Josef Knecht: Warum wurde das Opus Dei vom Säkularinstitut zur Prälatur?

 

(19. März 2014)

 

Ich will zunächst zur Beantwortung der Frage oder Ratlosigkeit schreiten, die Daneel in seinem Beitrag vom 10.03.2014 äußert: Warum wurde das damalige Säkularinstitut Opus Dei in eine Personalprälatur umgewandelt? Dann will ich, wie es auf dieser Seite bereits mehrmals unternommen wurde, den Grund dafür aufzeigen, warum diese Änderung mit solchem Nachdruck betrieben wurde und dass der Größenwahn des Gründers des Opus dahintersteckt.

Einerseits wissen wir, dass Escrivá (oder Escriba) das unbezähmbare Verlangen hatte Bischof zu sein (vgl. Guillaume [28.09.2012]: Seit 1942 versuchte Escrivá, Bischof zu werden. Im Kirchenrecht ist es nicht vorgesehen, dass der Generalpräsident eines Säkularinstituts oder der Generalobere eines Ordens aufgrund der Ausübung seines Amtes Bischof wird. Umgekehrt war es jedoch möglich, dass Escrivá als Oberhaupt einer „Praelatura nullius” zum Bischof geweiht werden konnte.

Andererseits entwickelte sich in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, ausgehend von Mitteleuropa, die so genannte „Theologie des Laienstandes“. Und da ein Größenwahnsinniger wie Escrivá es nicht zulassen konnte, dass ihn andere in den Schatten stellten, schloss er sich Anfang der sechziger Jahren daran an, wie Estruch in seinem Buch Santos y pillos („Heilige und Schurken“ – ein Zitat Escrivás über seine Leute!) darlegte, und er behauptete, seine „Theologie des Laienstandes“ bereits am 2. Oktober 1928 durch göttliche Eingebung gesehen zu haben, sodass nur er zum wahren Vorläufer dieser theologischen Neuigkeit wurde. Es blieb zwar bei der Rechtsfigur des Säkularinstituts, die der Spiritualität der geweihten Laien verhaftet blieb und weniger mit der neuartigen „Theologie des Laienstandes“, sondern mehr mit der „Heiligung der Arbeit“, der „Autonomie der zeitlichen Angelegenheiten“ und der „laikalen Mentalität“ zu tun hatten, die jedenfalls moderner als die Evangelischen Räte waren. Indem man später das alte Kleid des Säkularinstituts ablegte und den verrückten „Maßanzug“ des Opus Dei anzog, passte man sich der „Theologie des Laienstandes“ an, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil II (1962-1965) ausformuliert hat, und man bequemte sich, die neue Rechtsfigur der „Personalprälatur“ zu wählen.

Es ist sicher, wie Daneel meint, dass die Grundlagen einer Theologie des Laienstandes einem gläubigen Menschen attraktiv vorkommen müssen. Viele von uns sind auch deshalb dem Opus Dei beigetreten, weil uns dieses, dem Evangelium entsprechende Ideal fasziniert hat, bis wir allerdings entdecken mussten, dass sich die Realität des Opus gewaltig von dem unterscheidet, was nach außen hin als offizielle Darstellung verkauft wird. Tatsächlich interessiert sich die Hierarchie des Werkes überhaupt nicht für die Theologie des Laienstandes, wie das E.B.E. in seiner Monographie E. B. E.: Das Werk als Offenbarung (2. 1. 2005) hervorragend geleistet und gezeigt hat, welche Theologie den Internen Schriften  des Werks Escrivás zugrunde liegt. Aber ich muss mich korrigieren: Die Theologie des Laienstandes interessiert die Herren sehr wohl, und zwar immer dann, wenn es um den Zugang zu politischem Einfluss geht, aber auch jenen Laien Geld abzuknöpfen, die als Banker, als Unternehmer oder in sonstigen gut bezahlten Positionen Erfolg haben. Wenn wir also nun analysieren, welche Spiritualität sich hinter den Internen Schriften  des Werks Escrivás verbirgt, werden wir hier gar nichts über die Theologie des Laienstandes finden; hier findet sich lediglich das Psychogramm Escrivás, ein Porträt seines Größenwahns, mit der sich dann auch Alvaro del Portillo zu hundert Prozent identifiziert hat, und vergessen wir nicht, dass es die internen Dokumente sind – und nicht die schönen  Sprüche der offiziellen Version, die tatsächlich das tägliche Leben der Mitglieder regeln und bestimmen, und sie entsprechen durchgängig genau dem, was gegolten hatte, als das Opus ein Säkularinstitut war.

Josef Knecht

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