Ana Azanza: Erbschaften

Freitag, 14. Mai 2021


Hallo zusammen!

letzter Zeit ist hier viel von Erbschaften die Rede. Sie jagen ihnen schamlos nach, und es ist ohne Zweifel eine unabdingbare Zutat bei den Berufungen, sie sich zu sichern. In dieser Angelegenheit ist kein Platz für halbe Sachen. Wenn du schon einmal den Fehler begangen hast, den Brief zu schreiben, ist es so sicher wie das Amen im Gebet, dass eher früher als später die Frage nach dem „Patrimonium“, nach deinem „Vermögen“ auftaucht. Damit rechnet wohl niemand, und es ist eine der größten Überraschungen in der Laufbahn eines Numerariers.

Wenn man ab dem Alter von 16 Jahren ein „religiöses“ Leben führt, das aus dem Verzicht auf eine normale Jugend besteht und darin, immer an Gott, das Apostolat, die Normen der Frömmigkeit, die nächste Beichte, das nächste brüderliche Gespräch, die anstehenden Abtötungen zu denken… und wenn du dann 18 Jahre alt und „auf Zeit“ eingegliedert bist, sprechen sie dich auf dein „Erbe“ an. Während du mit deinem Kopf bei den Aufnahmsprüfungen für dein  Studium bist, kommen sie zu dir und kommen genau wissen, was dir deine Eltern in ferner Zukunft hinterlassen werden.

Es ist völlig unwahrscheinlich, dass jemand unter den Umständen der Gehirnwäsche und des vollen Vertrauens in eine Institution der Kirche, der felsenfest davon überzeugt ist, dass er für seinen Weg der Heiligkeit von Ewigkeit her ausgewählt wurde, daran denkt, jemand anderem als dem „Opus Dei“ Geld zu hinterlassen. Die Dinge sind so, und wenn das Opus noch so unschuldig behauptet, seine Mitglieder seien „ganz frei“ zu entscheiden – sie befinden sich in einer Situation der Täuschung und des Zwangs.

Das war bei mir jedenfalls so, erstens, weil ich in diesem Alter nie darüber nachgedacht habe und ich an das Erbe meiner Eltern keinen Gedanken verschwendet habe. Aber das „opus dei“ denkt vom ersten Moment an darüber nach. Sie raffen alles ein , was sie können. Es ist eine weitere kapitalistische Gesellschaft und wir waren ihre Sklaven.

Wer hatte keine Erbschaften in Aussicht hatte, konnte aber doch noch als Arbeitskraft auszubeuten sein, als unbezahltes Dienstmädchen, bei dem sie sich sogar die Sozialversicherung sparten.

In meiner Nähe kenne ich jemanden, der heute eine dürftige Rente genießt, weil er als Koch ohne soziale Sicherheit in einem Studentenwohnheim gearbeitet hat, das von einem opus-Landpriester geführt wird. So wurden die Dinge in Spanien gemacht, wo sie das Sagen hatten. Wenn sie dem nachgegeben haben, dann deshalb, weil sie keine Wahl hatten, aber es war die gegenwärtige und zukünftige Sklaverei von uns allen, die wir in ihren Reihen waren.

Wenn du sozial ganz oben standest, war jedenfalls alles anders.

Ich möchte auch auf den Fall einer ehemaligen Numerarierin verweisen, die fast 40 Jahre lang dabei war, aus der Opus-Aristokratie der Stadt, aus der oberen, gut situierten Großbürgerschicht. Eine angesehene Anwältin. Seit diese Person das Werk auf ihren eigenen Wunsch verlassen hat, hat sie gesehen, wie ihre Brüder, die im Gewöhnlichen die Heiligkeit suchen, sie nach dem Tod ihrer Mutter vor 5 Jahren ohne ihr legitimes Erbteil zurückgelassen haben. Genau so. Das Gesetz spricht jedem Kind seinen Anteil zu, und natürlich wissen sie, dass ihre Schwester völlig mittellos ist. Sie war nie sozialversichert, hat keine Rente oder Ersparnisse. Und in ihrer Eigenschaft als doppelte Brüder, des Blutes und der Berufung, haben sie ihr nichts hinterlassen.

Sie wissen, dass sie keinen Anwalt bezahlen könnte, weil es natürlich nur rechtens wäre zu beanspruchen, was fällig ist. Aber zuerst muss man essen und überleben, für Anwälte reicht es nicht mehr. Lassen wir also die Höflichkeiten beiseite. Sie bereichern sich schamlos und ziehen die Leute bis aufs Hemd aus.

Ich spreche lieber nicht über mich selbst. Alle Angriffe, die das „opus dei“  direkt oder indirekt gegen mich geführt hat, gingen um Geld; am liebsten hätten sie mir gar nichts gelassen.

Das ist in Wirklichkeit ihr Charisma, sie schleichen ums Geld wie die Katze um den heißen Brei.

Es scheint mir also angebracht, ihnen unter keinen Umständen auch nur einen einzigen Cent zu geben, und sich hier abzusichern: Sie wollen nur Geld, das Macht gibt.

Schöne Grüße

Ana Azanza