Anna Calzada : Die Familie von José María Escriba

 

Einleitung

Man sagt, dass jedes menschliche Wesen in seinem Inneren die Sehnsucht nach Dauer verspürt, dass seine Geschichte, mag sie klein oder groß gewesen sein, sich nicht auf die beschränkte Fassung von „wurde geboren, lebte, liebte, starb“ reduziert; und so schreiben manche Bücher, zeugen Kinder, pflanzen einen Baum – um in der Erinnerung derer fortzuleben, sie sie geliebt haben und/oder von  denen sie geliebt wurden. Wir sind die, die jetzt leben, und wenn wir auch aus der Vergangenheit lernen können, um Fehler in der Zukunft zu vermeiden, so können wir doch das nicht mehr ändern, was bereits geschehen ist. Wir können uns ein Spiel daraus machen zu überlegen, was geschehen wäre, wenn Napoleon bei Waterloo gewonnen hätte oder wenn Kolumbus nicht Amerika erreicht hätte… aber es ist eben nur ein Spiel. Wir können ebenso wenig leben, indem wir einem im Voraus niedergeschriebenen Plan Schritt für Schritt folgen; diese Versuchung, die viele von uns erlebt haben, pflegt damit zu enden, dass das Leben einen unverhofften Bruch erleidet und alles schief geht. Unsere Erfahrung im Opus Dei spricht dafür.

 

„In die Geschichte, Caligula!“ so beendet diese Figur bei Camus ihren Kampf gegen das sterbliche Schicksal. Die Geschichte verdient diesen Namen, wenn sie wahrhafte Fakten erzählt, wahrscheinliche Fakten beiträgt, sich auf glaubwürdige Dokumente stützt; sie muss verifizierbar sein, das heißt, jeder, der diese Quellen benützt, muss auf dieselben Fakten treffen, dieselben Vorkommnisse, dieselbe Information. Etwas anderes ist es freilich, dass jeder Geschichts­schreiber die Fakten interpretieren und nach bestimmten Vorstellungen gewichten kann, einige für bedeutsamer halten etc. Wenn also ein sogenannter „Historiker“ Fakten verheimlicht, verschleiert oder verdreht, schreibt er kein Geschichtswerk mehr, sondern Mythologie.

Sich methodisch und mit historischer Genauigkeit an die Persönlichkeit anzunähern, der diese Schrift gilt, ist nicht leicht, trotz, oder besser gesagt wegen der zahllosen Schriften und Zeug­nisse, die seine Gestalt und nicht zuletzt seine eigenen autobiografischen Beiträge bewirkt haben. Ein großer Teil davon leidet unter demselben Problem: Die Autoren sind dem Opus Dei direkt verbunden, stehen unter seinem Einfluss und folgen sich demselben Muster, um  sich seiner Persönlichkeit zu nähern. Was sie schreiben, ist dann auch eine Hagiografie reinsten Wassers. Alles an dieser Person ist vollkommen, makellos, erhaben. Bei manchen dieser Schriften kommt sogar der Verdacht auf, dass der Autor, die Autorin nur den Namen für das hergegeben haben, was ihnen vorgelegt wurde und dass sie allenfalls einige Pinselstriche beigetragen haben oder aus der Ausbeute anekdotischer oder trivialer Kenntnisse das eine oder andere Detail zugesetzt haben, allerdings ohne unmittelbaren Zugang zu den Quellen. Und die spärlichen kritischen Zeugnisse stützen sich auf einzelne Ereignisse, die fragmentarisch bleiben und nicht im Zusammenhang interpretiert werden können.

Freilich kann man aber in diesem Irrgarten überprüfbare Daten oder Ereignisse herauspicken und versuchen, eine Art Projekt einer objektiven historischen Studie durchzuführen. Wir versuchen das hier wenigstens. 

 

Die Quellen

 

Den ersten veröffentlichte Hinweis auf die Herkunft unseres Protagonisten verdanken wir Florentino Pérez-Embid: Er war „auf beiden Seiten des Stammbaums von alter und edler Herkunft.“[1]  Dieser Satz ist haargenau ausziseliert, und mit ihrem archaistischen Vokabular  suggeriert sie mehr, als sie aussagt. Für einen unbefangenen Leser heißt dieser Satz klar und deutlich, dass unser Protagonist adelig ist. Als ich diesen Satz zum ersten Mal las, überraschte und faszinierte er mich dermaßen, dass ich die Person, die meine geistliche Leitung innehatte, fragte, was er bedeuten solle, und sie mir erklärte: „Er ist von adeliger Abkunft und stammt von Ferdinand dem Katholischen ab, wenn auch von einem Bastard“, war ihre Erklärung.

