Antonio Moya Somolinos: Der lange Schatten von Catania

 

Mittwoch, 27. Juli 2022


Die Zeit weist jedem seinen Platz zu. An diesem Punkt wird die Mittelmäßigkeit von Javier Echevarría,  dem ehemaligen Prälaten des Opus Dei, immer deutlicher, ein nutzloser Mann in jeder  Hinsicht, mit wenig Intelligenz und noch weniger Talent, vielleicht aus diesem Grund so fanatisch für den heiligen Josefmaria, mit einem Fanatismus,  der ihn soweit brachte, sein Leben als Schoßhündchen unter den Röcken des Gründers des Opus Dei zu verschwenden und schon in jungen Jahren auf den edlen Beruf des Denkens zu verzichten.

Diese Option, zusammen mit dem Rückenwind durch den polnischen Papst, der glücklicherweise verweht ist,brachte ihn sehr weit, zu etwas, was  er sich nie hätte träumen lassen, dass er nämlich Prälat des Opus Dei und Titularbischof von Cilibia wurde.

Er lernte die Welt, in der er lebte, niemals kennen. Aus diesem Grund hatte er kurz nach seiner Ernennung zum Prälaten des Opus Dei vor 1.500 Zuschauern die Unklugheit, einer diese berühmten Feststellungen zu treffen, die durch die völlige Abwesenheit wissenschaftlicher Kriterien und den Mangel  an Nächstenliebe gekennzeichnet  waren, gegen diejenigen, die seiner Meinung nach vor der Eheschließung nicht „die Reinheit“  gelebt hätten  und dass sie in Folge davon behinderte Kinder bekommen hätten.

Wir machten damals diesen schrecklichen Irrtum  publik (Bischof Echevarría über behinderte Kinder (9. 4. 1997), den dieser Priester Jesu Christi begangen hat. Die lokale Presse erregte sich darüber, und es gab Forderungen nach öffentlicher Berichtigung, die der Prälat nie erfüllte, weil er dachte, sein Ansehen sei mehr wert als seine Demut.

Seine „Söhne“, die – wie der heilige Josefmaria sagen würde – in die Fußstapfen der „guten Söhne Noahs“ traten, verschwiegen diesen Vorfall so gut sie konnten, weil sie dachten, er würde in Vergessenheit geraten. Aber sie lagen falsch. In diesen Jahren begann das Internet, der große Feind des Opus Dei, bereits zu funktionieren, denn es ist das Internet, das es einer bescheidenen und kleinen Webseite wie OpusLibros ermöglicht hat, in diesen 20 Jahren all die Dinge zu offenbaren,  von  denen das Opus Dei gewollt hätte, dass sie nie bekannt wurden und dass sie vor den Mitgliedern des Opus Dei und anderen verborgen blieben.

Szenenwechsel.

Ich habe einen Freund, der Franziskaner ist, und vor ein paar Monaten hat er mich einem seiner Freunde vorgestellt, der Freimaurer ist.

Ich mache eine Randbemerkung: In meinen 42 Jahren im Opus Dei hatte ich immer ein gewisses Vorurteil gegenüber Freimaurern. Ich hielt sie immer für das Schlimmste, obwohl ich das nie bestätigt fand. Ich muss zugeben, dass ich zwar heute, insbesondere seit ich das Opus verlassen habe, aber schon seit einiger Zeit dazu neige, andere nicht vorzuverurteilen oder nicht ad hominem zu argumentieren, also die Person erst gar nicht zu verwerfen, und dann alles, was diese Person sagt oder tut; obwohl ich mich, wie gesagt, nach und nach von Vorurteilen befreie, um mich auf die Analyse von Inhalten zu konzentrieren, von wem auch immer sie kommen, trotzdem muss ich sagen, dass ich noch nie einen freimaurerischen Freund hatte und es mir schwer fällt daran zu gewöhnen, aber ich schaffe es, vielleicht gerade nach der Lektüre der Enzyklika Fratelli Tutti, mit der sich der Papst nicht wenige „katholische“ Feinde von immer  verstört hat,

Vielleicht passt die Verteidigung der „allgemeinen Brüderlichkeit“ nicht zu denen, die behaupten, Katholiken zu sein, obwohl es wahr ist, dass unser Herrgott bei vielen Gelegenheiten zu uns von „seinem Vater und unserem Vater“ gesprochen hat, und jeder Mensch mit etwas Verstand würde daraus folgern, dass wir alle Brüder sind, nicht nur diejenigen, die von der Kanzel aus so bezeichnet werden. Zum  Beispiel auch ein Freimaurer-Freund, der mir auch sagt, dass für ihn das Tao und Jesus Christus das Wichtigste in seinem Leben sind.

