E.B.E.: Die ökonomische Matrix des Opus Dei

17.August 2009

 

Quentin Metsys: Die Geldverleiher


Auf dieser Homepage wurden bereits viele Aspekte des Opus Dei mit Tiefgang behandelt, wie sein juristisches und kanonisches Wesen, seine spirituelle oder asketische Eigenart etc. Vom wirtschaftlichen Aspekt liegen andererseits weniger Informationen vor, man weiß weniger, weil es klarerweise ein mehr als heikles Terrain ist, in dem sich die Prälatur besonders hervortut. Aber je mehr Mühe sie sich geben, die Leiter können nicht alle Spuren verwischen, die sie an Schlüsselstellen der Wirtschaft dieser Organisation hinterlassen.

Zweideutigkeit

Um die ökonomische Funktionsweise des Opus Dei zu verstehen, muss man das Doppelspiel in Betracht ziehen, mit dem es in allen Milieus arbeitet. Es wirkt auf verschiedenen Ebenen, so etwa in den Dichotomien drinnen/draußen, Institution/Familie, Prälatur/Werk etc.

In wirtschaftlichen Angelegenheiten betrachtet sich das Opus Dei selbst als eine Familie und nicht als eine Institution. Auf diese Weise wird jeder Außenstehende die Wirtschaft des Opus Dei als Schattenwirtschaft bezeichnen, für das Opus Dei ist es einfach das, „was in jeder Familie gemacht wird“,  wo niemand Gehalt kassiert und auch dem Staat keine Rechenschaft über diese internen Verfahrensweisen abgelegt wird (das ist einer der Gründe oder Entschuldigungen dafür, dass Arbeitskräfte nicht bei der Sozialversicherung angemeldet werden, dass es Schwarzarbeit im Innendienst der Prälatur gibt; das hat sich in einigen Fällen geändert, nicht freiwillig und aus besserer Einsicht, sondern aus Gründen höherer Gewalt, das heißt, weil der Staat in einigen Länder das Opus Dei dazu verpflichtet hat, etwa die Hausangestellten, also die Auxiliarinnen, anzumelden.

Auf diese Weise hält sich das Opus Dei selbst für eine „große Familie“, ohne Grenzen, mit internationaler Reichweite, und deshalb hat kein Staat die Kompetenz sich in den inneren ökonomischen Kreislauf der Prälatur einzumengen.

Diese Doppelmoral hat mit einem grundsätzlichen Begriff zu tun, um das sich das Opus Dei organisiert wie um eine Wirbelsäule: „dem Anschein“, der sich wie ein Scharnier nach zwei Seiten öffnet: dem, was es nach außen hin zeigt, und dem, was nach innen ist. Der sorgfältige Umgang mit dem Anschein erlaubt es dem Opus Dei, hinter verschlossenen Türen nach seiner Fasson zu leben.

Und das ist wichtig, damit man diese Doppelmoral nicht von außen sieht, sondern dass es einheitlich aussieht, und darin setzt das Opus Dei seine ganze Kraft.

Das ist nur möglich dank der Diskretion, einem ausdrücklichen Gebot, über „die Dinge des Werkes“ nicht mit „Außenstehenden“ zu sprechen.

Um die Gewissen der Mitglieder zu beruhigen, argumentiert das Opus Dei, dass dieser Anschein keine Form des Betrugs sei, sondern eine Notwendigkeit, für das Wohl der anderen, aber auch des Opus Dei, denn „die draußen verstehen uns nicht“ und könnten „Anstoß nehmen“ (das heißt, man muss sie durch Erklärungen „schützen“, die nicht die Wahrheit bieten, sondern nur eine „adäquate Übersetzung“, eine Verdünnung von etwas, was die „von draußen“, die keine Berufung haben und nicht von Zuhause sind, im konzentrierten Zustand nicht ertragen könnten. So rechtfertigt man elegant, was der unbefangene Beobachter schlicht als Lüge oder Betrug werten würde. Der Glaube an das Opus Dei, den seine Mitglieder praktizieren, gibt den Worten eine neue Bedeutung, und deshalb kann man auch nicht explizit sagen, dass die Mitglieder lügen, da sie einem Prozess der Indoktrinierung unterlegen sind.

Im Fall des Opus Dei bedeutet erklären, auf eine gewundene Form die Wahrheit zu vermeiden.

