Nelli: Die wundersamen Abenteuer des Heiligen José María Escriba

 

8. März 2010

 

Danke, Cooper, für deinen Beitrag vom vergangenen 3. März. Es beflügelt immer wieder, wenn man merkt, dass man zumindest einigen Personen dazu verholfen hat, das Werk Escribas wieder ein wenig besser verstehen zu können. Ich hoffe, dass dieses Verständnis zur Heilung unserer Erfahrung mit dem Werk beitragen und somit weitere Schäden verhindern kann.

Was du über die wundersamen Abenteuer vorbringst, ist interessant, auch wenn eine Analyse der Vorkommnisse  nach den vier Standard der Apathie geschehen müsste, die bereits beschrieben  worden sind.  Sie kennen das Werk und das Leben des Heiligen besser, ich wusste fast nichts, bevor ich diese Homepage kennenlernte, und es gibt einige Wunder, über die ich noch nichts gefunden habe. Damit meine ich die Präsenz eines Psychiaters des Werkes während der letzten Lebensjahre des Gründers sowie die Visionen. Darüber kann ich gar nichts sagen. Über die anderen Abenteuer habe ich allerdings einige Informationen.

Die Reise mit JJ Sister

Die Geschichte mit dem Schiff  „JJ Sister“ habe ich hier gefunden: http://www.es.josemariaescriva.info/articulo/contra-viento-y-marea2c-san-josemaria-llego-a-roma-el-23-de-junio-de-1946.

Wenn ich persönlich diese Erzählung lese, finde ich darin nichts Außergewöhnliches, was den Ausdruck „Wunder“ rechtfertigt Worin bestand das Wunder? Dass es ein Gewitter gab und das Schiff dabei nicht unterging? Dass ein Arzt gesagt hat, „ich kann nicht für sein Leben garantieren?“ Lässt sich irgendwie statistisch erheben, wie viele Gewitter die JJ Sister bereits überstanden hat, ohne unterzugehen? Vermutlich ist sie deshalb nicht untergegangen, weil der Gründer und nicht irgendein beliebiger anderer Passagier gerettet werden sollte. Wie viele Diabetiker haben wohl schon Reisen unternommen, ohne zu sterben, und man müsste jetzt nur noch erfahren, welche Gründe der Arzt genau vorgebracht hat, der ihm die Reise nicht gestatten wollte, weil er nicht für sein Leben garantieren konnte...

Was mir dabei besonders auffällt, ist das Gebet, das Escriba in irgendeiner Kapelle verrichtet hat. Anscheinend hat ja irgendjemand im Vatikan dem Gründer gesagt, dass das Opus Dei ein Jahrhundert zu früh gekommen sei, und das hat den Gründer bestürzt und verunsichert.

Wenn man das Verhalten der Seherin von Lourdes betrachtet, der Kinder in Fatima und des Juan Diego in Mexiko, so zeigt ihre Art, über die Offenbarung zu sprechen, ein gemeinsames Muster. Der Grundtenor ist: Ich verstehe diese Angelegenheit nicht, ich teile nur mit was mir aufgetragen wurde zu sagen. So, in aller Einfachheit, entledigten sie sich ihres Auftrags, ohne theologische Spekulationen anzustellen, wie im Falle von Lourdes, als die Jungfrau der Seherin mitteilte, sie sei die Unbefleckte Empfängnis, ein Dogma, über das damals gerade im Vatikan diskutiert wurde.

Wenn dem Gründer den Auftrag erhalten haben sollte, ein Werk Gottes zu gründen, und jemand zu ihm sagt „Aber Sie kommen ein Jahrhundert zu früh“, so wäre die logische Folge gewesen, dass Escriba ihm erwidert hätte: „Nun, so will es  Gott, und was erwarten Sie jetzt von mir?“ Aber Escriba war verunsichert und begann sein Gebet mit der Frage, ob Gott es vielleicht zulassen würde, auch wenn nach der Auffassung Escriba der Betrug guten Glaubens geschehen sei, mit der Absicht, den Willen Gottes zu erfüllen. Und er betet weiter und meint, dass er niemals die Absicht gehabt hätte jemanden  zu betrügen, alles habe er gemacht um Gott zu dienen, und er frage sich jetzt, ob er deshalb ein Betrüger ist. Ich sehe darin keine Logik, dass er ein Betrüger sein soll, nur weil jemand gesagt hat er sei zu früh gekommen.