Der erste offizielle Biograf, Santiago Bernal, erwähnt die Vorfahren kurz und gibt nur Auskunft über seine Eltern[2]. Nach seiner Version war der Großvater väterlicherseits des Vaters (der Urgroßvater des Protagonisten) in Balaguer geboren. „Einige Familienmitglieder verzogen in benachbarte Ortschaften, so nach Peralta de la Sal, und später nach Fonz”, wo die Wiege seines Vaters stand. Es ist offenkundig, dass Bernal, als er diese Zeilen schrieb, noch nichts vom Taufschein des José Escribá Corzán wusste, den Vázquez de Prada später publizierte[3]. Kurioserweise kannte sie auch Vázquez de Prada nicht, als er 1983 seine erste Version von El fundador del Opus Dei, Mons. Josemaría Escrivá de Balaguer (1902-1975) niederschrieb, die in diesem Punkt Bernal folgt [4].

1984 veröffentlichte François Gondrand eine neue Biografie, Au pas de Dieu (dt.: Im Schrittmaß Gottes). Im 2. Kapitel finden wir ebenfalls einen kurzen Hinweis auf die Herkunft der Person, und hier wird zum erste Mal der Urgroßvater väterlicherseits namentlich genannt (Escrivá Manonelles) und auf seinen Beruf hingewiesen: Er war Arzt in Fonz. Peralta de la Sal wird nur als Herkunftsort einesmöglichweise weiten Verwandten genannt, des hl. Josef von Calasanz.[5]

Der Deutsche Peter Berglar liefert in seinem Buch [6] ein neues Faktum: Das Dörfchen Perarrúa erschient auf der Bildfläche, wo die Familie Zaydín ihren Grundbesitz hat (Victoriana Zaydín ist die Frau von José Escrivá Manonelles, dem Urgroßvater) und Geburtsort des Großvaters José Escrivá Zaydín.[7] Peralta de la Sal erwähnt den Ort nicht.

Ana Sastre [8] stellt dem Leser mit einer guten Portion Fantasie das Heim von Barbastro vor Augen, und sie gibt sich redlich Mühe, die Eleganz und die Gediegenheit seiner Bewohner zu malen, aber sie trägt kein einziges neues Faktum dazu bei, vielleicht mit der einen Ausnahme, die wir als abseitig beurteilen können, dass die „Zaydín Infanzonen von Juseu” waren, eine Behauptung, die sie nicht belegen kann. Die „Infanzonen“ waren der niedrige Adel von Aragonien (das Pendant zu den „Hidalgos“ in Kastilien); es gibt dazu im Internet eine entsprechende Seite (www.genearagon.com), das die erhellende Auskunft gibt: „Es kann 12.000 Familien der Infanzones in ganz Aragonien gegeben haben, mutmaßlich um die 50% aus den Pyrenäen, 20% aus den Linien von Somontano und Tierra Llana. Über die Mehrzahl dieser Infanzones haben wir unglücklicherweise keine Dokumente; die Akten waren in der Königlichen Audienz von Aragonien verwahrt, und dort haben sie die Franzosen während der Befreiungskriege verbrannt. Kaum tausend blieben erhalten. Und als Kuriosum kann man, nach mathematischer Wahrscheinlichkeit ausrechnen, dass mehr oder weniger jeder eingeborene Oberaragonier (Provinz Huesca) heutzutage von Infanzonen abstammen dürfte“. So genau weiß man das allerdings nicht.

 

Juseu ist eine kleine Ortschaft am Fluss Noguera Ribagorzana; es gehört zur Gemeinde Graus.  1997 erschien die erweiterte Biografie von Andrés Vázquez de Prada, Der Gründer des Opus Dei, in drei Bänden. Wie er erklärt, benützt er die Positio, das ist die Biografie, die offiziell bei der Selig- und Heiligsprechung des Gründers präsentiert wird. 

