Notizen zur Geschichte des Opus Dei in Österreich

 

Die offizielle Webseite des „Werkes Gottes“ in Österreich, die sonst nur noch eine alte Ausstellung, Jubiläums-Messen und Immobilien zum Inhalt hat, wartet mit einer Neuigkeit auf:


Neuer Regionalvikar des Opus Dei in Österreich
Ludwig Juza folgt auf Martin Schlag.

13.10.2008

DDr. Ludwig Juza

Für die Region Österreich der Prälatur Opus Dei, zu der auch Ungarn gehört, hat der Prälat des Opus Dei, Bischof Javier Echevarría, einen neuen Regionalvikar ernannt: DDr. Ludwig Juza löst Msgr. DDr. Martin Schlag ab, der einen Ruf an die Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz in Rom erhalten hat, wo er eine Professur für Moraltheologie und Sozialethik übernimmt.

Ludwig Juza wurde 1956 in Wien geboren, hat an der Universität Wien Philosophie und an der Universität von Navarra Theologie studiert. Er ist seit 1974 Mitglied des Opus Dei, war in verschiedenen Zentren der Prälatur in Wien, Salzburg und Innsbruck in leitender Funktion tätig und gehörte 1983 bis 1994 der Regionalkommission an, d.h. dem Ratsgremium des Regionalvikars.

Zielsetzung des Opus Dei ist die Verbreitung des Strebens nach Heiligkeit im Alltag, insbesondere durch die Heiligung der gewöhnlichen beruflichen Arbeit. Es wurde 1928 von Josemaría Escrivá gegründet, der 2002 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde. Dem Opus Dei gehören weltweit heute 87.000 Gläubige an. Etwa 1.800 von ihnen sind Priester. In Österreich unterhält das Opus Dei Zentren in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Dornbirn.

 

 

Die Nachricht ist bemerkenswert; in mehrfacher Hinsicht:


1. Die österreichische Region des Opus Dei, am 22. Mai 1957 durch die Ankunft der ersten Mitglieder ins Leben gerufen, existiert nur noch als Mogelpackung. Es gibt zwar eine Handvoll geweihter Priester und eine Reihe fanatischer Muttis, die es lieber sehen, dass das „Werk“ - und nicht fremde Frauen - ihre Söhne kriegt, aber ansonsten sind es Häuptlinge ohne Indianer. Die Übergabe der Villa Kálmán 1960 in Wien an die Frauen, damit sie als erste ein Studentenhaus einrichten können, als „Wunder von Währing“ umschrieben, blieb kennzeichnend; die weibliche Abteilung des Opus Dei befindet sich in Österreich auf der Überholspur, die Männer auf dem Pannenstreifen. Unfreiwillig dokumentierte dies der frühere Regionalvikar Klaus Küng, als er, um das „Wachstum“ der Gemeinschaft zu dokumentieren, bei einem Beisammensein in Piesting 1984 die Frage stellte, wer „vor 20 Jahren schon dabei war“ – drei Hände hoben sich. Damit wollte er zeigen, wie sich die apostolische Arbeit seit den Anfängen multipliziert habe. Peinlicherweise murmelte in diesem Moment ein alter Supernumerarier, Dr. Johann S., etwas über den Wert der Treue, sodass klar war, dass es da auch viele andere gegeben haben muss, die nicht mehr da sind; mittlerweile sind viele weitere gekommen und wieder gegangen, Andreas, Dietmar, Franz, Heinrich, Herwig, José Carlos, Joserra, Julius, Manfred, Manolo, Paul, Raphael, René, Ricardo, Roland, Serge, Walter, Wilhelm, Wolfgang und so viele Martins, so viele Michaels, so viele Stefans… Keiner von ihnen redet gerne darüber, aber sie alle haben Jahre ihres Lebens hier gelassen, vergeudet, all ihr Geld und einen Teil ihrer Lebensfreude hier eingebüßt; manche sind depressiv geworden, einer, Roland, ist vor die Schnellbahn gesprungen…