Wahrscheinlich betete St. José María auf diese Weise, weil er sehr wohl gewusst hat, dass er Menschen betrog, aber er rechtfertigte das damit, dass er sie damit Gott näher brachte. Aber wenn irgendjemand vom Vatikan zu ihm gesagt hätte „Hör mal, das ist eine große Sache“,   wäre es da sehr verstört gewesen und hätte vielleicht gesagt, dass Gott diesen meinen Betrug als etwas Großes zulässt? Warum?

In der Apathie sind Betrug und Manipulation wesentlich um zu überleben, und auch wenn sich diese Personen bewusst sind, dass sie andere betrügen, wird die Manipulation zu einer ständigen Gewohnheit Deshalb glaube ich, dass das, was er sagte, nicht heißen soll, dass er nicht den Wunsch gehabt habe jemanden zu betrügen, sondern dass er mit diesem Satz die Leute dazu verführte, auch weiterhin das zu tun was er von ihnen wollte. indem, er es als den Willen Gottes verkaufte, zu dem er angeblich die Seelen führen wollte, wenn auch durch einen Betrug, und und deshalb bedeutete Misstrauen gegenüber dem Gründer Misstrauen gegenüber Gott und Misstrauen gegenüber den Menschen.

Die wundersame Heilung von der Diabetes

Ich stütze mich dabei auf den Beitrag von Luxindex vom 29. August 2008. Ich greife den Gedanken von vorhin wieder auf, dass ich nichts Außerordentliches dabei entdecke. Da es immer viel Heimlichtuerei gegeben hat und nur sehr wenige Menschen wissen, was denn wirklich geschehen sei, ist es sehr schwer festzustellen, was José María darüber gewusst haben konnte und wie er ihn aufnahm. Aber Wunder war es anscheinend keines.

Die Besuche bei Schwester Lucia

Ich habe eine Geschichte über die Besuche bei Schwester Lucia gefunden: http://www.Opusdei.es/art.php?p=9468. Nun ist das zwar kein Wunder oder ein außerordentliches Ereignis, aber Escriba dachte doch, dass er damit etwas Großartiges geleistet hätte. War der Grund, dass Schwester Lucia ihn aufgefordert hatte, mit dem Opus Dei in Portugal anzufangen? Eine Nonne, eine Seherin, trifft ein Priesterlein von irgendeiner kirchlichen Splittergruppe und sagt zu ihm: Komm mit deinen Leuten nach Portugal, ich werde für euch beten. Wo ist der übernatürliche Sinn dieses Ereignisses? Ich finde ihn nirgends. Sie hat ihm nicht gesagt: Mit ist die Jungfrau erschienen und hat gesagt, ihr sollt euer Werk auch in Portugal ausbreiten, oder etwas dergleichen. Sie haben einander lediglich gesehen.

José López Ortiz macht hier einen interessanten Kommentar darüber, dass der Gründer mit der Demut der Schwester Lucia sehr zufrieden war. Nun, wir alle haben unsere Freude an demütigen Menschen, wir bewundern die Demut und drücken das im Allgemeinen so oder ähnlich aus: Wir ist aufgefallen, dass X sehr demütig ist. Hast du seine Demut auch schon bemerkt?  So oder ähnlich. Aber laut José López Ortiz sei Escriba  sehr zufrieden gewesen, die Demut der Schwester Lucia BESTÄTIGT zu sehen. Warum musste der Heilige San José María die Demut der Schwester Lucia BESTÄTIGEN? Hat ihn vielleicht Gott damit beauftragt das zu überprüfen?

Was ist der Unterschied zwischen Gott und einem Narzissten? Gott glaubt nicht, dass Er Narzisst ist…

Die Rose von Rialp

Die Information darüber befindet sich auf der Website http://www.es.josemariaescriva.info/articulo/22-de-noviembre-de-1937-la-rosa-de-rialp.

Auch wenn es nach dem „Satz von immer“ klingt – ich finde nichts Außerordentliches an dieser Geschichte.

Apathische Menschen sind sehr ängstlich. Sie kämpfen, um der Gefahr zu begegnen, und setzen hochriskante Taten, die man mit Mut verwechseln kann, die aber keinen realen Grund haben. Es überrascht mich nicht, dass Escriba unter den spezifischen historischen Umständen niedergeschlagen war, wie es in der Erzählung heißt. Ebenso wenig überrascht mich, dass er die ganze Nacht hindurch weinte. Wie oft habe ich dieses Weinen bei apathischen Kindern in der Nacht gehört! Der arme Jiménez Vargas tut mir von Herzen leid, da er ihm sagen musste, dass sie ihn lebend oder TOT hinüberbringen würden. Das Überraschende dabei ist, dass er in dieser Nacht keinem Herzinfarkt erlegen ist. „Lebend oder tot“ ist nämlich nur eine zuzeiten übliche Phrase, aber für einen apathischen Menschen verliert es die allgemeine Bedeutung und manchmal schwemmen starke Ausdrücke wie dieser unterdrückte Erinnerungen oder Ängste wieder an die Oberfläche.

