E.B.E.: Reformen und noch mehr Betrug

 

Das Opus Dei verhält sich wie eine Bank, die Tausende Sparer dadurch betrogen hat, dass sie ihnen sagte, dass ihre Anlagen gut aufgehoben seien, während sie sie zur Gänze durchgebracht hat. Welche vertrauensbildende Maßnahme sollte sie jetzt setzen, wenn irgendein Sparer seine Einlage zurückhaben möchte?

Die Bank wird überleben, insofern ihre Kunden darauf verzichten, ihre Rechte auszuüben. Das ist ihre Taktik um zu überleben. Und das Einzige, was die Bank noch interessiert, ist eben zu überleben. Ihre Kunden interessieren sie kaum, unter anderem deshalb, weil man für sie nur mehr wenig bis nichts tun kann: Es gibt keine Rücklagen, die man auflösen könnte, und der einzig gangbare Weg ist sie im Glauben zu wiegen, „dass ihre Einlagen sicher seien. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig als zu lügen, um sie in ihrem Glauben zu lassen. Die Reform ist nur eine weitere Lüge und ein Fantasieprodukt.

Deshalb ist es nicht abwegig, wenn widersprüchliche Botschaften verbreitet werden; jeder kann von seinem Einkommen zurückbehalten, was ihm sinnvoll scheint, aber man rät ihm es nicht zu tun. So hat das Opus Dei bis heute überlebt! Escrivá sagte, „Ihr könnt beichten, bei wem ihr wollt, aber ich rate euch davon ab.“ Wie genial!“ Er hat uns so etwas von betrogen! Denn klar, wenn wir unsere Freiheit tatsächlich wahrgenommen hätten, wäre die Luftblase sofort geplatzt. Was für ein betrug von Seiten Escrivás; ich kann es noch immer nicht glauben. „Ihr könnt eure Eltern um Rat fragen, aber ich empfehle es euch nicht zu tun“. Und so weiter. „Ihr habt volle Freiheit in allem, aber ich empfehle euch, sie hinzugeben.“

Conceder sin ceder”, „Nachgeben ohne zurückzuweichen“ – das war der Schlüssel für den Betrug auf allen Ebenen, so hat uns Escrivá gelinkt. Ich wiederhole es, und ich kann es nicht glauben. Ich sehe ihn heiliggesprochen, sein Bild wird in so vielen Kirchen verehrt. Die Heiligsprechung war eine Sackgasse; je mehr man des Betrugs inne wird, desto unwürdiger erscheint die Gestalt der „heiligen“ Escrivá.  

Hätten sich alle entschieden, ihre Freiheit auszuüben, wäre das Opus Dei den Bach hinuntergegangen. Der verzweifelte Brief des Prälaten vom  2. Oktober 2011 vermittelt ein Panorama nahe am Delirium, denn es zeigt ein Paradies innerhalb des Opus Dei, das es nicht gibt.

Was würde geschehen, wenn jeder einzelne die Aussprache macht, mit wem er will, und nicht mit dem, der ihm „vorgechlagen“ wurde? Was würde geschehen, wenn jeder einzelne aufhört seinen Gehalt abzuliefern? Was würde geschehen, wenn jeder einzelne aufhört sich „ganz“ dem Opus Dei zu weihen, als Brandopfer?

Was würde geschehen? Das Opus Dei würde den Bach hinuntergehen. Ich spreche im Konjunktiv (würde), nicht im Futur (wird), denn das Opus Dei wird eine solche Reform niemals zulassen. Es ist eine reine Taktik; sie setzen auf Zeitgewinn und warten, bis die Rufe nach Änderungen schwächer werden.

Das mit den Reformen ist eine Utopie. Früher oder später werden sie zu den schlechten alten Gewohnheiten zurückkehren, denn ohne die Praxis der Ordensleute – die Escrivá deformiert und manipuliert hat, besitzt das Opus Dei keine Substanz. Der laikale Charakter ist nicht, wie man annehmen möchte, seine Stärke, sondern ganz im Gegenteil sein Schwachpunkt, der Ansatz einer möglichen Spaltung und steht in einer beständigen Spannung zu seinem klösterlichen Grundcharakter.

