Dionysius: Das Gute am Opus

2. April 2012

 

Ich habe schon seit Wochen den Vorsatz, einmal über das Gute an der Dunklen Seite zu schreiben, Warum? Ich denke, dass es für mich zumindest eine Pflicht der Gerechtigkeit ist, dass ich, nachdem ich in so vielen Beiträgen so viele ihrer Blößen enthüllt habe, mich einmal bemühe mehr der Barmherzigkeit als der Gerechtigkeit Genüge zu tun und ohne Groll, ja sogar mit Liebe mich dem Guten zuwende, das es auf der Dunklen Seite immerhin auch gibt, denn auf dieser Welt ist nichts so schlecht, dass es nicht auch noch etwas Gutes an sich hätte, und nichts so schlecht, dass nicht auch noch etwas gut daran wäre. Was ich in den folgenden Absätzen zusammengetragen habe, entspringt meinem guten Vorsatz, den Scheinwerfer auf die guten Dinge der Dunklen Seite zu richten. Immerhin habe ich mir mittlerweile den Ruf erarbeitet, dem Werk und seinen “Besonderheiten” gegenüber nicht hörig zu sein...

Nun, wenn es auch wie eine Lüge klingen sollte, sie haben etwas Gutes an sich. In jedem Fall muss ich aber darauf hinweisen, dass auch die heiligsten und besten Dinge, wie das Gebet oder die Brüderlichkeit, keine schädlichen Folgen hinterlassen können. In jedem Fall konnte ich, zu meiner Enttäuschung, nichts finden, was ohne Wenn und Aber gut wäre. Das könnte durchaus auch an mir liegen, denn zu urteilen, ob etwas gut oder schlecht ist, bleibt immer subjektiv und ein Streitpunkt. Ich denke, dass das Gebet des Rosenkranzes eine gute Sache ist, aber andere mögen hier anderer Ansicht sein. Was soll ich machen? Ich habe mich dafür entschieden, das, was mir geholfen hat, aufzulisten, nachdem ich nahezu dreißig Jahre auf der Dunklen Seite gelebt habe, aber auch das, was mir einfach gefallen hat, wie etwa der Gregorianische Gesang (vielleicht bin ich auch nicht ganz normal) oder die Katechese mit den Kindern. Bei vielen Gelegenheiten hatte ich den Eindruck, dass das, was sie predigen, etwa die Heiligung der Arbeit, etwas sehr Gutes sein könnte, dass es aber in diametralem Gegensatz zu dem steht, was sie machen, aber zumindest verteidigen und propagieren sie etwas Gutes. Könnte schlimmer sein.

Auf geistlichem Gebiet haben sie sehr viele gute Dinge, die aber natürlich nicht exklusiv ihr Copyright haben, es sind Dinge, die in  sich gut sind, nicht weil das Opus sie erst gut gemacht hätte – das Gebet zum Beispiel. Sie bestehen sehr auf dem Gebet, aber sie bringen es dir nicht gut bei. Schlimmer noch, sie lassen dich ungezählte Betrachtungen machen uns lassen dich glauben, dass das Gebet sei. Eine Betrachtung ist kein Gebet; im besten Fall ist es eine Zusammenstellung von geistlichen Reflexionen, die dich aber daran hindern zu beten. Noch schlimmer ist es, das Buch Meditationen für das Gebet am Morgen zu verwenden. Das Leidige ist, dass man auf der Dunklen Seite viele Gebete spricht, aber wenig betet, aber gut, schlussendlich wird doch irgendwie von irgendjemandem gebetet, und das Gebet entfaltet seine unermessliche Kraft. Trotzdem lehren sie dich nicht gut Gebet zu machen, nicht einmal zu meditieren, möglicherweise deshalb, weil diejenigen, denen sie die Leitungsaufgaben übertragen haben, selber zu wenig Erfahrung haben. Ich denke, dass ich mehr ein Autodidakt des Gebetes war als dass ich von ihnen etwas darüber gelernt hätte. Auch die, die mit meiner geistlichen Leitung beauftragt waren, konnten mir da nicht weiterhelfen, aber ich habe das Beste daraus gemacht. Jemand könnte jetzt sagen, dass sie auf der Dunklen Seite gar nicht beten, denn das ist völlig unvereinbar mit den schlimmen Dingen,  die wir angezeigt haben. Vielleicht wären ihre Werke noch viel schlechter gewesen, wenn sie das Bisschen Gebet nicht gemacht hätten. Gut ist jedenfalls, dass dem Gebet so viel Bedeutung beigemessen wird.

Kleiner Scherz zwischendurch, damit es nicht zu langweilig wird: In einer Kirche beteten ein armer Schlucker und ein stinkreicher Banker (vielleicht war er vom Opus) nebeneinander. Der eine sagte: „Mein Gott, hilf mir, dass ich vom Staat diese große Förderung ausbezahlt bekomme, sonst sehe ich keine Möglichkeit, den drohenden Zusammenbruch abzuwenden. Es wäre ganz schlimm, ich müsste mein Flugzeug und meine Yacht verkaufen, meine Kinder müssten aus den Internaten in der Schweiz zurückkommen.“ Und so erörterte er in der Gegenwart Gottes alle die schlimmen Dinge, die ihm drohten. Der andere sagte: “Hilf mir, Herr, meine Kinder haben nichts zu essen, ich bin verzweifelt.” Der Banker wurde ungeduldig, nahm 500 Euro aus seiner Brieftasche und sagte zu dem Armen: “Nimm das und geh, aber lenk ihn mir nicht ab mit deinen Dummheiten.”