Ich muss sagen, dass ich noch keine Zeit hatte, nachzuforschen, was das Tao ist, aber ich werde, nicht nur aus Neugier, sondern um einen weiteren Begegnungspunkt mit diesem Freund von mir zu haben, der übrigens ein normaler Mensch ist, im Ruhestand wie ich, mit Frau, Kindern und Enkelkindern usw.

Mein Freimaurer-Freund sagt mir auch, dass seine Freimaurer-Ideale in zeitlicher Hinsicht Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind, worauf ich geantwortet habe, dass es auch meine Ideale sind, vor allem weil ich glaube, dass es christliche Ideale sind, woraus ich ableite, dass Freimaurer und Christen das gemeinsam haben, und ich fände es nicht schlimm, wenn wir einmal, statt ad hominem, inhaltlich argumentieren würden, um zu sehen, was uns trennt und was uns eint.  Immerhin hat Kardinal Roncalli, der zukünftige Heilige Papst Johannes XXIII., einmal zu einem überzeugten kommunistischen Diplomaten, den er traf und mit dem er in der Pariser Botschaft zu Abend aß, gesagt: „Welche Freude, denn das einzige, was Sie und mich trennt, sind Ideen.“

Nachdem ich diese kleine Einleitung gemacht habe, werde ich erklären, was mir heute passiert ist. Mein Freund, der Freimaurer, schickt mir eine WhatsApp, die auf einen Tweet verweist, in dem ein Foto von Javier Echevarría aus seinen ersten Zeiten als Prälat zu sehen ist, begleitet von diesen Worten in Anführungszeichen: „90% der Behinderten sind Kinder von Eltern, die vor der Ehe keine Reinheit bewahrt haben.“

Dies sind die Worte, auf die ich am Anfang dieser Zeilen Bezug genommen habe, die in Catania gesprochen wurden.

Neben diesem Foto und diesem Text erscheint ein herzzerreißender Kommentar von meinem Freimaurer-Freund: „Sohn Satans, du bist ein Sohn Satans. Wir haben einen behinderten Sohn und unsere Ethik in Bezug auf Menschenrechte, Respekt, Ethik und Empathie mit den Armen und Kranken steht unendlich über Ihrer und aller der Ihren. SOHN SATANS.“

Kommentare erübrigen sich, obwohl ich einen per WhatsApp an meinen Maurerfreund geschickt habe. Er geht so: „Ich stimme dir vollkommen zu. Diese Aussagen von Echevarría sind belegt. Er sprach sie kurz nach seiner Ernennung zum Prälaten des Opus Dei in Catania vor 1.500 Menschen aus. Wir sprechen vom Jahr 1996. Sie erschienen in der lokalen italienischen Presse und es wurde eine Berichtigung von ihm verlangt, was er nie tat. Ein wahrer Schurke, außerdem hatte er keine Ahnng von Medizin. Den Mitgliedern des Opus Dei in anderen Ländern wurde dies nie gesagt, und sie versuchten, es nicht bekannt zu geben. Im Zeitalter der Globalisierung und des Internets kann man jedoch keine Türen auf dem Feld aufstellen. Am Ende wissen  es  alle.“

Sofort erhielt ich eine Nachricht von meinem freimaurerischen Freund (der auch ein Sohn Gottes ist und ein Herz hat, mit dem er andere liebt, seine Familie, seine Kinder, seine Freunde), die besagt: „Du weißt nicht, wie  dankbar ich für deinen Kommentar bin. Eine Umarmung!“

Ich weiß nicht, warum mich das dazu gebracht hat, mich an ein kleines Ereignis zu erinnern, das im Zentrum des Opus de Ramirez de Arellano 6 in Córdoba stattfand, einige Monate bevor ich das Opus verließ.

Es muss Essenszeit sein. Dort aßen sie nicht mehr in der Gruppe, sondern jeder ging abends gegen 9 oder 10 Uhr ins Speisezimmer, wenn es ihm passte.

Ich betrat den Speisesaal und da war nur noch Juan Vera, der vor einigen Wochen aufgehört hatte, Leiter der Delegation von Sevilla zu sein, nach Córdoba gezogen war und jetzt im selben Zentrum wie ich wohnte.

Ich weiß nicht, warum mir die Bemerkung einfiel, dass ich an jenem Tag mit einigen Freunden im Museum Julio Romero de Torres gewesen war,  und ich lobte diesen Maler aus Cordoba.

Juan Vera sagte mir, ohne die künstlerischen Aspekte seiner Arbeit zu kommentieren, nur, dass Julio Romero de Torres ein Wüstling sei, dass er an Syphilis gestorben sei und dass es für einen Priester unwürdig sei, in sein Museum zu gehen.

