Novaliolapena: Villa Tevere (1)

(31. März 2017)

Jüngst haben mir einige von euch geschrieben und gemeint, ihr würdet gerne mehr über die Organisation und das Leben in Villa Tevere und über die Ernennungen in  den Regionalkommissionen und Delegationen erfahren. Ich freue mich, euch meine Erfahrungen mitteilen zu können. Ich werdet verstehen, dass ich keine Namen kenne, aber ansonsten gibt es keine Geheimnisse, da das Werk von Gott stammt ;-)

Die Organisation von Villa Tevere. Ich denke, darüber wurde schon vieles geschrieben, und ihr wollte jetzt wissen, wie viele Leute da wohnen, welche Gruppen es gibt, wie es funktioniert etc. Also erzähle ich euch einiges, und wenn etwas nicht stimmen sollte oder so nicht mehr aktuell ist, werde ich es sehr gerne auf eure Anregung hin ausbessern...

Villa Tevere (in der Folge mit VT abgekürzt) heißt das Haus des Zentralsitzes in Rom in der Straße Bruno Buozzi. Es liegt im römischen Nobelviertel Parioli. Meine italienischen Freunde neckten mich mit der Bezeichnung „Pariolino“, eine sympathische Art, jemanden als reichen Pinkel zu bezeichnen.

VT besteht tatsächlich aus mehreren Gebäuden und hat verschiedene Eingänge. Deshalb kann man sich leicht verirren. Die Gebäude der männlichen Abteilung sind die Villa Vecchia (dort leben der Vater und die Mitglieder des Generalrats), die Casa del Vicolo y Uffici (in diesen beiden Gebäude wohnt die Mehrzahl der Numerarier, die in VT arbeiten, obwohl auch Numerarier in VT wohnen, die nicht hier arbeiten, und Numerarier hier arbeiten, die in anderen Zentren leben, aber beide sind eine Minderheit). Über die Gebäude der Frauen weiß ich nichts, weil sie 5000 km weit weg sind, ahem. Aber wir nannten sie Villa Sacchetti. Ich weiß nicht, ob es sich um ein oder um mehr Gebäude handelt. Villa Sacchetti ist die Zone der Frauen, und es heißt so, weil der Haupteingang in dieser Straße liegt, die in die Bruno Buozzi einmündet.

Wie gesagt, VT hat mehrere Eingänge. Die Numerarier betreten das Haus normalerweise durch Bruno Buozzi 73, den Eingang benützen die, die hier leben oder arbeiten. Einige kommen mit dem Wagen und betreten das Haus durch die Garage, die von morgens bis abends durch einen Numerarier bewacht wird, der nichts anderes zu tun hat, als das Tor auf- und zuzusperren. Wenn man Post an den Vater nach Rom schickt, geht sie an diese Adresse, und man erwähnt den Vater und das Werk in der Adresse nicht, aus Angst, dass sich Leute dafür interessieren könnten, was drinnen ist; man setzt den Namen eines Leiters des Generalrats ein. Aber natürlich ist es nicht für ihn, sondern für den Vater.

Der andere Eingang ist Bruno Buozzi 75, der zu Santa María de la Paz führt, der Prälaturskirche, in der sich unter anderem die sterblichen Reste des Gründers befinden.  Dieses Tor ist nur zu den Besuchszeiten der Kirche offen.

Wer zur Messe oder zum Beten nach Santa María de la Paz kommen will, geht durch den Eingang Bruno Buozzi 75, außer von 14-17 h, da ist die Kapelle für Besucherinnen aus der Villa Sacchetti reserviert, vor allem für Numerarierinnen. Ist es verboten, um 14 h hinzugehen? Nein. Geht irgendein Numerarier dahin? Nein. In ihrer Sprache heißt das „Man geht besser nicht hin“; übersetzt heißt es: Es ist verboten. Aber Achtung, wir haben die volle Freiheit, machen, was uns passt, nicht weil sie es uns sagen. Aber natürlich, wenn du es machst, geben sie dir eine brüderliche Zurechtweisung.