Una familia del Somontano (Eine Familie von Somontano) von Esther, Gloria und Lourdes Toranzo, erschienen 2004 bei Rialp, 2004, widmet den Details des Familienlebens besondere Aufmerksamkeit und bietet neue Fakten über die Mutter des Gründers, darunter die Nachricht, dass sie ihre ersten Lebensjahre von ihren Eltern getrennt verbrachte[9].

Aus dem Jahr 2002 stammt die Arbeit von Jaume Aurell: Apuntes sobre el linaje de los Escrivá: desde los origenes medievales hasta el asentamiento en Balaguer (siglos X-XIX) (Anmerkungen zur Abstammung der Escrivás von den Anfängen im Mittelalter bis zur Ansiedlung in Balaguer, 10.-19. Jh.) sowie von Martín Ibarra Benlloch: El primer año de la vida de Josemaría Escrivá, y Constantino Ánchel: La iniciación cristiana de Josemaría Escrivá: bautismo, confirmación y primera comunión (Josemaría Escrivás Anfänge als Christ: Taufe, Firmung, Erstkommunion), veröffentlicht im sechsten der „Hefte des Dokumentations- und Studienzentrums Josemaría Escrivá de Balaguer“ aus Anlass des hundertsten Geburtstags von Josemaría Escrivá de Balaguer. Alle drei versuchen das Thema mit einer gewissen Objektivität anzugehen, ich sage, „einer gewissen“, denn oft ist es unmöglich die Daten zu verifizieren, die sie beitragen, weil sie die Quelle weglassen und die Originaldokumente nicht beisteuern. Besonders deutlich wird das im Fall von Aurell, der sich in der Einleitung seiner Arbeit in Selbstgefälligkeiten suhlt.[10]

2002 erschien auch das Buch von Ramón Herrando Prat de la Riba Los años de seminario de Josemaría Escrivá en Zaragoza (1920-1925)- Josemaría Escrivás Jahre im Seminar in Saragossa (1920-1925), in Madrid bei Rialp. Schließlich erschien 2007 Josemaría Escrivá en Logroño (1915-1925) von Jaime Toldrà Parés, ebenefalls, bei Rialp in Madrid.


 

[1] Perez Embid, Florentino. "Monseñor Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás, Fundador del Opus Dei, Primer Instituto Secular". Separatum aus Bd.  IV der Enciclopedia "Forjadores del Mundo Contemporáneo". Ed. Planeta, Barcelona 1963, S. 2.  

 

[2] José Escrivá y Corzán , de Vater des späteren Gründers des Opus Dei, war Kaufmann in Barbastro, Mitinhaber der Handelsfirma „Cirilo Latorre, Nachf.“ Die Familie stammte ursprünglich aus der in der Provinz Lerida gelegenen Ortschaft Balaguer, wo noch Don Joses Großvater väterli­cherseits geboren worden war. Einige Familienmitglieder verzogen in be­nachbarte Ortschaften, so nach Peralta de la Sal, und später nach Fonz, ei­nem Städtchen am linken Ufer des Cinca gelegen, auf halbem Wege zwi­schen Peralta de la Sal und Barbastro. Hier kam der Vater von Josemaría am 15. Oktober 1867 zur Welt, und hier wohnten auch Jahre hindurch zwei seiner Geschwister: der Bruder Teodoro, der Priester war, und die Schwester Josefa.

Don Jose heiratete am 19. September 1898 in Barbastro Maria de los Dolores Albas y Blanc, zweitjüngste von dreizehn Geschwistern. Die Al­bas y Blanc, eine sehr angesehene Familie, bewohnten in Barbastro ein großes Haus, welches der Volksmund das „Haus der Kinder“ nannte.

Martin Sambeat, der noch in der Stadt lebt, erinnert sich an Don Jose Escrivá als an einen gütigen, aufrechten Mann, elegant gekleidet nach der Mode der Zeit, mit Melone und Spazierstock (für jeden Tag der Woche ei­nen anderen). Häufig traf man sich bei Martins Vater, ebenfalls einem Kaufmann, in dessen oberen Geschäftsräumen. Er schickte seinen Sohn zu Don Jose, um ihn zu holen. Dort unterhielt man sich dann über die Neuigkeiten oder spielte Karten. Manchmal kamen die Herren auch im Cafe „La Amistad", am Rathausplatz, zusammen.

