E.B.E.: Escrivás fehlendes Testament

16. September 2011

 



Giotto – Vertreibung der Händler aus dem Tempel

 

Unverständlich

Es wäre wenig verständlich, dass jemand, der unmittelbar oder durch ein Testament über seine Güter verfügt, sich von der Sorge um die wirtschaftliche Zukunft seiner Geschwister oder anderer Verwandter leiten ließe, als wäre er ein Junggeselle, der vielleicht auch noch besondere Verpflichtungen ihnen gegenüber hätte. Niemand, der selbst eine Familie gegründet hat, würde so handeln: Er würde zuerst an die Seinen denken — es kann nicht anders sein, das ist das Gesetz des Lebens, eine Verpflichtung der Liebe und der Gerechtigkeit —; und innerhalb des Werkes denkt jeder an diese übernatürliche Familie, die sehr zahlreich ist und große Bedürfnisse hat, der er verpflichtet ist und der er sich ganz hingeben muss“. (Experiencia de labores apostólicas [Erfahrungen mit apostolischen Werken], Teil I, Abschnitt IV, - Hervorhebungen vom Verfasser).

„Es wäre wenig verständlich“. Nicht ich bin es, der das sagt, sondern die Institution Opus Dei selbst. „Es wäre wenig verständlich“. Es wäre wenig verständlich, dass Escrivá sich bei der Verfügung über seine Güter von der Sorge um die wirtschaftliche Zukunft seines Bruders Santiago oder anderer Verwandter hätte leiten lassen.

„Das Beispiel unseres Vaters hat alle seine Kinder beständig angetrieben, sich rückhalts- und bedingungslos hinzugeben, die Schiffe hinter sich zu verbrennen, einmal für immer(Ebda.)

„Das Beispiel“ – das ist der zweite Punkt, den es zu beachten gilt. Es wäre wenig verständlich, dass Escrivá kein gutes Beispiel gegeben haben soll. Wir haben das Beispiel, das er uns gegeben hat. Aber welches Beispiel hat er uns gegeben?

Monseñor José María Escrivá de Balaguer y Albás, starb, ohne ein Testament gemacht zu haben, in Rom am 26. Juni 1975, und deshalb wurde als einziger und universaler Erbe vom Richter der Ersten Instanz, Nr. 9, in Madrid sein Bruder, Herr Santiago Escrivá de Balaguer y Albás festgestellt, der die Erbschaft angenommen hat...” (vgl. Escrivá hat kein Testament gemacht). Damit beginnen die Probleme. Wir entdecken, dass Escrivá seine Kinder dazu aufforderte, „die Schiffe hinter sich zu verbrennen“, während er das seine heimlich bis zum, letzten Moment bewahrte und dann seinem Bruder vererbte, ohne dass es die anderen erfuhren, die er ihre Schiffe verbrennen ließ.

„Bevor ein Numerarier oder Assoziierter die Fidelitas ablegt, erinnert ihn der Direktor daran, dass er ein Testament aufsetzt, in dem er frei über seine Güter verfügt, die nicht Frucht seiner beruflichen Arbeit sind.“ (Experiencia de labores apostólicas, Parte I, ap. IV)

Was vererbte Escrivá seinem Bruder? Im Augenblick wissen wir das noch nicht. Aber wir wissen, dass er nur über Güter verfügen konnte, die „nicht Frucht der beruflichen Arbeit“ waren. Oder hat er ihm etwa Güter hinterlassen, die Frucht seiner beruflichen Arbeit waren? Das wäre die allerschlimmste Übertretung der internen Regeln.

Das Beispiel

„Ich habe kein anderes Ziel als das korporative: den Gehorsam. Wie schön ist es zu gehorchen!“ (Meditaciones IV, S. 88) sagte Escrivá. In keinem Augenblick betonte er, dass es für ihn aufgrund seines besonderen Auftrags Ausnahmen gäbe, vom korporativen Ziel oder vom Gehorsam; nein, er unterwarf sich wie die übrigen Mitglieder des Opus Dei, das soll heißen, er stellte sich als Vorbild hin. Allerdings zeigt die Tatsache, dass Escrivá keine Verfügung zugunsten des Opus Dei angeschlossen hat, dass er entweder nicht gehorcht hat oder andere Dinge über das korporative Ziel gestellt hat. Mit anderen Worten: „Er hat sich nicht zur Gänze hingegeben“, wie es nach dem anfangs zitierten internen Dokument angebracht gewesen wäre.