So kommt es, dass die Doppelmoral für ein Mitglied des Opus Dei ganz normal erscheint, für allem diejenigen, die am intensivsten eingebunden, indokriniert sind, die Zölibatären.

Doppelter Betrug

Was die einfachen Mitglieder des Opus Dei nicht wahrnehmen, ist, dass sie selbst von Opus Dei benutzt werden, wenn sie so handeln. Das wäre ein Verrat, und so etwas kann man sich weder vorstellen noch es dulden.

Der Anschein nach außen erklärt sich damit, dass „sie uns nicht verstehen“; aber will man den eigenen Mitgliedern etwa sagen, dass „nicht alle gleich sind“ und dass nicht alles „transparent“ ist? Nach außen hin gibt es eine Theorie, die öffentlich ist, und dazu eine geheim gehaltene Praxis. Von dieser Dichotomie handelt diese Abhandlung, besonders im Hinblick auf die ökonomischen Aspekte.

Aber für „die drinnen“ gibt es dieses doppelte Spiel, wenn auch auf andere Weise: Es gibt eine Theorie, die alle kennen (durch die  Bildungsmittel) und eine Praxis der Leitung, die den meisten unbekannt ist. Nur wer zum Opfer dieser Form der Leitung geworden ist, kommt in Kontakt  mit dieser unbekannten Seite des Opus Dei, und das muss er für gewöhnlich allein durchstehen. Diese Entdeckung beendet dann auch schlagartig jedes Vertrauen, das er in die Prälatur gesetzt haben mag.

Diese Gruppe von Menschen, die einfachen Mitglieder der Prälatur, bildet eine perfekte Tarnkappe, die es dem Opus Dei ermöglicht, mit seiner Doppelmoral durchzukommen. Denn diese Gruppe glaubt dem Opus Dei bedingungslos alles, und was die Gesellschaft betrifft, so glaubt sie die Gründe, die das Opus Dei anführt, warum man ihr nicht offen sagen kann, was das Opus Dei ist, weil sie es „nicht verstehen wird“. So bleibt das Opus Dei von der Gesellschaft isoliert und kann unsichtbar handeln.

Das Problem ist nicht, dass sie die Gesellschaft nicht aufgrund einer fehlenden „übernatürlichen Sicht“ nicht versteht, sondern in Wahrheit aufgrund der Argumente zum internen Gebrauch, auf die sich das Opus Dei stützt und die man nur mit einem großen Glauben akzeptieren kann - verstehen sowieso nicht. Gerade dank dieses Glaubens an Escrivá und sein Opus Dei – ein Glaube, der der Vernunft entgegenläuft – kann man die widersprüchlichen Konzepte im Leben innerhalb des Opus Dei hinnehmen (beginnend mit der laikal-klösterlichen Berufung bis hin zu den Grundlagen des Wirtschaftene, wie es hier beschrieben ist).

Das heißt, da die Gesellschaft keinen unbegrenzten Glauben an die Gestalt Escrivás besitzt, muss man „es so erklären, dass es verstanden werden kann“, auch wenn es nicht die Wahrheit sein sollte, sondern etwas „Gleichwertiges“. Wichtig ist, dass die Gesellschaft das Opus Dei „zu ihrem Besten“ annimmt und mit ihm zusammenarbeitet, auch wenn es nicht versteht oder gar nicht wissen kann, was es ist. In dieser Auffassung liegt jedenfalls eine gewisse Präpotenz.

Das Opus Dei scheint, so wie es ist, unhaltbar zu sein, und deshalb braucht es einen bedingungslosen Glauben oder eine „freie Übersetzung“, um akzeptiert zu werden. Denen, die keinen Glauben haben, erklärt man das Opus Dei, und denen, die den Glauben haben, genügt ein Hinweis, ohne etwas zu erklären (im Opus Dei  gilt es als ein Akt der Rebellion, des Mangels an Glauben, wenn man um Erklärungen ansucht).

Klar, wenn das so ist, wird es die Gesellschaft nie akzeptieren, und deshalb nimmt man zu „Übersetzungen“ Zuflucht, die das Opus Dei und die seine Mitglieder nachbeten, ohne sie irgendwie zu analysieren (eine perfekte Tarnkappe: Die Gesellschaft akzeptiert die „Erklärung“, und wer Glauben hat, akzeptiert brav den Auftrag, diese Erklärung zu geben, und fragt nicht nach).