Jose Escrivá arbeitete in der Ricardos-Straße 10. Im Keller des Hauses wurde Schokolade hergestellt. Vom Geschäft aus führte eine Wendel­treppe in ein Zwischengeschoß, das als Warenlager diente. In den beiden obersten Etagen wohnte die Familie des bis 1925 in Barbastro tätigen No­tars Juan Jose Esteban, der eine Nichte des ehemaligen Geschäftsinhabers Cirilo Latorre geheiratet hatte. Wir haben uns den typischen Textilladen der Zeit vorzustellen: mit breiten Holzregalen und tiefen Schubladen dar­unter, mit einer mächtigen Theke, in deren Holzaufsatz sich ein Schlitz für Münzen befand. Das Geschäft ging gut. Als im Mai 1902 die Firma „Cirilo Latorre, Nachf." aufgelöst wurde, hatte sie ein Aktivvermögen, das heute mehreren Millionen Peseten entsprechen würde. Mit ihren An­teilen aus der Liquidation setzten zwei der Inhaber, Juan Juncosa und Jose Escrivá, das Unternehmen unter dem neuen Namen „Juncosa und Escrivá“ fort.

Wenige Monate zuvor, am 9. Januar 1902, wurde Josemaría als zweites Kind in dem Haus, das seine Eltern am Marktplatz bewohnten, geboren. Vier Tage später wurde er im Dom von Barbastro auf die Namen Jose Ma­ria Julián Mariano getauft. Er hatte eine ältere Schwester Carmen, gebo­ren am 16. Juli 1899, und sollte noch vier weitere Geschwister bekommen:María Asunción (1905), María de los Dolores (1907), María del Rosario (1909) und Santiago (1919).

Das Leben verlief in normalen Bahnen. Doña Dolores führte das Haus mit Hilfe einer Köchin, María, eines Haus- und zeitweise eines Kindermädchens; für schwere Arbeiten gab es außerdem einen Diener.

Bernal, Salvador, Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei.  Köln: Adamas 1978.

 

[3] Taufschein des Vaters.  Das Original befindet sich im Archiv der Pfarre Mariä Himmelfahrt in Fonz (Huesca), Taufbuch Bd. IX, Bl. 271. Er enthält verschiedene Fehler: Escribá, Zaidin und Perarruga anstelle von Escrivá, Zaydín und Perarrúa.

Don Antonio Buil Salinas, Cura Ecónomo de la Parroquia de la Asunción de Ntra. Sra. y Encargado del Archivo Parroquial de Fonz, Diócesis de Barbastro, Provincia de Huesca,

CERTIFICO: Que en el folio 271 del libro IX de bautismos de este archivo parroquial, se halla inscrita una partida que, copiada a la letra, dice:

Al margen: José Escribá

Al centro: Día quince de Octubre de mil ochocientos sesenta y siete, yo Antonio Comet Parroco de esta Villa de Fonz bautizé solemnemente un niño nacido a las doce del mismo, hijo legítimo de José Escribá y Zaydin natural de Perarrúa, y Constancia Corzan Manzana, de Fonz: abuelos paternos D. José, de Balaguer, y Dª Vitoriana Zaidin, de Perarruga: maternos D. Antonio Corzan y Dª. Nicolasa Manzana, ambos de Fonz: se le puso por nombre José: fue madrina su hermana Constancia, á quien advertí la cognación y obligaciones: y firmé. Ldº. Antonio Comet Quintana. Rubricado.

La que precede es copia exacta del original al que se refiere. Y por ser así lo certifico, firmo y sello con el de la Parroquia, en Fonz, el día 21 de Enero de 1985.

Vázquez de Prada, Andrés, El fundador del Opus Dei, vida de Josemaría Escrivá de Balaguer, ediciones Rialp, S.A., Madrid, 1997, Apéndice II, pág. 598. El ejemplar utilizado es de la cuarta edición, 1998.

[4] “La familia de don José Escrivá y Corzán era de terratenientes, y provenía de Balaguer, en Lérida. Al correr del tiempo se establecieron en Peralta de la Sal y en Fonz, no muy distante de Barbastro. Doña María de los Dolores Albás y Blanc pertenecía, en cambio, a una numerosa y conocida familia de la localidad, y era la penúltima de trece hermanos.”