Aber wir haben einen Hinweis, warum er kein Testament gemacht hat: Wenn man die „heilige Schurkerei“ betrachtet, mit der er lächelnd behauptete, dass er nichts besitze und deshalb kein Testament mache:

„Erlaubt, dass ich euch erzähle, damit ihr etwas zu lachen habt, dass sie mir einmal sagten dass ich noch kein Testament gemacht hätte und dass ich es machen müsste. Ich musste zugeben: Wenn ich aber doch nichts besitze!” (Instruktion für die Arbeit von St. Michael, Nr. 49)

Wie konnte dann sein Bruder etwas erben, wenn er nichts besaß? Und wenn er etwas besaß, warum machte er dann kein Testament? Und wenn er etwas besaß, warum sagte er dann, dass er nichts besaß? Da wird es dann kompliziert. Vielleicht galt das Argument, dass er nichts besaß, für die Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, aber sicher nicht danach. Und er machte weder davor noch danach sein Testament. Von daher wäre es interessant zu wissen, wer ihm gesagt habe, er solle ein Testament machen, auch wenn das nur eine Anekdote gewesen sein soll.

Zumindest aber wissen wir, dass er es war, der angeordnet hat, dass die zölibatären Mitglieder vor ihrer ständigen Eingliederung, also der Fidelitas, ihr Testament machten, denn er wollte, dass sie „die Schiffe verbrennen“.

„Es wäre undenkbar, dass etwa ein Numerarier oder Assoziierter bei der Verfügung über seine Güter Berechnungen darüber anstellt, dass er etwa über seinen möglichen Austritt nachdenkt, als ob seine Zukunft ungewiss sein könnte.“ (Experiencia de labores apostólicas, Parte I, ap. IV)

Noch bemerkenswerter ist die Version von 1987, wo der Text ohne den Anflug eines Zweifels versichert: „Es wäre undenkbar – und es ist auch nie vorgekommen -, dass ein Numerarier oder Assoziierter bei der Verfügung über seine Güter Berechnungen darüber anstellt, dass er etwa über seinen möglichen Austritt nachdenkt, als ob seine Zukunft ungewiss sein könnte.“

Wie man sieht, hat Escrivá „die Schiffe“ nicht hinter sich verbrannt, und deshalb hatte er auch nicht das Recht, das von anderen zu verlangen, und zu berechnen, wie es ausgehen könnte, wenn Escrivá selbst mit seinem künftigen Erbe Kalkulation anstellte: Seine Rechnung war einfach, er machte kein Testament.

Aber die zölibatären Mitglieder mussten nicht nur ein Testament machen. damit es im Augenblick ihres Todes vollstreckt würde, sie mussten ihr Erbe auch noch zu Lebzeiten abliefern: die Schiffe verbrennen, nichts für sich behalten, als wäre eine „unsichere Zukunft“ undenkbar. Offenkundig hat Escrivá anders gehandelt.

Das schechte Beispiel

Was Escrivá gemacht hat, ist so, wie wenn er die Keuschheit überhaupt nicht beachtet hätte. Scheint euch das übertrieben? Die Armut ist so wichtig wie die Keuschheit und der Gehorsam, und in diesem Fall hat sich Escrivá gleich über zwei evangelische Räte auf einmal hinweggesetzt. Warum hätte er es nicht genauso mit dem dritten machen können? Nein, die Keuschheit ist unantastbar! Die Armut ist etwa nicht unantastbar? Der Gehorsam ebenso wenig? Gilt vielleicht die Keuschheit am meisten? Die Liebe gilt am meisten. Andere ihre Schiffe verbrennen zu lassen, während man das eigene behält, scheint mir kein Zeichen von Liebe zu sein, sondern von Grausamkeit, Berechnung, Mittelmäßigkeit, Ehrlosigkeit, ein vollkommener Verrat an dem Vertrauen, das ihm auf vollkommene Weise erwiesen wurde.