Es ist offenkundig, dass das Opus Dei ohne diese Tarnung den Unbilden der Witterung schutzlos preisgegeben wäre.

Interessanterweise benötigt die Kirche selbst, um in der Gesellschaft zu leben, weder Scheinfirmen noch eine Doppelbödigkeit, zu der das Opus Dei seine Zuflucht nimmt; all das sind Kennzeichen einer Sekte, also einer Gruppe, die sich von der Gesellschaft isoliert und nur getarnt mit ihr interagieren kann (weil ihr Vorgehen gegenseitige Ablehnung hervorruft).

Was tatsächlich geschieht, ist, dass das Opus Dei die Gesellschaft braucht (Berufungen, Dollars), umgekehrt die Gesellschaft aber nicht wirklich das Opus Dei.

Das ist das Hauptproblem des Opus Dei, der Grund, warum die Gesellschaft nicht mit ihm kooperiert. Deshalb liegt die Camouflage im Interesse des Opus Dei. Deshalb muss man eine Erklärung erfinden, die die Gesellschaft akzeptieren kann (wie werden das am Beispiel der Universität Austral sehen), und es ist vor allem wichtig, ein getarntes ökonomisches Umfeld zu schaffen, um die Ressourcen der Gesellschaft, ohne die das Opus Dei hilflos ist, auszubeuten, ohne dass sie es erfährt und ohne dass der Fiskus etwas merkt.  Deshalb dienen die zivilen Gesellschaften als Strohmänner.

Genauso wie beim Cashflow läuft es mit der Produktion von Berufungen: Das Opus Dei braucht die Jugendlichen, aber die Jugendlichen brauchen keine Berufung zum Opus Dei. Damit sie sie akzeptieren, muss sie ihnen auf betrügerische Weise präsentiert werden.

Während die Bürger, die Stiftungen, die NGOs und die Steuerbehörden nicht ahnen können, dass sich hinter dem zivilen Gesellschaften das Opus Dei verbirgt, das sie als ihr wahrer Eigentümer kontrolliert, erfahren die zölibatären Mitglieder des Opus Dei nicht, das sich hinter ihrer Lebensform, die ihnen als laikal präsentiert wird, eine jahrhundertealte monastische Tradition verbirgt und dass Escrivá fast nichts davon selbst erfunden hat. Man muss also den Schluss ziehen, dass es im Opus Dei eine allgemeine Matrix des Betrugs gibt, die auf der geschickten Manipulation der unbekannten Fakten basiert, die ihre Funktionsweise einschließt, innerhalb und außerhalb des Opus Dei.

 

***

 

Die große Frage ist: Wenn das Opus Dei nicht nur seine Finanzen weißwäscht, sondern auch die Art, wie es in der Gesellschaft handelt, kann es dann überhaupt funktionieren? Und handelt das Opus Dei vorsätzlich, wenn es dies tut?

Es lohnt sich auch das Folgende zu fragen: Haben sie eine Schattenwirtschaft, weil sie verdeckt in der Gesellschaft arbeiten, oder müssen sie das tun, um ihre Schattenwirtschaft beibehalten zu können? In jedem Fall steht ihr Funktionieren als Organisation auf dem Spiel. Möglicherweise würde das Opus Dei, wenn es legalisiert wird, eine Macht, seinen Einfluss und seinen Glanz, mit dem es sich umgibt, verlieren. Es würde seine Attraktivität verlieren, denn die besteht in dem, was es zu sein scheint, nicht in dem, was es ist. Dieses Zukunftsszenario ist trübe, sobald die Fassade zu bröckeln beginnt…

Strohmänner

Das sind grundsätzliche Dinge in der Ökonomie des Opus Dei. Aber sie haben nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine soziale Dimension.

a) Auf der einen Seite befinden sich die gemeinnützigen zivilen Gesellschaften, die sich das Opus Dei schafft, um den Besitzstand zu wahren, den es angeblich gar nicht hat. Nach außen hin wird erklärt, dass das Opus Dei rein geistliche Ziele verfolgt und nichts besitzt, tatsächlich kontrolliert es die Mehrzahl der Immobilien, die sie angeblich nur gemietet hat und die den zivilen Gesellschaften gehören.

Aber ebenso, wie die zölibatären Mitglieder wie Ordensleute leben und ihnen gleichzeitig gesagt wird, sie müssten diese Lebensweise ablehnen (eine Form von Schizophrenie), so trichtert das Opus Dei seinen Mitgliedern auch ein, dass es nichts besitzt, während es gleichzeitig möglichst großen materiellen Nutzen lukriert.

