mich an. Gibt es mit 15 Jahren einen besseren Grund? Ich war ein Junge mit Idealen, einem guten Herzen, fröhlich, hilfsbereit und glaubte, dass das meine Sache sei. Ohne darüber nachzudenken, was des für mich bedeuten solle, aber um nicht als Angsthase zu erscheinen unterschrieb ich, bereit, mich von den Löwen fressen zu lassen.

Heute sind so viele Jahre vergangen, ich bin 43 und froh darüber, dass ich Gott auf meine Weise meine Jugend hingegeben habe. Ich weiß, dass es einigen sinnlos erscheinen könnte, für mich ist es aber so. Ein alter Numerarier, mit dem ich einmal die Aussprache gemacht habe, meinte freundlich-ironisch: “20 Jahre im Opus Dei haben noch keinem geschadet”. Einige werden ihn zum Teufel wünschen ? Ich gebe ihm recht.

Ganz allein

Manchmal male ich mir aus, dass ich als einziger ein Erdbeben überlebe und dann nach Bruno Buozzi gehe, dem Zentralsitz des Werkes, denn ich sterbe vor Neugier, was wohl in meinem “Akt” steht; ich glaube nicht, dass ich das noch einmal machen würde, denn meine 18 Jahre im Werk waren eine einzige Katastrophe.

Obwohl ich meine Ausbildung zum Ingenieur abgeschlossen hatte (ich war unfassbar dumm), bekam ich niemals einen Leitungsauftrag, hörte nie eine Aussprache, sie ließen mich keines von den internen Dokumenten lesen, die ich hier lesen kann, ich habe nie das „Santa María Spes nostra“ vorbeten dürfen, nie den Schlüssel zum Fernseher gekriegt, nie eine unzensurierte Zeitung in die Hand bekommen. Das einzig „Wichtige“, was ich jemals gemacht habe, war, einen Kreis für fünf Personen zu halten, als der Direktor heiser war, mit zwei frustrierten Numerariern als Zuhörern und der vierte kam zu spät. Es war wohl nicht besonders gut, denn sie luden mich nie wieder ein, einen Kreis zu halten.

In diesen 18 Jahren habe ich glückliche Augenblicke erlebt und Freunde gefunden. Ich meine, dass hier die große Ungerechtigkeit geschieht zu übersehen, dass es im Werk viele gute und hingegebene Menschen gibt. Ich zumindest habe solche getroffen. Sicherlich gibt es genug Fanatiker und „Selbstmordattentäter“, aber der Großteil der Leute, die ich kannte, war normal. Unter den Assoziierten habe ich, mehr noch als unter den Numerariern, gute Leute getroffen, gescheit, herzlich, Burschen, die ihre Hingabe vorbildlich lebten, ohne sich viel um den Rest zu kümmern. Ich habe auch echte Idioten getroffen, feige Direktoren, die sich nach Gerüchten orientierten, und nach Leuten ohne Charakter.


Meine Achillesferse ? die Reinheit

Mein großes Problem im Werk waren die Reinheit und die Phantasie. Vom ersten bis zum letzten Tag hatte ich meine Probleme damit; ich sprach immer aufrichtig darüber und ging immer zur Beichte, wenn ich gefallen war. Manchmal hielt ich etwas länger durch, aber immer wieder kehrte ich zu meinem Fehler zurück: Ich masturbierte mehrmals die Woche, und zwar schon bevor ich gepfiffen hatte. Wer im Werk war, weiß, welche Anstrengung mich dieser jahrelange Kampf gekostet hat. Ich versuchte aufzustehen und konnte es nicht. Andere kämpften darum, das “ts” in “Sedes Sapien”tsie” korrekt auszusprechen; ich bemühte mich darum, sauber zu bleiben.

