Al Chile: Mexiko 2012

 

20. Juli 2012

 

Ich kann praktisch alles bestätigen, was „Rudi Ratlos“  am 16. Juli geschrieben hat. Meine Zeugenschaft unterstützt der mittlerweile verstorbene Carlos Llano, der kurz nach dem Kongress, der den jetzigen Prälaten gewählt hatte, zu uns, einer Gruppe von Direktoren von Delegationen, die während einer Kongresspause Kaffee tranken, die Bemerkung machte, dass das Opus Dei jene Institution der katholischen Kirche sei, die die meisten Mitglieder verliere, oder anders gesagt, das Opus folge nicht der Tendenz der übrigen Institutionen, sondern es übertreffe sie an der Zahl der Austritte. 1992 hatte die Delegation Mexiko City mehr Abgänge von Mitgliedern als beitraten (gepfiffen haben). Carlos kommentierte all das eben Erwähnte mit einem Anflug von Stolz; dem Doktor gefiel es, dass das Opus überall führte: bei den Beitritten, den Austritten, den Erkrankungen und psychischen Defekten von Mitgliedern, Leute, die weder Amt noch Einkommen hatten, aber dabei mit abgeschlossenen zivilen und theologischen Studien, in der Fähigkeit, an Geld zu kommen, es anzulegen etc. etc. Wenn das nichts mit einer Berufungskrise zu tun haben soll, dann weiß ich wirklich nicht mehr, was das sein soll …

Die Worte des Dr. Llano sind ein überzeugendes Argument, denn unter den Themen, die den Wahlkongress beschäftigten, war das der vielen Austritte so massiv, dass er sich nicht einmal zurückhalten konnte, den jüngsten Teilnehmern davon zu erzählen. Was wir damals nicht wissen konnten, nicht einmal er, ist, dass in diesen Jahren und bis zum vergangen Jahr das Opus in Mexiko Tausende von vorher treuen Mitgliedern verlieren würde, einige, die über 42 Jahre als Numerarier in der „Familie“ gelebt haben.

Was die Todesfälle betrifft, so kann man sich auch nicht präziser ausdrücken, als es „Rudi Ratlos“ tut. Mexiko scheint wieder einmal die Vorreiterrolle übernommen zu haben: Vergangene Woche starb eine Auxiliarin an Krebs , die etwas über 50 war; im vergangenen Monat zwei Ältere, die schon über 80 waren: die Numerarierin Maribi Tabernero eine Spanierin), und Rogelio Carlos Aguilera Peña, Assoziierter aus Monterrey, der bei unserem letzten Gespräch, knapp vor seinem Tod, zu mir gesagt hat, dass das Schlimmste, was ihm passieren konnte, war,  Assoziierter zu sein und alt zu werden, oder, anders ausgedrückt, wenn man im Opus lebt, muss man mit dem Schlimmsten rechnen.

Im September des vergangenen Jahres starben  Padre Santiago Ibáñez Mariel mit 47 Jahren, und die stoisch ruhige Leonor Valdez, die um die 65 war. So wie die beiden andern Auxiliarinnen, starb auch sie an Krebs. Es muss noch mehr Todesfälle gegeben haben, aber ich erinnere mich nicht genau.

Eine Sache, die Rudi Ratlos“ in dem zitierten Bericht beschrieben hat und die ich nicht bestätigen kann, ist, dass das Opus angesichts dieser tiefen Berufungskrise perplex sein soll, weil ihm seine Mitglieder davonlaufen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie dieses Thema vollkommen kalt lässt; das Geld, dass sie von allen Seiten im Überfluss lukrieren, hat sie blind gemacht, und sie sehen nichts anderes mehr, und sie werfen sogar selbst unter den fadenscheinigsten Vorwänden unbequem gewordene Mitglieder hinaus. Um ein Beispiel zu nennen: Ein ehemaliger Supernumerarier hat mir von  einem der Eingekerkerten erzählt, die am 19. März „ihre Hingabe erneuert“ haben. Er erfüllt die Normen, liefert Geld ab, seine Kinder sind in Schulen des Opus etc., aber 14 Tage nach der Erneuerung sagten sie ihm, dass er nicht mehr zur „Familie“ gehöre, weil die politischen Vorlieben des rechtsextremen Burschen das Opus nervös gemacht haben. Der junge Mann hat Widerwillen erregt,und es war besser für das Werk, dass er geht. Das Werk verbraucht unglaublich viele Menschen und Geld; sie kommen immer wieder an neues Geld heran, aber nicht an Berufungen. Wenn das Opus Dei im Moment ein besonderes Kennzeichen hat, dann  ist es der Mangel an menschlichen Ressourcen.  

Wer das Gegenteil dessen behauptet, was „Rudi Ratlos“ schreibt, muss schon erstklassige Referenzen vorzuweisen haben, denn im Opus hatte weltweit niemand eine größere Autorität als Llano, der jeden Monat nach Rom kam, um dem Generalrat des Opus und sogar dem Prälaten „Ratschläge“ zu erteilen, dem er sogar Tipps gab, welcher Schuhe er kaufen solle, wie er in einem Beisammensein mit alten Supernumerariern erzählte.

Wenn du mehr weißt, erzähl es mir.

alchilemexico@gmail.com

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