Hochwürden DDr. Ferdinand Plümmer hat mir eine brüderliche Zurechtweisung erteilt: Er stieß sich an meiner Behauptung, die Leitung des Opus Dei habe „die Parole ausgegeben, nicht zur Seligsprechung von Johannes Paul II. nach Rom zu fliegen" – und er fragt, woher ich diese Information beziehe.

Nun, man wird den Papst, der einen groß gemacht hat, nicht vergessen und seinen Nachfolger nicht durch offen ausgedrückten Undank brüskieren. Aber immerhin schreibt der Prälat in seinem Brief vom Februar 2011: „Wie zahllose Söhne und Töchter der Kirche und viele andere Menschen in der ganzen Welt haben wir mit großer Freude die Nachricht von der bevorstehenden Seligsprechung des Dieners Gottes Johannes Pauls II. am 1. Mai aufgenommen. [...] Mir kam der Gedanke, dass die beste Art und Weise, der Dreifaltigkeit für dieses neue Geschenk an die Kirche und die Menschheit zu danken, darin besteht, mit neuem Schwung und voller Freude den Weg der Heiligkeit in den normalen Lebensumständen wieder aufzunehmen, den wir vom hl. Josefmaria gelernt haben und auf den Johannes Paul II. im Apostolischen Schreiben zum neuen Jahrtausend als wichtigste Herausforderung für alle Christen ohne Ausnahme hingewiesen hat."

Dazu schreibt Luces in ihrem Beitrag vom 18. Februar auf Opuslibros, am Privatgymnasium des Werkes, das ihre Kinder besuchen, sei eine Einladung zu einem gecharterten Flug nach Rom  zur Seligsprechung ausgeteilt worden; eine Woche später wäre die lapidare Mitteilung gekommen, der Flug sei storniert.

In Deutschland schickt jedenfalls die Kölner Pfarrei St. Pantaleon, deren Seelsorge den Priestern der Prälatur anvertraut ist, zwei Reisebusse nach Rom – wie der Prospekt zeigt.

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Wir fassen also zusammen, damit alle zufrieden sind: Die Gläubigen der Prälatur werden ihrer Dankbarkeit für den neuen Seligen in erster Linie durch gut getane Arbeit Ausdruck geben; dass alle hinfliegen, ist weder vorgesehen noch finanzierbar. Der freudige Anlass ist aber auch eine hervorragende Gelegenheit, Apostolat mit neuen Gesichtern zu machen, denn eine lange, fade Busreise, auf der sogar eine Betrachtung eine willkommene Abwechslung darstellt und bei der man auf den Polsterstühlen diskrete Zweier-Gespräche führen kann, ist immer ein gutes Mittel zum Zweck.

Und das Opus Dei in Deutschland ist, bei aller corporate identity, immer noch eine Spur europäischer als das Flaggschiff in seinem Heimatland. Denn hierher kam das Werk erst, als die Diktatur (die mit der Kirche nichts am Hut hatte), abgetan war, während die spanischen Platzhirsche erst mühsam Urbanität und Pluralismus lernen mussten und müssen – und zum Teil gar nicht mehr daran glauben, dass es auch ohne Protektion funktionieren kann. Und der deutsche Katholizismus hatte es, gerade auch im Rheinland, unter vielen Schmerzen seit Jahrhunderten lernen müssen, mit seinen evangelischen Brüdern zusammenzuleben, tolerant zu sein.

Dietmar Scharmitzer

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