Aufgrund dieses Defekts reduzierte sich mein gesamtes Innenleben nur auf diesen einen Punkt: nicht zu fallen. Es ist traurig, aber wahr; mein Leben „kontemplativen Einsseins“ erschöpfte sich darin, die Tage bis zum nächsten Fall zu zählen. In einem der Dokumente, die ich hier gelesen habe, habe ich die wundersame Antwort auf mein Problem gelesen. Die jahrhundertealte Erfahrung der Kirche hinsichtlich der Tauglichkeit von Berufungen zeigte mir, dass der, der die Keuschheit nicht leben kann, eben nicht berufen ist. Jetzt lese ich es und verstehe es, und es ist so normal…

Was ich nicht verstehe, ist, dass nach 18 Jahren wöchentlichen Scheiterns niemand im Werk auf die Idee gekommen ist, mir zu sagen: “Junge, das ist nichts für dich, komm, lass es bleiben”. Es wäre so einfach gewesen, es mir vor der Admission, der Oblation oder der Fidelitas zu sagen; warum haben sie sich so sehr darauf versteift, mein Problem nicht sehen zu wollen? Ich werde es nie erfahren.

Im Lauf der Zeit wurde es schlimmer. Da ich sympathisch war und eine gewisse Ausstrahlung hatte, nahm mich eine Studienkollegin mit; am Arbeitsplatz geschah das ebenfalls. Und wenn es nicht so war und ich glaubte, drinnen zerplatzen zu müssen, ging ich einige Male – verzeiht mir den Ausdruck – zu Huren. Außerdem gab es bei den Novenen zum Immaculata, bei UNIV und in den Bibliotheken der Universität keine Numerarierin, in die ich mich nicht Knall und Fall verliebt hätte, diese engelgleichen Geschöpfe, die so wie ich waren, nur dass sie einen langen Rock trugen. Ich begann ein Doppelleben zu führen: Das wirkliche Leben eines Numerariers im Zentrum, und das andere, in meiner Phantasie, wo ich mich inmitten der Welt sah, glücklich und zufrieden. Ich schaute mir die Augen aus, um das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, der mir schon zu lang wurde. Aber ich dachte nie ernsthaft ans Weggehen, denn allein schon darüber zu sprechen erschien mir als Zeichen von Schwäche. Ich sprach aus, was ich fühlte, und das kam mir schon groß vor, was ich nicht wollte und was nichts für mich war, aber die einzige Antwort, die ich bekam, war immer dieselbe: Wenn du gehst, bereite dich schon mal aufs Ende vor, denn ein Numerarier, der gegangen ist, wurde eine Woche später von einem Autobus überfahren, ein anderer heiratete eine sehr liebe Numerarierin, die ihn nach neun Monaten als Witwer zurückließ, und einem dritten Ex blieb das Herz stehen, als er sich am Kiosk “El País” kaufte.

Das mag lächerlich klingen, aber einmal hat uns der Priester in La Estila bei Besinnungstagen erzählt, dass er einen Numerarier gekannt habe, der gegangen ist; er wurde gefunden, das Gesicht von Würmern zerfressen; er war allein in seiner Wohnung gestorben, an einem Herzinfarkt, und im Sterben ist ihm der Kopf in den Suppenteller gesunken. Das klingt jetzt grauenvoll, aber es ist wirklich so passiert. [Anmerkung des Übersetzers: Kommt diese Szene nicht in dem Film „Sieben“ vor? Wie viele Dinge, Erzählplankton und Großstadtsagen, sind angeblich im Werk passiert, aus dem einfachen Grund, dass weil die von allem isolierten Mitglieder keine Gelegenheit hatten, diese Geschichten woanders zu hören! Kein Numerarier hätte es riskiert zuzugeben, dass er diese Episode aus einem anderen Zusammenhang kennt, denn ins Kino zu gehen ist strikt verboten!]

Das Bild hat sich mir eingeprägt und mich lange Zeit davon abgehalten, das Werk zu verlassen, denn ich wollte eine romantischere und heroischere Todesart als den Untergang in einem Teller Knorr-Suppe.