Sehen wir an, nach welchen Anforderungen die zu leben haben, die als eingeschriebene Mitglieder ernannt werden sollen. Ein Punkt der Verpflichtungen lautet:

3° - treu den Geist der anfänglichen Armut zu bewahren und keinesfalls zuzulassen oder zu dulden, dass sich die Praxis unserer strengen Armut mildert, sondern, ganz im Gegenteil, mit allen meinen Kräften zu kämpfen, dass dieser Geist ganz und unversehrt erhalten bleibt, wie er seit den Anfängen im Werk gelebt wurde, ohne irgendeine Form eines persönlichen Peculiums. [Anm. d. Übers.: Unter „Peculium“ verstand man zunächst das Taschengeld der römischen Sklaven, dann das kleine persönlich verfügbare Besitztum der Ordensleute. Im Opus Dei hat man sich immer viel darauf zugutegehalten, dass „die Ordensleute die Armut gelobt haben, dass wir sie aber leben“.] (Experiencia de los consejos locales [Erfahrungen mit den örtlichen Räten], 2005)

Im Fall des Testaments lebte Escrivá die Ausnahme und nicht die Regel. Von den anderen verlangte er eine völlige Hingabe – die Schiffe zu verbrennen -, er hingegen bewahrte sein Peculium – mochte es klein oder groß gewesen sein, Frucht der beruflichen Arbeit oder nicht, es war verboten es zu vererben, denn es war für die Aufrechterhaltung der apostolischen Werke bestimmt, und so lebte er nicht die „vollkommene Hingabe“, die die Berufung zum Opus Dei erfordert. Vermutlich hatte er dieselbe Berufung, er war also „Numerarier im eigentlichen Sinn“, aber darüber zu streiten ist so wenig sinnvoll wie über das Geschlecht der Engel. Ist es nicht also ein schwerer, sehr schwerer Mangel an Hingabe, dass der Gründer selbst kein Testament gemacht hat, wobei er doch als Vorbild hätte dienen sollen. Ist nicht vielmehr das „wenig verständlich“?

 „Erscheint euch der Gedanke nicht dumm, ich könnte einige Münzen beiseiteschaffen, um mir Karamellen zu kaufen oder Brillen oder irgendwo einen Kaffee trinken gehen?“ (Cuadernos 8, Consecuencias de la Pobreza [Folgen der Armut]).

Klar, wer hätte schon angenommen, dass sich der Gründer einige Moneten beiseiteschafft um sich Karamellen zu kaufen? Niemand. Gleichzeitig können wir annehmen, dass wer treu im Kleinen ist, es auch im Großen sein dürfte. Auf diese Weise gab Escrivá zu verstehen – auf meisterhafte Weise – dass er im Großen treu sei, weil er ja nicht so dumm sei im Kleinen untreu sein zu wollen. Das ist nun also die umgestülpte Logik eines Menschen, der in großen Dingen übel tat, sich in geringen Dingen keine Blöße zu geben; das macht ihn allerdings noch nicht heilig, sondern bloß noch heimtückischer.

Schlussendlich macht die Verteidigung, die Escrivá zu seinen Gunsten vorbringt, die Dinge nicht einfacher, sondern noch problematischer. Seine Logik ist allemal barock, aber so wie Escrivá mit ihr spielt, verbirgt er sich oftmals dahinter. Denn wenn man der Logik Escrivás folgte, könnte niemand annehmen, dass er sich etwas zurückbehalten und sich hüten würde, ein Testament zu machen: Es wäre wenig verständlich. Nun also: Wenn Escrivá im Großen nicht treu war, wie kann er es dann im Kleinen gewesen sein? Zumindest widerspricht das der Logik des Evangeliums (Mt. 25,21). Und die Geschichte mit dem Testament darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.

