Oráculo: Das Opus Dei in der Krise: falsche Zahlen

13. März 2006

Das Opus Dei der Niederlande, versammelt am 22. Juni 2011 in der Onze Lieve Vrouwekerk in Amsterdam

1. Dies ist mein Kommentar zur wertvollen Studien von Claire Fischer: Zahlenspiele im Opus Dei (08.03.2006), damit er seine Energien nicht nutzlos vergeudet. Die Realität werde ich hier beschreiben. Man nennt eine bestimmte Zahl, die seit dem Tod des Gründers beständig wächst, die über Jahre einen gewissen Standard hält und nach und nach kontinuierlich wächst: So sieht es nach den offiziellen Zahlen aus. Aber nichts davon entspricht der Wirklichkeit, und deshalb stehen wir vor einem Betrug, der um des Effekts willen unternommen wird: Es geht um das Image einer “mächtigen” Institution in der Kirche, die apostolische Früchte bringt. Man konnte diese Zahlen kommentarlos in der sektennahen Presse lancieren, und zudem in den Massenmedien, die sich in ihrem Respekt vor dem christlichen Glauben einig sind.

2. Ich übertreibe nicht. Ich besitze genaue und gesicherte Zahlen bis nach 2000, denn bis vor einigen Jahren war ich an all diesen Orten, und ich kenne die Zentren und Werke  der männlichen Abteilung gut – bei den Frauen sind es noch weniger: a) Niederlande: Es sind nicht mehr als insgesamt 15 Numerarier. b) Schweiz: In den letzten dreißig Jahren haben nicht mehr als fünf Numerarier gepfiffen, und einige sind bereits gestorben. c) Deutschland: Hier ist es wie in den Niederlanden, und es gibt etwa 20 Supernumerarier. d) England: erreicht nicht einmal die Zahlen der Schweiz. e) Von den Ländern im Osten wollen wir  nicht mehr sprechen, ausgenommen Polen, wo sie nicht einmal eine Handvoll sind und nicht einmal die Zahlen der Schweiz erreichen. f) Über die tiefe Krise in Spanien, Brasilien, Argentinien, Mexiko oder Costa Rica gibt es bereits genügend Zeugnisse; wir müssen sie nicht vermehren.

Wenn diese aktuellen Daten gesichert sind und stimmen, wie kommen dann die Zahlen zustande, die offiziell veröffentlicht werden? Es ist offenkundig, dass sie nicht stimmen. Vor allem aber vor allem der gewaltige Umfang der Fälschung zeigt, worauf man hinauswill: den Anschein des Wachstums und eines beständigen Fortschritts bei den apostolischen Früchten zu erwecken, so wie man es sich bei den Tertulias in den Zentren erzählt. Eine virtuelle Welt, die mit der echten nichts zu tun hat.

3. Cui prodest?  Man sucht den Vorteil, dass die ordentliche Hierarchie der katholischen Kirche, namentlich Rom, weiterhin annimmt, dass man mit einer soliden, weltweit funktionierenden Institution rechnen und sich auf sie stützen kann, die außerdem nach wie vor von Gott gesegnet ist, trotz der Schwierigkeiten unserer Zeit. Man will das „Vertrauen“ bewahren,  man hat Kredit wegen des fruchtbaren Apostolats. Und man weiß, dass es entscheidend für diese Firma ist, mit seinem Tun als gottwohlgefällig dazustehen.

Stimmt das aber auch? Es scheint nicht so. Im Gegenteil, wir sind Zeugen der Inszenierung eines großen Betrugs, Lügen, die Gott gewiss nicht gefallen: Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen (Mt. 5,37).  Und dieser Betrug will vor den Augen der katholischen Hierarchie noch ein andere kirchliches Problem von größerer Tragweite verheimlichen, das jetzt nicht unser Thema ist, aber es ist eine hässliche Sache, die die Wurzeln der aktuellen Krise des Opus Dei in sich birgt.

Tatsächlich konnte die Prälatur für die Selig- und Heiligsprechungen Massen organisieren; um diesen Effekt zu erzielen, setzte sie ihre ganze Struktur, alle personellen und materiellen Reserven ein, und das umso mehr, als ihr spezifisches Charisma gerade nicht darin besteht, kollektive Frömmigkeitsäußerungen zu organisieren. Man handelte hier  mit dem gewöhnlichen doppelten Spiel, die Massenaufläufe im Vatikan stellten sich als spontane Frömmigkeitsäußerungen dar, nur um einen gewissen Eindruck zu schinden — bei der Hierarchie der Katholischen Kirche — weil sie mit ihrer „Spiritualität“ eben auch Fähigkeiten zu mobilisieren haben. Das gleichgeschaltete Verhalten der Menschenmengen verriet, dass sie eigentlich keine Menschenmenge waren, sondern eine „organisierte Masse“, bei deren Mobilisierung man sich keiner anderen Mittel bediente als totalitäre Regime sonst auch (wer das nicht glaubt, soll Mein Kampf von Adolf Hitler lesen).

Zum Teil möchte man damit die tiefe Krise kaschieren, in der sich diese Institution befindet, denn wenn man viele zusammen sieht, kann das den Mut der Pessimisten oder Defätisten, vor allem in der leitenden Nomenklatur, heben. Andererseits hat man bei den apostolischen Reisen von Johannes Paul II. immer so gehandelt, und wo auch immer es möglich war, zeigte man dem  Papst ganz taktisch eine universale „Präsenz“ des Opus Dei. Freilich, die jüngste Reise Benedikts XVI. in seine Heimat im Jahr 2005 konnte kein Gegenstand einer „Manipulation“ sein, weder von oben noch von unten, denn die Präsenz des Opus Dei in Deutschland ist unbedeutend, und selbstverständlich stehen die Mitglieder wie auch die Institution vollständig außerhalb des ökumenischen Dialogs der beiden letzten Päpste.

Die Studie von Claire Fischer ist wichtig, nicht so sehr wegen der Treffsicherheit seiner Berechnungen, die zum Teil genauso virtuell sind wie die Angaben der Prälatur, sondern aus dem einfachen Grund, dass er an den Quellen forscht, um die „Lügen der Institution“  bloßzulegen, mit denen sie sich selbst täuschen und Freund und Feind in die Irre führen bei dem Versuch, das Phänomen „Personalprälatur Opus Dei” als das zu erkennen, was es in Wahrheit ist. Es ist sehr wichtig, hier einen Fokus zu setzen und in diese Richtung weiterzuarbeiten, um die Augen­aus­wischereien zu entlarven,  mit denen sie die Arglosen hereinlegen.

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