Carmen Charo:  Sie wissen nicht, wie sie erklären sollen, wer sie sind

24.11.2021

Vor ein paar Tagen sah ich mir auf einem lokalen Fernsehsender eine Doku über Leute aus der Gegend an, die in verschiedenen Teilen der Welt leben, und bei einer von ihnen ging mir  ein  Licht auf, und ich dachte: „Die ist vom Opus“. Meine Vermutung bestätigte sich, ich werde sie aus Respekt vor ihrer Person nicht mehr über sie preisgeben, auch, weil ich denke, dass sie zu der Gruppe der guten Leute innerhalb der Sekte gehört. Aber es hat mich dazu gebracht, über ein paar Dinge nachzudenken.

Das Eine ist, dass die Initiative sicherlich von ihr ausging, aber ordnungsgemäß von oben vorbreitet und zensiert wurde, was sie sagen oder nicht sagen sollte. Ich zweifle nicht daran, denn das Markenzeichen der Organisation ist die Kontrolle. Warum durfte sie in der Show auftreten?

Zweitens, dass sie ihre Mitgliedschaft im Opus Dei nicht preisgibt und sagt, dass er vor 20 Jahren ins Land gegangen ist, um ehrenamtlich zu arbeiten.

Drittens:  Meistens stellen die Menschen, die ihr Leben in einem Land bekannt machen, ihr Umfeld vor, ihren Partner, Kinder, Freunde... Sie zeigte nur ihre Schüler. Kein Wort darüber, wo sie lebt, mit wem, was ihre Familie ist, warum sie nach 20 Jahren immer noch im Land ist, ob ihr Voluntariat beendet ist oder nicht. Sie nutzte aber  die Gelegenheit, um bei einem Besuch in einer Kirche niederzuknien und sich als glühende Katholikin zu zeigen.

Was habe ich gedacht?

Fast 100 Jahre nach der Opus-Gründung können sie sich immer noch nicht erklären, wer sie sind, oder sie schämen sich für ihre Zugehörigkeit zum Werk. Es muss wirklich schwer zu erklären sein, dass man mit 8 oder 10 anderen Frauen zusammenlebt und dass es kein Lesbenclub ist, keine WG für große Studentinnen oder alte Jungfern. Obwohl all dies besser sein sollte, als zu sagen, dass sie eine Gemeinschaft von Frauen sind, die ins Land gegangen sind, um zu evangelisieren. Wie soll man wirklich erklären, dass eine Gruppe von Frauen, die zusammenleben, nichts Seltsames ist?

Es ist merkwürdig, dass sie, wenn sie sich in dieser Situation sehen, zu erklären, was sie sind, über Familie sprechen und dann Teil der leidenschaftlichen Gruppen sind, die diejenigen angreifen, die die Vielfalt der Familienmodelle verteidigen, die derzeit auf der Welt existieren. Sie sind eine Familie, und auch diejenige  ist es, die von einem Mann, einer Frau und ihren Kindern gebildet wird. Aber sonst niemand! Das hat der Gründer klar gesehen.

Innerhalb der katholischen Kirche haben die verschiedenen Organisationen kein Problem damit, zu erklären, was sie sind und wie sie leben: die Fokolaren, die Laienmitglieder der Legionäre Christi … Aber das Opus Dei ist ein großes „Jein“. Sie leben wie die Ordensleute, aber erwähne es ihnen gegenüber nicht! Sie sind eine so seltsame Familie, dass sie es 93 Jahre nach ihrer Gründung nicht laut sagen können. Ich finde das erschütternd.

Diese Frau aus dem Programm könnte mir sagen, dass sie aufs Land gegangen ist, um zu evangelisieren, um soziale Strukturen zu christianisieren, aber das stimmt nicht, und wir alle wissen es. Sie bringen die  Menschen nicht zu  Gott, sondern in das Zentrum des Werkes. Sie arbeiten nicht für das Wohl des Landes, sondern nutzen alles Mögliche für ihren eigenen Vorteil, sie vieleicht, nein, aber ihre Chefinnen, denke ich schon!

Und es ist sehr merkwürdig, dass sie der Journalistin dort ihre Familie, ihren Alltag, über seine Arbeit hinaus nicht näher gebracht hat. Sind sie wirklich eine Familie?

Ich schreibe dies für die Leiterinnen, die uns lesen. Mal sehen, ob das  was nützt! Natürlichkeit, Spontaneität fallen durch ihre Abwesenheit auf. Ich glaube immer noch, dass eure Tage gezählt sind.

Carmen Charo

Eine kräftige Umarmung für alle ehemaligen Auxiliarinnen!