Wir sprechen vom Gebet. Im Opus gibt es eine gewisse Obsession Rosenkränze zu beten. Ich weiß nicht, ob das in anderen Vereinigungen ebenso verbreitet ist, und ich weiß auch nicht, ob das etwas Gutes ist. Ich persönlich denke, dass das Gebet des Rosenkranzes etwas Heiliges und Gutes ist, aber alles mit Maß und Ziel. Macht es wirklich Sinn, drei oder vier Rosenkränze an einem Tag zu beten? Gelegentlich war es eine Strategie von uns, dass sie uns eine Weile in Ruhe lassen. Du spazierst durch den Garten eines Einkehrhauses oder gehst spazieren, einen Rosenkranz in der Hand, und sie nehmen Rücksicht auf dich, damit sie dich nicht stören. Sei es wie es wolle, das Gebet des Rosenkranzes dürfte etwas Gutes sein.

Sie geben vor, sehr marianisch zu sein. Sie stellen überall Marienbilder auf. Sie widmen der heiligen Maria Kapellen, Normen und Gewohnheiten. Sie predigen häufig über die Gottesmutter. Ich weiß nicht, wie Unsere Liebe Frau darüber denkt, aber vermutlich liebt sie Taten mehr als Worte. Sie erreichte auf einer Hochzeit, dass Jesus sein erstes Wunder wirkte, wenn ich mich nicht täusche. Passt das mit den Lebensformen im Werk zusammen? Es ist auf jeden Fall etwas Gutes, wenn es auch unvollkommen sein mag.

Die tägliche Messe ist eine Praxis, die innerhalb der Kirche weit verbreitet ist; das gilt weniger für den Segen mit dem Allerheiligsten. Zumindest denke ich, dass ich an nicht mehr als zwei oder drei Segensandachten teilgenommen hatte, bevor ich gepfiffen habe. Auf der Dunklen Seite kann es Wochen geben, in denen du sie vier- oder fünfmal erlebst, und ich übertreibe nicht. Manchmal trifft es dich, dass du zwei an einem Tag hast. Ich denke, es ist so wie mit anderen Dingen: Wenn man sie übertreibt, können sie nicht gut sein. Koriander ist gut, aber man soll nicht zuviel davon erwischen.

Und wenn wir schon von der Messe und von den Segensandachten im Allgemeinen reden, im Werk bilden sie sich etwas darauf ein, denn auf der Dunklen Seite gehört das alles einfach dazu. Manchmal übertreiben sie auch, aber man kann sagen, dass ihre Liturgie feierlich, sorgfältig, gut eingeübt, fein ist. Bei manchen kann das zum Überdruss führen, mir hat es gefallen. Ich singe auch gerne, und der Gregorianische Gesang hat mir sehr gefallen. Am Anfang hat es mich schockiert, aber dann hat es mich entzückt. Manchmal kann man mich noch dabei ertappen, dass ich das Pange Lingua oder das Veni Creator singe. Es gefällt mir einfach. Die vom Opus sind nicht die einzigen, die das können, aber man muss anerkennen dass sie es üben und verbreiten. Ich denke, dass das etwas Gutes ist; zumindest ist es nicht schlecht.

Die Lesung des Neuen Testaments war für mich etwas sehr Positives. Diese Lesung verhalf mir zu einer guten, frommen Kenntnis der Evangelien und der Briefe, die mir in vielem sehr nützlich war und wofür ich heute noch dankbar bin. Es ist kein Monopol der Dunklen Seite, dass sie das fördern. Das ist etwas Gutes.

Einige werden jetzt sicher noch der Ansicht sein, dass auf dieser Liste auch noch das Sakrament der Versöhnung stehen sollte, die Gotteskindschaft, die geistliche Lesung; was die Abtötung betrifft, haben sie ja auch bereits einen tollen Ruf (man muss nur an den Albino aus „Sakrileg” denken), die Besinnungstage und all die anderen Normen, Gewohnheiten und Bildungsmittel, die zum gemeinsamen Erbe der Katholiken gehören; aber ich will es damit jetzt gut sein lassen, um niemanden zu nerven und auch auf kein schlüpfriges Terrain zu geraten, wie es ja etwa auch das Beichtgeheimnis im Opus ist. Da es hier nicht darum geht, etwas zu kritisieren, sondern lediglich darum, das Gute zu nennen, beende ich hiermit meinen geistlichen Beitrag. Es gibt auch noch andere gute Dinge auf der Dunklen Seite, von denen ich etwas später schreiben möchte.

Dionysius

Wird fortgesetzt.

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