VT ist uuuurgroß. Wer es gesehen hat, der weiß das. Wer es nicht gesehen hat, kann bei google maps nachschauen und weiß auch Bescheid (ihr werdet einen Priester mit Soutane und einen Ford Transit davor sehen). Ich erinnere mich, dass in der Früh immer zwei Leute früher als alle anderen aufstehen mussten, um die Verbindungstüren zur Verwaltung aufzusperren, und das bedeutete einen Rundgang von mindestens 15 Minuten, einige Fahrten mit dem Aufzug eingeschlossen. Da war das Gebäude von Villa Vecchia aber noch nicht dabei. Es ging nur darum, dort und dort hinzugehen, die Türe zu öffnen und dann weiterzugehen, etc., 15 Minuten sind ja quasi gar nichts. Aber gut, VT ist klein geblieben. Ja, Kinder, die bürokratische Maschine wächst und wächst: Es gibt immer mehr Numerarier in internen Aufgaben und immer weniger inmitten der Welt, und darum geht es doch eigentlich. Aber ja, der Zentralsitz ist klein geblieben.

Wie geht es weiter? Man schafft Zentren, die vom Generalrat abhängen. Denn diese Numerarier sind keine Italiener und hängen nicht von der Region Italien ab. Und da sie schließlich an Dingen arbeiten, die mit dem Generalrat zu tun haben (Mitarbeiter der Direktoren, des Generalrats, Professoren der Universität vom Heiligen Kreuz, die auch dem Generalrat zugeteilt ist, Priester mit besonderen Aufträgen etc.), schafft man ein Zentrum, das vom Generalrat abhängt, und damit hat es sich. Das Problem ist, dass ihnen die Sache einmal mehr entgleitet, denn auch wenn sie mitten in der Welt wirken wollen, so wissen sie doch genau, dass ein interner Job die beste Garantie dafür ist, dass die Leute dabeibleiben. Und so schuf man zuerst ein abhängiges Zentrum, dann noch eines und noch eines... und für jetzt könnte ich euch nichts Genaues sagen, aber ich denke, dass es in Rom 12 bis 15 Zentren für Numerarier gibt, die vom Generalrat abhängen.

Das ist aber noch nicht alles, denn Villa Tevere bleibt klein. So klein, dass man Manipulationen treffen muss, damit man in der Garage nicht den Mercedes des Vaters (für Fahrten außerhalb Roms) und den Audi des Vaters (für Fahrten innerhalb Roms) sehen kann.  Die Lösung war, ein Gebäude nahe Villa Tevere zu kaufen, und zwar gegenüber, auch in Bruno Buozzi (dort steht der Priester mit Soutane von google maps). So bleibt alles im Haus. Das Problem liegt aber darin, dass es ein Wohnhaus in einer teuren Gegend ist. Aber da eine arme und kinderreiche Familie natürlich ein ganzes Haus in einer teuren Zone kauft, bedeutet das ein grooooßes Opfer, und man kaufte jedes Top einzeln, unter verschiedenen Namen, um keinen Verdacht zu erregen und um nicht den Preis hinaufzulizitieren. Schließlich hatte man das ganze Haus und hatte mehr Zentren für Numerarier (ich glaube, es heißt Gagliano). Und das läuft jetzt schon sechs oder sieben Jahre so. Ich hörte, dass man bei der Stadtverwaltung um die Erlaubnis ansuchte, einen Tunnel unter der Straße zu graben, damit die Verwaltung zum Putzen ungesehen die Straße überqueren kann. Verarscht du mich? Nein, ich verarsche dich nicht. In Cavabianca gibt es jedenfalls diese Tunnels für die Verwaltung, und sie sind in Betrieb.

Gut, Kinder, das war etwas ausführlich, ich bin vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen, aber hoffentlich habe ich euch nicht gelangweilt. In Zukunft mehr.

Novaliolapena

→ Fortsetzung: Villa Tevere 2 (05.04.2017)