Vázquez de Prada, Andrés, El fundador del Opus Dei, Mons. Josemaría Escrivá de Balaguer (1902-1975), S. 34; vgl. dazu die deutsche Übersetzung:

Antonio Buil Salinas, Pfarrverweser der Pfarrei Asunción de Ntra. Sra. und Pfarrarchivar in Fonz, Diözese Barbastro, Provinz Huesca, BESCHEINIGT, daß auf Blatt 271, Band IX des Taufbuchs dieses Pfarr­archivs, eine Urkunde mit genau folgendem Wortlaut eingetragen ist:

Am Rand: José Escribá

In der Mitte: Am fünfzehnten Oktober achtzehnhundertsiebenund­sechzig habe ich, Antonio Comet, Pfarrer der Stadt Fonz, feierlich einen um zwölf Uhr desselben Tages geborenen Jungen getauft, eheliches Kind des José Escribá y Zaydin, geboren in Perraúa, und der Constancia Corzan Manzana aus Fonz. Großeltern väterlicherseits sind Herr José aus Balaguer und Frau Vitoriana Zaidin aus Perarruga und mütterlicherseits Herr Antonio Corzan und Frau Nicolasa Manzana, beide aus Fonz. Das Kind erhielt den Namen José. Taufpatin war seine Schwester Constancia, die ich auf Blutsverwandtschaft und Verpflichtungen hingewiesen habe. Es unterzeichnet: Lizentiat Antonio Comet Quintana (Unterschrift).

Die Übereinstimmung der vorstehenden Abschrift mit der Urschrift wird bescheinigt mit Unterschrift und Siegel der Pfarrei, Fonz, den 21. Ja­nuar 1985.

L + S / Antonio Buil

(Vasquez de Prada, Anhang II, S. 566)

 

[5] „Seine Professoren im Collegium der Piaristen haben mit Ehrfurcht über ihre Gründer, den hl. Joseph von Calasanz gesprochen, einen entfernten Verwandten seiner Familie, der in Peralta de la Sal geboren war und als junger Priester seinen Dienst in Barbastro begonnen hatte.

Er interessierte sich auch für die Geschichte der Escrivá, die aus Narbonne stammten und sich im zwölften Jahrhundert in Balaguer niederließen, in der Nähe von Lérida, kurz nach der Wiedereroberung der Stadt durch die Christen in der Reconquista. Seine Vorfahren, ursprünglich Grundbesitzer, hatten sich nach den kastilischen Zentralisierungsbestrebungen und den entsprechenden Repressalien im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert den Studien gewidmet. Sein Urgroßvater väterlicherseits, José María Escrivá y Manonelles, hatte als Arzt in Fonz nahe Barbastro gearbeitet.

Die Familie seiner Mutter, die Albás, stammte aus Ainsa, ein befestigter Ort in Oberaragonien und Hauptstadt der alten Grafschaft Sobrarbe. Ein Großonkel Josemarías war Bischof von Avila gewesen, zwei seiner Onkel mütterlicherseits waren Priester, einer von ihnen Domherr an der Kathedrale von Burgos, und der andere, Carlos Albás, Erzdiakon im Domkapitel von Saragossa.”

François Gondrand, Au pas de Dieu, París 1982.

 

[6] Opus Dei. Leben und Werk des Gründers Josemaría Escrivá. Salzburg: Otto Müller 1983

 

[7] „Josemarías Urgroßvater, Jose Escrivá, wurde dort [in Balaguer] geboren, war Arzt und heiratete Victoriana Zaydin, eine Grundbesitzerstochter aus dem unweit gelegenen Ort Perarnia. Hier kam José Éscrivá Zaydin zur Welt, der 1854 Constancia Corzán aus dem Dorf  Fonz, nahe Barbastro, heiratete und der Großvater des Gründers des Opus Dei wurde. Über diese Familie Corzán wissen wir ziemlich wenig sie gehörte zu der recht breiten Schicht mittelgroßer Landbesitzer in Aragonien; Großmutter Constantia, die Josemaría noch gekannt hat, war eine fromme, tätige und opferbereite Frau; sie starb 1912.“ Ebda., S. 20.