Während man dieses Doppelspiel nach außen nicht bemerkt, weiß man im Inneren, und um die Unterschiede oder Widersprüche aufrechtzuerhalten, muss man das, was man sagt, von dem, was man tut, auseinanderhalten. Es ist eine der ersten und grundlegenden Dinge, die man im Opus Dei lernt: die Wirklichkeit gespalten wahrnehmen. Die Mitglieder des Opus Dei folgen keiner rationalen Logik, sondern der Autorität: Sie wiederholen das, was die Leiter ihnen sagen, aber niemals äußern sie Kritik (das wäre eine Verfehlung gegen den Glauben an ihren Gründer).

Zivilen Gesellschaften mit fiktiven Protokollen zu Treffen, die niemals stattgefunden haben, Mieteinnahmen und alle Arten von erfundenen Transaktionen etc. Um eines größeres Gutes willen wird ein Riesenbetrug inszeniert; vgl. das Zeignis von Dennis Dubro (USA), Kap. 3.

Da die Zentren des Opus Dei nicht dem Opus Dei gehören „können”, mietet eine dieser zivilen Gesellschaften, der man Miete zahlt (zumindest wird das behauptet), aber eben diese Gesellschaft, der die Immobilie gehört, wird von den Leitern des Opus Dei selbst gebildet und kontrolliert.

Es wäre also so wie bei einer Bank, die sich selbst Geld borgt, oder wie ein Besitzer, der sich die eigene Immobilie vermietet. Das heißt, es gibt jemanden, der niemandem verpflichtet ist, außer sich selbst. Er erhält Geld von außen (freiwillige Spenden, aber auch verpflichtende wie im Fall der zölibatären Mitglieder), das in einem geschlossenen Umfeld verschoben wird, immer steuerfrei. Muss man an die Mechanismen der Geldwäsche erinnern? Man muss sich auch klar sein, dass viel von diesem Schwarzgeld einfach nach Rom an den Zentralsitz geschmuggelt wurde.

Das gilt auch für die Veruntreuung der Fonds der zivilen Gesellschaften, die man für einen bestimmten Zweck bekommt und für einen andren verwendet. Es werden ONGs und Internationalen Organisationen bestimmte Projekte vorgelegt, meist von hoher sozialer Bedeutung, und sobald man einen Beitrag erhalten hat, verwendet man ihn großteils für Zwecke, die völlig anders gelagert sind. Der konkreteste Beweis liegt darin, dass sich viele internationale Organisationen sich mit ihren Unterstützungen dieser genannten zivilen Gesellschaften zurückhalten würden, wenn sie wüssten, dass diese Fonds nicht wegen des angegebenen Zwecks gegründet wurden, sondern die Funktion von Scheinfirmen erfüllen, das heißt, sie haben eine falsche Identität.

Es ist also nicht weit hergeholt, dass das Misstrauen internationaler Organisationen gegenüber dem Opus Dei nicht unbedingt mit Feindseligkeit gegenüber der katholischen Kirche zu tun haben muss, sondern wegen der unübersichtlichen Vorgangsweise, die das Opus Dei kennzeichnet. Darüber hinaus schadet es mit seiner Vorgangsweise dem öffentlichen Image und Prestige der Kirche.

***

Dieses System ist grundlegend für die Güter des Opus Dei, und es vermeidet es, deren Besitzstände als Kirchengüter zu werten. Als Grund dafür gibt man an, dass man die angebliche Säkularität des  Opus Dei schützen will, es lässt sich aber nicht verheimlichen, dass dies vor allem um der finanziellen Autonomie des  Opus Dei willen geschieht. Es ist andererseits merkwürdig, dass es aus denselben ökonomischen Gründen seinen zölibatären Mitgliedern ein klösterliches Leben aufnötigt, das typisch für Ordensleute ist, aber wie schon gezeigt wurde, handelt es sich hier um einen doppelten Betrug, nach außen und nach innen.

Diese Zweideutigkeiten bedeuten für das Opus Dei aber auch innere Widersprüche, die es nur lösen kann, indem es sich selbst und andere betrügt.

Die genannten zivilen Gesellschaften erlauben es außerdem Schenkungen anzunehmen, die häufig das Ergebnis einer steuerschonenden Strategie sind.