Wenn ein Kind in Gefahr ist oder Angst hat, ist das Erste, nach seiner Mama zu schreien, damit sie ihm zu Hilfe kommt. Apathische Kinder nicht. Sie bleiben allein in ihrer Angst, sie suchen nicht bei ihrer Mama Schutz. Es ist nicht die Rede davon, dass Escriba Gott um Hilfe gebeten habe  (Es ist nur eine implizite Schlussfolgerung; überliefert ist es jedenfalls nicht), sondern er bat Gott um einen spezifischen Beweis, eine Rose aus Holz. Wenn das Opus Dei gegründet wurde, so geschah das am Festtag der heiligen Schutzengel; er hört die Glocken der Kirche Unserer Lieben Frau von den Engeln, und er benannte die apostolischen Werke seiner Gründung nach den Erzengeln. Warum bat er um eine Rose aus Holz als Beweis? Wäre es nicht logischer gewesen, um einen kleinen Engel aus Holz zu bitten? Wird die Schutzpatronin des Werkes nicht als die Königin der Engel angerufen, und nicht als Geheimnisvolle Rose? Ich glaube nicht, dass Escriba um eine Holzrose als Zeichen gebetet hatte; er hat einfach eine gefunden und dann seine Umgebung angelogen, er habe um ein Zeichen gebeten. Ich habe ein Foto der Rose von Rialp gesehen und fand sie sehr schön, mit ihrer Vergoldung. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein verstörtes Kind, das so etwas am Boden findet, es aufhebt, in Besitz nimmt und gleich wieder besser aufgelegt ist. Ich habe schon radikale Umschwünge unter ähnlichen Umständen miterlebt.

Ich glaube auch nicht, was Paco Botella erzählt, dass Escriba zurückgehen wollte, weil er sich um die Mitglieder des Werks Sorgen machen. Wir haben hier schon sehr viele Zeugnisse, dass Mitglieder diskrete Korrekturen in ihren Erinnerungen vorgenommen haben. Ich glaube schon, dass er zurückwollte, aber nicht aus Sorge um die Personen, nein: Um die hat sich Escriba niemals gekümmert.

Schlussfolgerung:

Ich finde generell, bei der Rose von Rialp ebenso wie bei der Reise der JJ Sister, der Spontanheilung von der Diabetes ebenso wie beim Besuch bei Schwester Lucia nichts Außerordentliches, was mir die Bezeichnung „Wunder“ zu rechtfertigen scheint; ich entdecke hierin nur die Sucht, im Gewöhnlichen Außergewöhnliches entdecken zu wollen. Ebenso gut könnte man in einigen Fällen von einem Betrug sprechen, und ansonsten sehe ich hier nur die Sucht, als „Mamas Liebling“ dastehen zu wollen, ein niemals korrigiertes „Schau, Gottliebt mich (mehr als dich). Ich bin  Gottes Augenstern.

Un abrazo,

Nelli

P. S. Ich habe zu diesem Thema eine sehr interessante Information gefunden. Jesús Ynfante zitiert in „Der Heilige Gründer des Opus Dei“ Miguel Fisac: „Wie jeder Despot hatte auch Escrivá seine Anfälle von schlechter Laune und unverhüllte Wutausbrüche. In den Anfängen des Werks, so erzählt er als eines der ersten Mitglieder des Opus Dei, „gab es kein wichtiges fest im Opus, das er nicht verdorben hätte, sei es Weihnachten oder etwas anderes gewesen. Er wurde plötzlich wütend, wir wussten nicht warum, zog sich in sein Zimmer zurück und ließ uns verstört zurück. Das war bei ihm normal. Wir wussten nie, wie er reagieren würde, und er gab aus nie eine Erklärung darüber ab“. [Fisac, Miguel, "Nunca le oí hablar bien de nadie" („Ich habe ihn niemals gut über jemanden reden gehört, s. o., S. 61].”

Dr. Daniel A. Hughes erklärt in „Building the Bonds of Attachments” diese Art von Verhalten, Familienfeiern zu ruinieren, die sehr verbreitet ist bei Menschen, die ihre Abneigung zeigen wollen. So wie Dr. Hughes das erklärt, ertragen sie nicht die gegenseitige Anteilnahme und Hilfe und wollen nicht, dass andere diese Erfahrung machen. Ihnen gefällt es viel besser, allen anderen bei Festen die Freude zu verderben und sich darin zu bestätigen, dass sie isoliert und böse sind.

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