Wenn ich all das im Abstand der Zeit betrachte, merke ich erst, wie schwach ich war, und ich war so anständig, niemals etwas in der Beichte oder der Aussprache zu verschweigen. Wie man sich vorstellen kann, war es für mich grässlich die Aussprache zu machen, aber ich machte sie, mochte es regnen oder schneien. In diesen 18 Jahren habe ich niemals gern über meine Angelegenheiten gesprochen, und ich habe auch niemanden getroffen, der mich wirklich verstanden hätte. Außerdem beichtete ich immer mit dem festen Vorsatz mich zu bessern, und ich habe nie die Hoffnung aufgegeben von meiner schlechten Gewohnheit wegzukommen, wie schlimm sie auch scheinen mochte.

Manchmal frage ich mich, aufgrund welcher Kriterien die Direktoren mich Jahr für Jahr ermuntert haben weiterzumachen. [Anmerkung des Übersetzers: Warum sollte man darauf verzichten, einen Menschen auszuhorchen, zu beherrschen und ihn finanziell völlig auszubeuten?] Heute erscheint mir das eine unglaubliche Ungerechtigkeit. Ich bin überzeugt, dass viele von den Direktoren, mit denen ich zu tun hatte, Gott gegenüber Rechenschaft ablegen müssen dafür, dass sie mich schlecht beraten haben. Aber ich, der ich viele schlechte Schritte gesetzt habe, vergebe ihnen von Herzen, denn Gott selbst hat mir in seiner unendlichen Barmherzigkeit vergeben, und mit umso mehr Grund muss ich ihnen vergeben.


Die Pamela Anderson des Opus Dei

Bevor ich vom Werk war, führte ich ein völlig normales Leben, mit allen Licht- und Schattenseiten. Nach Jahren lähmender Askese blockierten mich die sexuellen Obsessionen völlig. Mein Leben bestand aus langen Beinen, Mädchen, die mir einen Blick zuwarfen, Pin-ups, die lebendig wurden und mir schelmische Blicke zuwarfen, wenn ich Zigaretten kaufen ging. Ich gab nicht auf, ich kämpfte aus Leibeskräften um die Reinheit, die ich nie erreichte, und schließlich landete ich in der Klinik, um bei der Mutter der schönen Liebe und bei Dr. Sarrais Hilfe zu finden.

Ich kam in die psychiatrische Abteilung der Universitätsklinik von Pamplona, und ich fasste nicht nur Beruhigungstabletten aus, SEDOTIME, sondern auch einen Testosteronhemmer namens ANDROCUR. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen, wie der Direktor zu mir sagte: Auch wenn es künstlich ist, damit wirst du nicht mehr um die Reinheit kämpfen müssen”. Gesagt, getan, ich nahm die Pillen, und der Vogel blieb fortan in seinem Nest; mehr noch, ich dachte schon, er sei überhaupt nicht mehr durchblutet, denn er gab kein Lebenszeichen mehr.

Das Problem war allerdings, und heute muss ich lachen, wenn ich das erzähle, kurz nachdem ich mit der Einnahme dieser Tabletten begann, begannen auch meine Brüste zu wachsen. Nicht lachen! Der Fachausdruck dafür lautet Gynäkomastie. Jesus! Vor der Entscheidung, die Pamela Anderson des Opus Dei zu werden oder ich selbst zu bleiben, entschloss ich mich für das letztere.

Jemand könnte jetzt glauben, ich sei nicht normal gewesen. Da ich niemals erfuhr, welche Kämpfe die anderen auszustehen hatten, hielt ich mich jedenfalls für einen Sonderfall; aber da ich keinen Sinn mehr sah, die Direktoren blind waren und einer Person, die offensichtlich nicht geeignet war, jede weitere Hilfe verweigerten, begann ich nach und nach klarer zu sehen.

Als ich vom Werk wegging, habe ich die schönste Frau der Welt geheiratet, ich habe ein behindertes Kind, das ich sehr liebe, ich führe ein völlig normales Sexualleben, bin treu und genieße das Leben, wie ich es schon vorher getan habe. Nach so vielen Jahren der Unsicherheit, der Angst, der Frustrationen fühle ich eine große Befreiung darin, mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen leben zu können. Das klingt egoistisch, bei mir ist das aber nicht so, denn ich habe keinerlei Verdienste in Bezug auf mein Leben, denn andere haben es für mich gelebt. Und ohne Freiheit, so glaube ich mich nach vier Jahren Theologie erinnern zu können, gibt es kein Verdienst.