Gegenüber dem Staat besitzt das Opus Dei nichts; für sich aber empfängt das Opus Dei Stiftungen und Geld, die es im Namen der offensichtlichen Ziele einfordert, für die diese Gesellschaften errichtet worden sind. Es gibt aber auch noch andere Spenden, die das Opus Dei direkt und nicht durch Gesellschaften empfängt, wie im Fall der Apportationen der Mitarbeiter oder der Supernumerarier. Das ist auch der Fall bei den Erbschaften, die es von seinen zölibatären Mitgliedern erhält, denen es suggeriert, als Zeichen guten Geistes die genannten Assoziationen zu bedenken, im Einklang mit einer „völligen Hingabe“ im Opus Dei im Namen Gottes. Darüber gibt es keine Buchführung und keine Quittungen.

b) Aber es gibt da auch noch die sozialen Organisationen, bei deren Leitung sie sich angeblich nicht einmischen. Aber auch da haben sie ihre Strohmänner sitzen, nicht nur in den Wirtschaftsunternehmen.

Sehen wir uns den Fall der Universität Austral in Argentinien an. Gewiss, die Gesellschaft ist misstrauisch und nimmt es dem Opus Dei nicht ab, dass dies „keine Universität des Opus Dei“ sein soll. Die offizielle Erklärung ist zu kompliziert, um sie zu glauben; vgl. ihre Homepage. Es wäre einfacher gewesen zu sagen, dass die Universität nicht direkt im Eigentum des Opus Dei steht.

Aber die Gesellschaft kennt auch nicht exakt die Wahrheit; sie haben einen Verdacht, wissen aber nicht exakt, worum es sich handelt. Was heißt das genau, es ist eine Universität des Opus Dei? Es bedeutet, dass das Opus Dei nicht direkt Eigentümer der Universität – oder eines beliebigen anderen „korporativen Werks“ – ist,  sondern durch eine dazwischengeschobene Tarnorganisation.

Dem Anschein nach ist der Besitzer eine zivile Assoziation, und das Opus Dei leistet lediglich geistlichen Beistand. Auf seiner Homepage heißt es: „Die Universität gehört einer uneigennützigen zivilen Gesellschaft.“ Das stimmt vielleicht wörtlich. Und es heißt weiter:

„Es ist eine Initiative von rein zivilem Charakter, betrieben von ACES, entstanden aus der freien Initiative einer Gruppe von Personen, von denen einige der Prälatur Opus Dei angehören“. Das stimmt nicht ganz. Hier spricht eine Doppelmoral, die die Menschen von draußen nicht kennen und nicht verstehen.

Die Universität wird von ACES betrieben, aber ACES ist eine Schöpfung des Opus Dei, so wie die übrigen zivilen Gesellschaften.

Die Initiative liegt beim Opus Dei, und deshalb sind diese Gesellschaften weder frei noch unabhängig. Um das deutlicher zu sehen, wollen wir uns die Personen ansehen, die das Direktorium bilden, das unter anderem den Rektor der Universität ernennt. Bei ACES gehören nicht nur einige Personen zur Prälatur, sondern die Mehrheit.

Präsident
Enrique Malbrán (Supernumerarier)

Vizepräsident
Pablo Roviralta (Numerarier)

Sekretär
Mario Alfredo Pérez  (Numerarier)

Finanzreferent
Juan Pablo Magdaleno (Numerarier, Mitglied der Regionalkommission Argentiniens)

Erstes Ausschussmitglied
Lic. Juan C. Roberts (nicht näher bekannt)

Zweites Ausschussmitglied

Ángela O'Farrell (nicht näher bekannt)

Erstes Ersatzmitglied
Carlos Coto (nicht näher bekannt)

Zweites Ersatzmitglied

Darío Casapiccola (Numerarier, Mitglied der Delegation Buenos Aires in Argentinien)

Rechnungsprüfer
Matías Munárriz (Supernumerarier)

 

Und wer ernennt diese Autoritäten und bringt diese Personen zusammen? Geschieht das aus freier Initiative? Keinesfalls. Nicht mehr und nicht weniger als das Opus Dei zieht die Fäden, aber das scheint in keinem Protokoll der Gesellschaft auf, wohl aber in den internen Leitungsprotokollen des Opus Dei, zu denen niemand Zugriff hat.