 

[8] „Don José ist ein angesehener Mann in der Stadt. Er stammt aus Fonz, genau wie seine Geschwister, Mosén Teodoro, Constancia, Josefa, Silverio und der Jüngste, Jorge. Einige sind bereit gestorben. Aber vom Großvater José María angefangen bis zu den entferntesten Vorfahren aus dem sechzehnten Jahrhundert haben sie in Balaguer gelebt, an den Ufern des Segre. Auch Dolores Albás hatte, so wie ihr Ehemann, vornehme Vorfahren. Sie stammen aus Barbastro, auch wenn der zweite Familienname, Blanc, auf einen französischen Ursprung hinweist. Sie bilden eine große Familie: Dolores hatte vierzehn Geschwister“. „Die Familie ist in der Gegend wohlbekannt. Ihr Großvater, der Gemeindearzt von Fonz, war mit Victoriana Zaydín y Sarrado verheiratet. Die Zaydín waren Infanzonen von Juseu; die wirtschaftliche Lage aller Familienmitglieder war hervorragend, die Lebensweise elegant. Der Vater von José Escrivá heiratete in eine andere bedeutende Familie ein, als er Constancia Corzán ehelichte. Zu diesem Zweig gehörte Francisco Codera y Zaydín, ein berühmter spanischer Arabist. Auch Dolores Albás hat unter ihren Vorfahren Rechtsgelehrte, Männer der Kirche und Ärzte ”.

Ana Sastre: Tiempo de caminar. Madrid: Rialp 1990

 

[9] „Bald nach der Geburt und der Zeit als Baby kam Lola zu einer Familie in die Berge, um kräftiger zu werden und in einer gesunden Umwelt auf dem Land aufzuwachsen: „Meine Mutter erzählte mir“, schreibt Santiago Escrivá de Balaguer, dass die Großmutter Florencia ihre Kinder unter der Obhut einer Haushälterin in  einem aragonesischen Pyrenäendorf aufwachsen ließ und dass sie drt die ersten zwei oder drei Jahre ihres Lebens verbrachten. Meine Mutter erzählte mir, dass sie bei der Rückkahr nach Hause ihre Eltern gar nicht als solche anerkannte, denn sie betrachtete jenes Ehepaar als ihre Eltern, bei denen sie jahrelang gelebt hatte ”. Esther, Gloria y Lourdes Toranzo, Una familia del Somontano, ediciones Rialp, 2004, S. 31.

 

Laut Vázquez de Prada waren es allerdings vier Jahre: „In der Pfarrmatrik Unserer Lieben Frau von Aufnahme in den Himmel“ erscheint im Jahr 1882 das erste Mal der Name von Dolores, der Mutter von Josemaría, im Alter von vier Jahren, wohnhaft bei ihre Eltern“. Vázquez de Prada, Andrés, El fundador del Opus Dei, vida de Josemaría Escrivá de Balaguer, Madrid 1997, S. 20, Anm. 19. In der deutschsprachigen Ausgabe fehlt diese INformation.

 

[10]  3. Was die Zitierweise aus diesen Dokumenten betrifft, so ist eine Anmerkung vonnöten. Die Suche nach Dokumenten über die Familie Escrivá begann schon sehr früh; wo immer es möglich war, wurden Fotokopien für das Generalarchiv der Prälatur Opus Dei (AGP) angefertigt; wo dies nicht möglich war, wurden Regesten angefertigt, aus denen der Inhalt hervorgeht. Einige der hier zitierten Dokumente sind allerdings nicht mehr zugänglich oder wurden völlig umgestaltet: Ds ist der Fall beim Archivo der Stadtgemeinde Fonz, dem Archivo de la Casa Moner y Bardaxi und vielen anderen.

Wo immer es möglich war, wurde das Originaldokument zitiert; man kann aber nicht garantieren, dass es jetzt noch am angegebenen Ort existiert, etwas weil die Methode der Katalogisierung verändert wurde. In jedem Fall ist nachträglich in Klammer auch auf die Fundstelle innerhalb des AGP verweisen. Dort jedenfalls ist garantiert, dass alles perfekt geordnet ist, was die Arbeit des Forschers sehr erleichtert. [Es ist doch immer so schön, wenn  sich die Leute von Opus selbst loben!]

Jaume Aurell: Apuntes sobre el linaje de los Escrivá: desde los origenes medievales hasta el asentamiento en Balaguer (siglos X-XIX), Anm. 3, S. 14.

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