Ich war schocktiert. Typisches Beispiel für eine Auseinandersetzung ad hominem, und dazu kommt noch die Dummheit, alles durch die Brille  der „Reinheit“ zu sehen, die übrigens nichts mit der Tugend der Keuschheit zu tun hat, von der Papst Franziskus in seinem Brief über den heiligen Josef des letzten Jahres spricht.  Ich kann nur empfehlebn, diesen Brief des Papstes zu lesen.

Mir ist klar, dass ich jetzt zum zweiten Mal über Juan Vera und seine Interventionen spreche, denen es an Nächstenliebe fehlt.

Als ich überlegte, das Opus zu verlassen, sagte ich ihm im Gespräch mit einem der Leiter der Delegation unter anderem, dass man sich den Himmel nicht „kaufen“ kann, indem man sich an die Normen hält, wie der heilige Josefmaria zu sagen pflegte, sondern indem man „im  Herrn stirbt“, wie es im Katechismus der Katholischen Kirche heißt, und dass ich mich in der Zukunft, vor dem Tod, nicht mit dem gleichen Mangel an Nächstenliebe sehen wollte, den ich bei Juan Vera beobachtete, seit ich ihn kannte.

Dieser Delegationsleiter war ein wenig empört über das, was er gesagt hatte, obwohl die Argumentation überzeugend war.

Ich werde in Zukunft noch einige Perlen dieses seltsamen Vogels erzählen, der am 19. März dieses Jahres gestorben ist und von dem die in seinem Zentrum sagen, dass er einen heiligen Tod gestorben ist.

Ich werde nicht darauf eingehen, wie er starb. Ich möchte glauben, dass er „reuevoll“ gestorben ist, und ich wünschte wirklich, er wäre es gewesen, aber er ist kein Typ, der „eine unauslöschliche Lichtspur“ hinterlassen hat.

Zum Beweis: Die altgedienten Supernumerarierinnen von Córdoba und einige andere Diözesanpriester von hier nannten ihn „die Krähe“. Mehr als eine Supernumerarierin ließ ihn mitten in der Beichte im Beichtstuhl sitzen, weil sie den Unsinn, mit dem er die Spendung dieses Sakraments schmückte, wenn eine Frau kam, um es zu empfangen, für inakzeptabel hielt.

Ich werde  noch einiges  über ihn erzählen. Fürs Erste genügt es zu sagen, dass er ein würdiger „Sohn“ des emeritierten Marquis von Peralta und des mittelmäßigen und fanatischen Javier Echevarría war, bereit, andere zu verletzen, anstatt sie zu lieben. Das ist das Vermächtnis, das im Opus Dei veerbt wird.

Dass ich Javier Echevarría als „Schurke“ bezeichnet habe, liegt nicht seinem Kommentar in  Catania, der am Ende nichts anderes als eine verbale Inkontinenz gewesen sein könnte, die aus Leichtsinn und Ungeschicklichkeit resultierte. Ich verstehe, dass er ein Schurke war, weil er hartnäckig nicht sofort korrigierte, seinen eigenen Fehler erkannte und ein „reines“ Außenbild bevorzugte, das nichts zu korrigieren hat, anstatt dass er sein Pflichtheft herausholt  dass irgendwann sagen musste: „Es tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht, sorry, ich verspreche, dass ich es nicht wieder tun werde“.

In der wöchentlichen Beichte wird Gott oft um Vergebung gebeten, aber ich habe noch nie erlebt, dass hochrangige Direktoren des Opus Dei andere darum gebeten haben, niemals.

Dass man IN EINZELNEN FÄLLEN EINZELNE PERSONEN nicht um Verzeihung bittet, ist ein Erbe vieler Menschen im Opus Dei, hauptsächlich der Direktoren und vor allem von den höheren Stellen in Rom oder in den Regionalkommissionen.

Das Problem ist, dass sie keine Leiter, sondern „Führer“ sind, wie es der heilige Josefmaria in „Der Weg“ empfohlen hat. Der Leiter schleppt mit seinem Beispiel, auch mit dem guten Beispiel, Fehler zu korrigieren. Der „Caudillo“ befiehlt von oben und fordert nur von unten „Einheit“. Kommt euch das bekannt vor, ihr, die ihr noch dem Opus Dei angehört?