Etwas Ähnliches geschieht bei APDES, einer zivilen Gesellschaft, die Gymnasien betreibt. Oder bei der AFC, die dem Namen nach eine große Zahl „Studentenheime“ betreibt, die aber tatsächlich mehrheitlich Zentren des Opus Dei sind, in denen ausschließlich Numerarier leben und die keinen anderen Studenten offenstehen. Sie scheinen, was sie nicht sind.

Man könnte meinen, dass sich das Opus Dei auf diese Weise die Kontrolle über die eigene Universität sichert. Das kann stimmen oder auch nicht. Wenn als Rektor ein Mitglied der Regionalkommission von Argentinien ernannt wird, können sich mitunter die Ereignisse dann doch in eine Richtung entwickeln, dass die Person trotz des in ihn gesetzten Vertrauens das Opus Dei selbst zu überraschen vermag. Das muss man anerkennen: Wer von Betrug und Täuschung lebt, darf sich nicht wundern, wenn er eines Tages seinen eigenen Methoden zum Opfer fällt.

In all diesen Fällen (ACES, APDES, AFC, etc.) ist die Zugehörigkeit eines Direktoriumsmitglieds zum Opus Dei keine Privatangelegenheit, wie jemand meinen könnte, denn es ist entscheidend zu wissen, dass diese zivilen Gesellschaften nicht wirklich unabhängig von Opus Dei sind, eine Charakteristik, mit der sie sich der Gesellschaft präsentieren (und sie so betrügen).

Andererseits garantiert die Ernennung von Mitgliedern des Opus Dei, dass jeder Hinweis von Seiten der Autoritäten der Prälatur treu erfüllt (eine Ausnahme stellt der oben geschilderte Fall dar), und es ermöglicht gleichzeitig, diese Leute zu entfernen, wenn es ihnen passt, ohne irgendjemandem eine Erklärung zu schulden.

Das Opus Dei hat eine echte Panik vor dem Journalismus und der öffentlichen Meinung; alle Fragen sind vom Informationsbüro, im internen Jargon AOP, „Apostolat der öffentlichen Meinung“, zu beantworten, denn kein Mitglied des Opus Dei darf unmittelbar selbst mit den Medien sprechen, unter anderem deshalb, weil „man wissen muss, wie man die Dinge sagt“, und weil das alles eine Kunst ist.

Es gibt verständlicherweise Angst vor den Medien, weil sie Macht und Einfluss haben und vielleicht unerwünschte Bilder oder Diskurse veröffentlichen könnten; dahinter steckt natürlich auch ein gerüttelt Maß an Schuldbewusstsein, denn das Opus Dei weiß es gut, dass es seine Doppelmoral nur mit beständiger Anstrengung aufrechterhalten kann.

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Nach außen stellt es das Opus Dei so dar, als hätte es „nichts damit zu tun“,  nach innen aber ist klar, dass das doch der Fall ist und dass sie eine absolute Kontrolle darüber ausüben. Genauso verhält es sich mit den Studentenheimen: „La Ciudadela“ beispielweise gehört der „Asociación para el Fomento de la Cultura „ (AFC) an, „die die doktrinelle Orientierung und die geistliche Betreuung der Prälatur Opus Dei anvertraut haben“. Nicht nur das ist falsch, es ist umgekehrt: Es ist ein Studentenheim des Opus Dei, dessen Eigentum dem AFC als einer Strohfirma anvertraut wurde.

Die Zivilen Gesellschaften

Es ist hilfreich, hier kurz einen Exkurs über das Konzept der „gemeinnützigen zivilen Gesellschaften“ zu halten. Jemand könnte argumentieren, dass die Rechtsfigur der Personalprälatur im Hinblick auf das Opus Dei geschaffen wurde. Bei den gemeinnützigen Gesellschaften verhält sich das jedenfalls nicht so. Und das Opus Dei nutzt sie, als ob sie juristische Formen wären, die naturgemäß ihren Notwendigkeiten entsprechen müssten (um die Steuern zu hinterziehen).

Diese gemeinnützigen zivilen Gesellschaften zahlen in keinem Land Steuern, eben weil sie gemeinnützig sind; die Steuern werden nicht hinterzogen, es wird eine Form gewählt, bei der sie nicht anfallen. Für das Gesetz erfüllen diese Gesellschaften einen öffentlichen Nutzen, während sie das Opus Dei für private Notwendigkeiten und für das eigene Überleben verwendet. Sie sind nicht gedacht, um dem Opus Dei ein schönes Leben in der zivilen Gesellschaft zu ermöglichen: Das ist eine Abweichung und ein Missbrauch und man kann nicht überrascht sein, dass es sich so verhält, denn genau das war der Zweck der Übung). Man müsste ernsthaft darüber nachdenken, ob es sich hierbei nicht um eine illegale Verbindung handelt (zwischen den Gesellschaften bürgerlichen Rechts und dem Opus Dei).