Mir gefällt das nicht, “Gottseidank sind wir gegangen”; es klingt für mich rachsüchtig und unfruchtbar. Ich könnte nicht leben, wenn ich immer daran denken muss, dass ich mein halbes Leben dort verloren habe. Ganz im Gegenteil: Gott ist der Herr auch unserer Lebensgeschichten, und er weiß, warum er uns diese Zeit dort gelassen hat. Ich glaube, dass jeder von uns glücklich ist, wenn er seinem Weg folgt. Manchmal lügen wir uns an und geben dem Werk die ganze Schuld; meine Schuld ist jedenfalls meine Schwäche, mein Mangel an Charakter und an Entschlossenheit, in jedem Moment das auszusprechen was ich wollte. Heute lebe ich sehr glücklich; den Tag über wiederhole ich häufig Stoßgebete an Jesus und Maria, aber nicht mehr aus Verpflichtung wie früher, sondern jetzt kommen sie aus mir selbst.

Unser Vater, für den ich niemals wirkliche Sympathie empfunden habe, sagte, dass die Gegenwart Gottes das wahre Kennzeichen inneren Lebens sei. Es mag euch ironisch erscheinen, aber ich habe sie. Ich war eine Mischung aus St. Augustin, einem Schurken und Judas, aber manchmal glaube ich, dass Gott mir zulächelt, denn er schrieb mit mir ein wunderbares Gedicht, nicht auf krummen, sondern auf senkrechten Zeilen!

Der Lebensfunke

Ich glaube tatsächlich, dass das Werk nach Coca Cola die beste Erfindung des zwanzigsten Jahrhunderts ist. Eine passende, ideale Formel, um das Glück zu finden, Gott inmitten der Welt zu begegnen – ich glaube, es gibt nichts Größeres. Ich glaube, nur das verdient unsere ganze Aufmerksamkeit. Die Idee, sich in den alltäglichen Kleinigkeiten zu heiligen, ist unfassbar erhaben, und das klingt überwältigend. Ich habe 20 Jahre gebraucht, um das zu entdecken, und wenn ich auch nicht der Richtige bin, um das zu empfehlen, mit jedenfalls hat es geholfen. Wir alle hoffen, unserem Leben einen Sinn zu geben. Die Zeit vergeht, und wenn wir ihn nicht finden, laufen wir Gefahr unsere Lebenszeit mit “Nichtigkeiten” anzufüllen, unsere Freiheit zu missbrauchen und nirgendwohin zu gelangen. Heute sind alle meine Tage voller Liebe zu den anderen.

Ich habe vorhin gesagt, dass ich das Werk für eine gute Erfindung halte. ich glaube daran. Aber auch das Dynamit und die Bakterien waren hervorragende Entdeckungen, auch wenn man sie mitunter missbraucht. Ich bedaure, dass das Werk in vielen Fällen, so auch in dem meinen, eine hervorragende Medizin war, die schlecht angewendet wurde. Mir haben die 20 Jahre zuhause gut getan. Ich bin, der ich bin, ob darum oder trotzdem, weiß ich nicht. Viele sind im Werk gut aufgehoben, und ich freue mich für sie. Ich freue mich, wenn ich sie glücklich an ihrem Platz sehe, hingegeben. Andere sehe ich traurig, lebende Tote.

Schlussendlich trifft jeder selbst die Entscheidung, wie er es im Leben haben will. Ich kenne viele Fälle von Leuten, die gegangen und auf die Schnauze gefallen sind und denen es jetzt ziemlich schlecht geht. Drinnen oder draußen zu sein, das heißt noch gar nichts, sondern nur, was man daraus macht, indem man die Umstände mit Reife und Mut annimmt. Ich wollte, dass wir ohne Groll zurückschauen, wie Oasis sagt, “Don´t look back in anger” (Schau nicht im Zorn zurück). Es ist ein schönes Lied, und falls wir unsere besten Jahre in Vietnam verloren haben, eines mit einer ernsten Botschaft.

Ladrón

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