***

Escrivá lebte die Armut „auf seine Weise“ und nicht nach dem Gesetz, das er selbst geschaffen und den andren auferlegt hatte. Damit erinnert seine Vorgangsweise an die der Schriftgelehrten [span. „escriba“] und Pharisäer:

Darauf wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger und sagte: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen. Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich gern grüßen und von den Leuten Rabbi (Meister) nennen.. (Mt 23, 1-7)

Hat Escrivá den Gewissen etwa keine schweren Lasten auferlegt, indem er forderte „die Schiffe zu verbrennen”? Wollte er sich denn nicht immer als etwas ganz Besonderes darstellen? „Wenn ihr nicht durch meinen Kopf, durch mein Herz geht, habt ihr den Weg verfehlt, dann gehört ihr nicht zu Christus“ (Escrivá, Meditaciones IV, S. 354).

Und nun zuletzt haben wir erfahren müssen, dass er, wie es im Evangelium heißt, nicht getan hat, was er sagte.

Himmelschreiende Fakten

So wie er die Gewissen aller seiner zölibatären Mitglieder in die Pflicht nahm und bedrängte, ihr Erbe dem Opus Dei zu überlassen, so stellt sich nunmehr heraus, dass Escrivá selbst das nicht getan hat. Ich denke an diejenigen, die als Assoziierte oder Numerarier ihr ganzes Erbe den Opus Dei überlassen hatten und dann, als sie die  Prälatur verließen, vor dem Nichts standen. Dazu passt dann punktgenau die oben zitierte Phrase:

„Es wäre undenkbar, dass ein Numerarier oder Assoziierter bei der Verfügung über seine Güter Berechnungen darüber anstellt, dass er etwa über seinen möglichen Austritt nachdenkt, als ob seine Zukunft ungewiss sein könnte.“ (Experiencia de labores apostólicas, Parte I, ap. IV)

Undenkbar ist vielmehr, dass das Opus Dei denen nicht geholfen hat, die ihnen im Voraus ihre Erbschaft überlassen haben. Was für ein Verrat von Seiten der Institution! Und die Geschichte mit Escrivás Testament ist genauso, nur von der anderen Seite betrachtet.

Denn es gibt auch die, die, weil ihre Eltern bedauerlicherweise schon gestorben waren, Häuser oder bedeutende Summen geerbt hatten, und das Opus Dei forderte sie auf, ihr Testament schon im Vorhinein vollstrecken zu lassen, das heißt, noch zu Lebzeiten, und diese Numerarier oder Assoziierten übergaben ihr Erbteil selbst dem Opus Dei. Auf diese Weise hat das Opus Dei die Möglichkeit vorweggenommen, dass der Kandidat ausscheiden könnte, und das Opus Dei wäre um dessen Erbe gekommen. Heißt das vielleicht nicht „berechnend sein“? Was für eine Heuchelei von Seiten der Institution! Das ist wie wenn ein Kind seine Eltern ermordet, um rascher an sein Erbteil zu kommen. Es ist kriminell. Ein solches Erbe müsste rückerstattet werden, aus moralischen, nicht aus juristischen Gründen.

Aber ich denke auch an so viele Supernumerarier und Mitarbeiter, die ihre Erbschaften dem  Opus Dei überlassen haben. Gut, aber nun wissen sie, dass Escrivá sein Erbe für seine Familie aufhob, während er die anderen drängte, „Gott gegenüber großzügig zu sein“ und alles dem Opus Dei zu überlassen.

Dieses Beispiel, das Escrivá gegeben hat, ist eine Brüskierung der Hingabe so vieler Menschen. Sein Verhalten müsste den massenhaften Widerruf der gültigen Testamente vieler Assoziierter und Numerarier zur Folge haben, die noch nicht eingelöst wurden. Diejenigen, die dem Opus Dei ihr Erbe überlassen hatten, müssten angesichts der Enthüllung dieses Betrugs die Möglichkeit erhalten, das, was sie hergegeben oder verschenkt hatten, zurückzufordern, weil sie in ihrem guten Glauben betrogen worden sind, von derselben Person, die sie mit schwerwiegenden internen Regelungen gängelte. Oder stand etwa Escrivá über allen anderen und musste sich nicht wie alle anderen dem Gebot unterwerfen? Escrivá war der Herr, der Eigentümer seiner Bediensteten? Escrivá war der Chef, die anderen die Untergebenen? Stand Escrivá etwa über allen anderen, weil er es sich erlauben konnte, die Ausnahme zu leben und nicht die Regel? Zumindest was sein eigenes Testament betrifft, hätte er sich dem Ziel der Vereinigung unterwerfen, hätte er gehorchen müssen.