Ich sehe, dass einige drinnen bleiben in der Hoffnung auf Änderungen, und sie rechnen damit, dass sie bald kommen. Dabei haben sie jedoch ein Zentralproblem des Opus Dei übersehen: den Betrug mit den Berufungen. Sie sehen nicht den Kern, sondern nur einige Auswirkungen des Grundproblems; es geht nicht um eine Rechtfertigung, sondern um eine Grundsätzliche Schieflage, die beim Heiligen Stuhl anzuzeigen und von diesem von Grund auf neui zu regeln ist.

Auf Empfehlung eines Freundes habe ich Die Geschichte einer Nonne auf Youtube gesehen; man könnte es auch „Geschichte einer Numerarierin“ nennen! Sie macht die Admission (wird Postulantin), die Oblation (das Noviziat), lebt die Nachtzeit (das Große Stillschweigen), sogar die heroische Minute! Zweimal am Tag Gewissenserforschung – ganz wie in den Zentren des Opus Dei, und ebenso gibt es hier die Emendatio, in der man sich kleiner Vergehen anklagt. Man spricht von der Loslösung von den Eltern, den Freunden, von Gegenständen und wie dies alles hinzugeben ist. Ich erinnere mich an das Studienzentrum, wo wir eine Liste der Dinge anlegen mussten, die uns Freude machten, um uns dann vom „Überflüssigen“ zu trennen.  An einer Stelle werden ihnen die Bußgeißeln übergeben. Und, wie mir mein Freund angedeutet hat, man sieht auch hier in diesem Film ganz deutlich das Drama des Berufs, die Spannung zwischen den beruflichen Erfordernissen und dem Gehorsam gegenüber der Regel und den Oberen, eine Situation, die tausendmal im Leben im Opus Dei begegnet. Man lässt jemanden beispielsweise aus Gehorsam eine Prüfung machen und sie schlecht bestehen. Ich erinnere mich, dass ich mehr als einmal zu einer Prüfung ging und wusste, dass es schief gehen würde, aber ich ging, aus Gehorsam gegenüber den Direktoren. Das Ergebnis war egal; die Gehorsam stand über allem.

Die Szene, in der sich die Nonne – man könnte sie auch genauso gut  Aspirantin nennen – in den Konvent begibt, erinnerte mich daran, wie ich mit 17 Jahren mein Elternhaus verließ, um in den Konvent des Opus Dei einzutreten.  Was für ein Betrug, dachte ich mir: Das Opus Dei ist ein Kloster, in dem sie nur das Ordenskleid weggelassen haben. Wie sind wir doch betrogen worden!

Am Schluss folgte die Szene, in der sie um die „Dispens für die Fidelitas“ bittet, um es so zu nennen, den Austritt aus dem Konvent. Es ist eine unendlich traurige Passage, und die junge Frau wird völlig alleingelassen. Genau so geschieht es im Opus Dei. Dieser Film beschreibt mit einer unglaublichen Detailtreue das Curriculum der zölibatären Mitglieder des Opus Dei, die beitreten, sich nicht anpassen können und zuletzt wieder gehen. Für den Orden erscheint dieser Austritt wie ein Schicksalsschlag, während ihn das Mitglied als Befreiung erlebt.

Einige hoffen auf den Tag, an dem sich das Opus Dei entschuldigt, zumindest mit Worten. Aber es hat doch mit Worten gelogen und betrogen! Wie kann man an ein Wort glauben, das schon so entertet wurde? Wie wird das Opus Dei seine Schulden bezahlen – mit den gleichen Wertpapieren, die sie schon einmal ausgegeben hat, um einen Betrug damit zu verüben? Es wäre ja verrückt, wenn sich jemand das zweite Mal betrügen lässt, und noch dazu unter dem Vorwand, dass damit die Schuld für das erste Mal beglichen  werden soll.

 

Es grüßt euch

E.B.E.

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