Ich kehre zum Negriff „Schurke“ zurück. Ich bin überzeugt, dass nicht wenige Mitglieder des Opus Dei, wenn ihnen ein hypothetischer Fall – ohne Namen – vorgelegt würde, in dem das, was 1996 in Catania geschah, erzählt wurde, die Mehrheit denken würde, dass dies eine klare Unklugheit und Ungeschicklichkeit war, und dass der Eigensinn, das nicht in Ordnung zu bringen und um Vergebung zu bitten, ein Schurkerei ist. Es würde genügen, an all die KONKRETEN Fälle zu denken, wie den meines Freimaurerfreundes, in denen einem Priester statt überschwänglicher Liebe zu Eltern, die das Unglück hatten, ein Kind mit einer Behinderung zu haben, das Einzige einfällt, was einem einfällt von Jesus Christus ist es, sie genauso anzuklagen wie die Apostel, als sie vor einem Blindgeborenen zu Jesus sagten: „Wer hat gesündigt, dass dieser Mensch so geboren wurde, er oder seine Eltern?“

Ich denke, wir alle kennen die Antwort, die der Herr ihnen gegeben hat.

Wie gesagt, angesichts eines solchen theoretischen Falls würden viele derzeitige Mitglieder des Opus Dei sagen, dass die Person, die auf diese Weise gehandelt hat, ein Schurke ist.

Wenn nun in diesem Moment die Namen der Protagonisten dieses realen Ereignisses bekannt werden, würden wahrscheinlich viele oder vielleicht alle diesen Namen zurückziehen.

Wieso dann?

Aus einemganz einfachen Grund: Weil sie im Gegensatz zu mir, der ich Jesus Christus nachfolge, „dem Vater folgen“, und in diesem Fall Javier Echevarría. Sie haben nicht die Freiheit, normal denken zu können. Sie sind eingeschränkt durch diese „Einheit“, die der Vorwand ist, dass ihr Prälat - gestern Echevarría, heute Ocáriz - ungestraft tun und sagen kann, was er will, sei es moralisch oder unmoralisch, und sich auf diese „Einheit“ der Unteren mit denen verlässt von oben, aber nicht umgekehrt, und dass das Werk „fest, kompakt und sicher“ ist, wenn jene Einheit gelebt wird, die in Wirklichkeit sektiererischer und antichristlicher Fanatismus ist.

Dieser Fanatismus fügt ihnen schrecklichen Schaden zu. Der heilige Josefmaria ist eigentlich ein Ballast, den sie weder loswerden können noch wollen, der sie daran hindert, wahre Nachfolger Jesu Christi zu sein.

Catania ist ein langer Schatten, aus dem sich Javier Echevarría niemals befreien konnte, genauso wie Mariano Fazio sich niemals aus dem langen Schatten von Danilo Eterovic befreien kann.

In diesem Beitrag habe ich mich auf einen einzigen Schatten bezogen. Opus Dei ist aber von vielen Schattenseiten umgeben, mehr noch, Opus Dei liegt im Kernschatten. Jetzt haben sie einen sehr dunklen Schatten, den der 43 ehemaligen argentinischen Auxiliarinnen. Aber sie haben noch viel mehr Schatten, die noch nicht öffentlich aufgetaucht sind, aber die auftauchen werden. Ich beziehe mich nicht nur auf sexuelle Probleme wie das von Cociña, die in Granada herumläuft (vor kurzem schickte mir ein Numerarier aus Granada ein mit Zoom aufgenommenes Foto von Cociña auf der Terrasse einer Bar, wie er das Leben genießt, allerdings darf er  sich nicht mehr ganz zu vergnügen, wie es ihm gefällt,nämlich den Schülern des Almonte-Studienzentrums die Geschlechtsteile reiben), sondern zu anderen viel ernsteren Themen, die Ocáriz kennt, aber nicht freiwillig angeht. Ich denke  da eher an ihren notorischen Machtmissbrauch und  wie sie mit  den Hinweisen des  Heiligen Vaters umgehen.

Ocáriz-Fazio-Pujals: Deine Zeit läuft ab…

Übrigens, wie sich die Welt verändert. Ein Freund von mir, ein Konventual-Franziskaner, der mich einem seiner Freimaurer-Freunde vorstellt, der wiederum von Jesus Christus fasziniert ist, genauso wie ein Jesuiten-Papst, der freimaurerische Ideale verteidigt.

Aber was ist das?

Ich erinnere mich an einen Witz von Mingote vor Jahren aus La Codorniz, in dem sehr pompöse Damen aus den 1960er Jahren auftreten, die empört über das Zweite Vatikanische Konzil reden, bis eine von ihnen zur anderen sagt: „Nun, meine Liebe, sehen wir es nüchtern. Wer wird am Ende  in  den Himmel kommen? Die Üblichen.“

Antonio Moya Somolinos.