Die, die noch da sich, strampeln sich in einem überdehnten und personell vollkommen ausgedünnten Netzwerk zu Tode; die Fassade muss um jeden Preis aufrechterhalten werden, weil man da noch die Subvention eines wohlwollenden Subalternpolitikers an Land ziehen und sich dort noch im Windschatten eines von den hier noch immer flatternden Soutanen beeindruckten Kirchenfürsten ein Pfründchen oder eine um einen Euro für 99 Jahre zu pachtende kirchliche Liegenschaft sichern will. Martin Schlag, der Schöngeist, der auf Befehl seiner „Leiter“ das Kunstgeschichtestudium abbrechen musste, wird nun abgezogen und darf in Rom verschnaufen; er zeigte sich in den letzten Jahren heillos vom Geschehen überfordert und nahm keinen Termin in der Öffentlichkeit mehr wahr, zu dem ihm nicht der etwas robuster gestrickte Numerarierpriester Christoph Tölg begleitet hätte…

Richard Estarriol, Anfang 2008 mit seinen einundsiebzig Jahren noch Pressesprecher dieser jungen und dynamischen geistlichen Gemeinschaft, hat im Freundeskreis ein Buch über das Opus Dei in Österreich angekündigt; es dürfte dem Vernehmen nach aus zwei Kapiteln bestehen, „Genesis“ und „Exodus“ ;) Als Po-Grapscher ins Gerede gekommen, hält auch er sich nunmehr von öffentlichen Auftritten fern.

2) Die schillernde Seifenblase des Opus in Österreich ist an einen Namen geknüpft: Ernst Burkhart, ein Fanatiker vom Schlag eines Robert Billings. Von seinem Verwandten F. angeworben, wilderte er für die Gemeinschaft, die ihm Heimat geworden war, wen er fand; die Mutti, die Schwester, Nachbarn, Studienkollegen, einen Kameraden vom Bundesheer, vor allem aber dann, als Religionslehrer, minderjährige Schüler in großer Zahl. Mit dem geistlichen Repressionsmittel der Beichte zwang er sie in die Knie, mit einer für Priester eher ungewöhnlichen Vulgarität (Atheisten sind „Schweinsg´sichter“) versuchte er ihnen Selbstsicherheit nach außer unter der Prämisse einer nach innen – also ihm gegenüber – gefügigen Katholizität einzuimpfen. Er hat es immerhin geschafft, mit seiner kleinen Gemeinschaft so viel Lärm zu machen, dass Klaus Küng als Episcopabile durchging und dass das Geld und die Macht des Vereins einige opportunistische Kirchenmänner auf Zeit beeindrucken konnten. Was er unter Dialog versteht, hat er im Frühjahr 1988 eindrucksvoll bewiesen, als eine Gruppe von Katholiken vor der Karlskirche in Wien in einer polizeilich gemeldeten Demonstration gegen die Ernennung Küngs zum Bischof von Feldkirch protestierte; da verbarrikadierte sich der Herr Pfarrer nämlich in der Sakristei und ließ eine halbe Stunde lang die Glocken läuten. - Burkhart sitzt nun als Studienpräfekt des Werkes in Rom, ist die Nr. 3 der „Prälatur“ und grübelt über internen Statistiken und vertraulichen Mitteilungen.

3) Mit „Luki“ Juza kommt nun eine echte Treibhauspflanze zum Zug; der gelernte Philosoph hat den „Jugendclub Delphin“ geleitet, war dann Mitglied der Regionalkommission und schließlich Theologiestudent mit „höheren Weihen“; die „gewöhnliche berufliche Arbeit“, die es zu heiligen gilt und die den Mythos der Vereinigung bildet, hat er wie manche andere niemals kennen gelernt. Er ist erst seit 2006 Priester.

4) Während der Bischof des Opus, Echevarría, gegenüber „La Reppublica“ bereits eingestanden hat, dass sein Werk schrumpft und derzeit bei angeblich 83.000 Mitgliedern hält - Estarriol zählte 2005 nur mehr 80.000 (http://www.opusdei.at/art.php?p=10534), figurieren hier noch die „alten“ Zahlen (vgl. die Statistik der Mitglieder des Opus Dei).

Emanuel

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