Götterdämmerung in Köln II

 

Der WDR meldete am 02.04.2022 in einem Artikel von Frank Piotrowski unter dem  Titel „Erzbistum Köln: Generalvikar tritt zurück“,  dass der 54-jährige Generalvikar und Opus-Priester Markus Hofmann darum gebeten habe, von dem Amt entbunden zu werden. Was war vorgefallen? Nach einem  Missbrauchsskandal schient nunmehr ein Opus Dei-Priester, der in Köln Karriere gemacht hatte,  über einen Finanzskandal  gestolpert zu sein. 

 

Hofmann war seit 1. Mai 2018 Verwaltungsleiter in Deutschlands größter Diözese. Während der Auszeit Kardinal Woelkis stand er als sogenannter Delegat auf Wunsch des Vatikan weiter der Bistumsverwaltung vor. Als Übergangsleiter Rolf Steinhäuser offenlegte, dass Woelki und sein Generalvikar im Zuge der Missbrauchs­aufarbeitung für Juristen und PR-Experten 2,8 Millionen Euro ausgegeben und dabei möglicherweise Gremien übergangen und das Kirchenrecht missachtet haben, bot Hofmann seinen Rücktritt an. Rom lehnte damals  ab.

 

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet, dass es um die „Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung im Erzbistum Köln" geht. Das will KNA aus Kirchenkreisen erfahren haben. Diese Stiftung hatte 2020 die Trägerschaft der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) in Köln Lindenthal übernommen. Ursprünglich wurde die Hochschule von den Steyler Missionaren in St. Augustin bei Bonn betrieben. Der Missionsorden hatte Schwierigkeiten, die finanziellen Mittel aufzubringen, um die Hochschule weiter zu betreiben. Nach KNA-Recherchen reichen die Stiftungsgelder aber nicht aus, um die Hochschule zu finanzieren.

 

Woelki sicherte seinen Gremien damals zu, dass keine Kirchensteuermittel für die Hochschule aufgewendet werden sollen. Stattdessen solle die Stiftung durch Großspender und Fundraising eine „Finanzierung von außen“ sicherstellen. Langfristig ist von einem Bedarf von acht bis zehn Millionen Euro pro Jahr die Rede. Die Mittel zur Anschubfinanzierung wurden aus dem sogenannten BB-Fonds entnommen, über den der Erzbischof verfügen kann und aus dem auch die Zahlungen an Missbrauchsbetroffene erfolgen. Der Topf reicht nach Informationen der KNA für die kurz- und mittelfristige Finanzierung nicht aus.

 

Mit Blick auf die „vertragliche Regelung ungewöhnlichen Inhalts“ erklärte das Erzbistum, Finanzdirektor Gordon Sobbeck und Justiziarin Heike Gassert hätten Woelki am Donnerstag die Erkenntnisse präsentiert und am Freitag den Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat, den Vermögensrat sowie den Prüfungsausschuss informiert. Die Angelegenheit werde nun rechtlich und wirtschaftlich geprüft.  Woelki kündigte jetzt an, dass die Verwaltung „professionalisiert“ wird. „Dieser Systemwechsel erfordert auch personelle Änderungen. Darum hat Generalvikar Hofmann mir angeboten, sein Amt neu zu besetzen“, erklärte der Erzbischof. Vielleicht dient der Rücktritt des stets loyalen Hoffmann aber auch als Bauernopfer, um seinen Chef nicht erneut in die  Schusslinie kommen zu lassen.

 

Hofmann ist in der siebeneinhalbjährigen Amtszeit der dritte Generalvikar, der sich von Woelki trennt. 2015 wechselte Stefan Heße als Erzbischof nach Hamburg. Seinen Nachfolger Dominik Meiering entband Woelki 2018. Das Erzbistum kündigte jedenfalls an, die Verwaltungsaufgaben in Deutschlands mitgliedsstärkster Diözese künftig in drei klar voneinander abgegrenzte Geschäftsbereiche aufzuteilen: Seelsorge, Finanzen und Verwaltung. Außerdem solle künftig die Position eines Verwaltungschefs eingeführt werden. Diese Aufgabe hatte bisher der Generalvikar. Hofmann galt in wirtschaftlichen und Verwaltungsfragen bisher nicht als Experte und hat das im Zusammenhang mit seinem Rücktritt jetzt auch öffentlich eingeräumt.

 

Wo sind die Zeiten, als sich die  laikalen „Fachleute“ des Opus einer angeblich weltfremden Kirche als Berater aufdrängen konnten?