Wie konnte ein Heiliger handeln wie die Pharisäer und Schriftgelehrten [span. escribas!]. die Jesus so verabscheut hat? Ich erinnere an die Chefs von Enron, jener nordamerikanischen Firma, die 2001 Tausende Personen betrogen hatte. Als sie bereits so gut wie pleite waren, forderten sie ihre Angestellten auf, alle ihre Ersparnisse und ihre Pensionsfonds gegen Aktien der Gesellschaft einzutauschen, während die Chefs selbst ihre Aktien mit unglaublicher Eile abstießen, weil die Firma bereits zerfiel. Ein vollkommener Betrug.

Und nun sieht man den Betrug des Opus Dei erstmals aus einer neuen Perspektive: die Doppelmoral Escrivás in wirtschaftlichen Fragen, im Zusammenhang mit seinem Testament. Die offiziellen Sprecher könnten eine außerordentliche, heroische Entschuldigung erfinden. Aber auch das macht die Geschichte nicht weniger peinlich.

Zukunft

Welche Überraschungen werden wir über das Leben Escrivás noch erfahren? Die Heiligsprechung Escrivás wird immer beschämender, je weiter die Geschichte fortschreitet. Je lauter das Dekret über seinen heroischen Tugendgrad verkündet, dass er die Armut heldenmütig gelebt hat, desto deutlicher sieht man, dass er das genaue Gegenteil dessen getan hat, was er verkündete, bei einem so zentralen Thema wie dem Testament. Wie sicher können wir uns also sein, dass er die Keuschheit selber lebte, ein Thema, mit dem er uns Woche für Woche [in der verpflichtenden „Aussprache“] belästigte? Wenn er die Gewissen so sehr unter Druck setzte, ein Testament zugunsten des Werkes aufzusetzen, „die Schiffe zu verbrennen“

- und Escrivá selbst das nicht getan hat; kann das nicht auch auf anderen Gebieten so geschehen sein? Welche Sicherheit haben wir, dass seine Lebensführung tatsächlich sorgfältig erforscht wurde, wenn nunmehr diese verstörende Information ans Licht getreten ist? So wie die Nachforschungen offenbar gelaufen sind, fragt man sich, was noch alles ans Licht treten kann, oder was außer Acht gelassen wurde, weil man es für irrelevant gehalten hat.

Für mehr als ein aktives Mitglied des Opus Dei dürfte die Geschichte mit dem Testament Escrivás von untergeordneter Bedeutung sein, und sie sehen überhaupt nicht, dass es ihr Leben von Grund auf pervertiert.  Wenn sie es eines Tages merken, wird es zu spät sein. Andere werden es niemals merken, sie bleiben in ihrem Wolkenkuckucksheim. Sie wollen die Realität nicht wahrhaben, die die Fiktion zerstört, in der sie leben.

Die Numerarier und Assoziierten, die dabei sind ihre Fidelitas zu machen, sollen es sich zwei- oder dreimal überlegen, bevor sie ein Testament zugunsten des Opus Dei aufsetzen, oder eigentlich überhaupt kein Testament machen. Wenn Escrivá das nicht getan hat, warum sollten es die anderen tun? Mit welcher Autorität könnte man es jetzt von den Numerariern und Assoziierten jetzt noch ein Testament verlangen? Aber die Frage geht noch tiefer: Mit welcher moralischer Autorität kann man überhaupt noch irgendetwas von ihnen verlangen? Das schöne Bild von Escrivá ist auf der Strecke geblieben.

E.B.E.