Werner Billing:

Opus Dei und Scientology (Taschenbuch)

Wo die Grundüberzeugungen des Opus Dei und des Grundgesetzes kollidieren..., 9. November 2008

 

Die beiden Politikwissenschaftler Werner Billing und Michael Sauer haben sich mit dem Opus Dei und mit Scientology beschäftigt und sind der Frage nachgegangen, ob und inwieweit beide eine sektenähnliche Strukturen aufweisen. Diese Rezension bezieht sich ausschließlich auf den ersten Teil, der über das Opus Dei geht. Die Autoren untersuchen die Entstehung, Entwicklung und Verbreitung des Opus Dei, die Rechtsform der Prälatur, die innere Organisation der Prälatur, die theoretischen Leitbilder und Zielsetzungen und die staats- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen des Opus Dei. Besonders erwähnenswert sind die Ausführungen zu den staats- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen des Opus Dei (S. 28-55). Hierbei untersuchen sie sowohl deren Wurzeln in dem politischen Ordnungsmodell Thomas von Aquins (S. 49-51) wie auch deren Auswirkungen auf die Glaubensfreiheit und auf das pluralistische Gesellschaftsmodell (S. 51-58). Anschließend erörtern die Autoren, inwieweit die staats- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen des Opus Dei mit dem Grundgesetz vereinbar sind (S. 58-64). Das von den Autoren verfasste Resümee ist allerdings nur teilweise nachvollziehbar. Zum einen geht es nicht lückenlos schlüssig aus den vorherigen Ausführungen hervor, zum anderen wenden die Autoren eine Beurteilung an, die nicht unmittelbar einleuchtet. Problematisch daran erscheint vor allem, dass die katholische Glaubensüberzeugung, deren zufolge der katholische Glaube die höchste Wahrheit darstelle, in die Nähe fundamentalistischer Überzeugungen gerückt wird. Zugleich setzen Billing und Sauer die Glaubensvorstellungen des Opus Dei passagenweise gleich mit den Glaubensvorstellungen der gesamten katholischen Universalkirche. Zuzustimmen ist der Analyse Billings und Sauers, wenn sie feststellen, dass das Opus Dei mit pluralistischen Gesellschaftsmodellen auf Kriegsfuss steht: Das Gefahrenpotenzial für den Pluralismus hängt ab von der Verbreitung, der Mitgliederzahl und dem gesellschaftspolitischen Einfluss." (S. 65) Die Einflussmöglichkeiten der Prälatur auf gesellschaftspolitische Faktoren schätzen die Autoren hoch ein. Die einfachen" Mitglieder seien jedoch lediglich an einer Verwirklichung ihres persönlichen Glaubens" interessiert, wollten in absoluter Armut leben und somit große Entbehrungen auf sich nehmen". (S. 65) Zum Schluss ihrer Ausführungen zitieren sie den dem Opus Dei-nahestehenden Journalisten Vittorio Messori und man bekommt den Verdacht, dass es den beiden Autoren doch um eine teilweise Rechtfertigung des Opus Dei ging, indem sie die Glaubenspraxis der einzelnen Mitglieder als nicht gesellschaftsgefährdend beurteilen und indem sie das Finanzstreben des Opus Dei als belanglos abqualifizieren.

 

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