Die Kirche hat vom Gesetz her Steuerfreiheit erhalten. Das Opus Dei will seinen Besitz nicht als Kirchengüter deklarieren, aber ebenso wenig will es wie jeder Bürger Steuern zahlen. Dem Anschein nach nützt es die zivilen Gesellschaften wie eine Methode, Steuern zu vermeiden und sich durch Strohmänner in den Besitz der Güter zu bringen, ohne dass die Kirche hier Kontrollmöglichkeiten hätte. Es ist ein doppeltes Vergehen, gegenüber der Kirche und gegenüber den Steuerbehörden.

Die gemeinnützigen zivilen Gesellschaften sind keine kommerziellen oder kapitalistischen Unternehmungen, aber das Opus Dei stützt einen Großteil seiner Wirtschaftsmacht und seiner Bereicherung auf sie. Ihre Erträge müssen notwendigerweise dem Gesellschaftszweck zufallen und dürfen keinen Gewinn abwerfen. Aber im Fall des  Opus Dei erfüllen diese zivilen Gesellschaften die Funktion der Einnahmen, und dann ist es sehr schwierig, die Gemeinnützigkeit mit der Funktion in Einklang zu bringen, die sie im Opus Dei erfüllen.

Diese zivilen Gesellschaften sind wie spontane Wohltäter der Prälatur: Sie vermieten ihnen ihre Häuser sehr günstig, bauen ihnen Einkehrhäuser etc. und leiten Stiftungen in Richtung Zentralsitz. Neulich wurde hier nach den Formen der Geldwäsche gefragt, aber weil die Prälatur diese Gesellschaften kreiert, erweist sie sich selbst diese Dienste. Es ist eine einzige große Täuschung.

Das Opus Dei findet immer einen „legalen“ Ausweg, um dem Gesetz auszuweichen, wenn es ein Hindernis darstellt. Es ist das die Schurkerei („pillería“), die sein Gründer so gelobt hat.

Denn wenn diese Tricks und Mechanismen einmal bekannt geworden sind, kann das Opus Dei nicht mehr darauf zurückgreifen: Menschen, Organisationen und die Steuerbehörden werden aufmerksam sein und sich nicht mehr täuschen lassen.

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Hinsichtlich der Testamente gibt es eine höchst interessante Klarstellung, wie das Opus Dei neuerdings die Regeln aushebelt. Das Bürgerliche Gesetzbuch Argentiniens sagt in Art. 3.739: „Nicht berechtigt zu erben oder Legate zu empfangen sind die Beichtväter des Erblasser an seinem Lebensende; dessen Verwandte, falls sie nicht auch Verwandte des Testierenden sind; Kirchen, mit Ausnahme der eigenen Pfarre oder der Gemeinschaft, der er angehört hat.“

Das Gesetz verbietet es einem Ordensangehörigen allerdings nicht, seine Erbschaft der Gemeinschaft zu hinterlassen, der er angehört. Das Opus Dei könnte die Erbschaft seiner Mitglieder oder derjenigen Personen entgegennehmen, die ihren geistlichen Beistand erfahren, nicht aber, wenn das Testament in den letzten Augenblicken des Lebens des Erblassers gemacht wird.

Die Sache mit den Fonds ist überdies genau so, als würde das Opus Dei seinen Besitz verwalten und dabei nicht wollen, dass jemand seinen Namen erfährt.

Das heißt, das Opus Dei hat hier ein doppeltes Problem zu lösen: den letzten Moment zu erwischen  und nicht namentlich aufzuscheinen.

Das Gesetz und die Idee dahinter ist zu verhindern, dass sich der Beichtvater in den letzten Stunden an den Sterbenden heranmacht. Aber wie soll man das im Fall des Opus Dei verhindern, wenn der Beichtvater oder der Numerarier, die den Sterbenden geistlich begleiten, sich dieser Momente zu bedienen, um ein Erbe für eine Stiftung zu lukrieren, dem Sterbenden aber sagen, er möge sein Testament zugunsten einer zivilen Gesellschaft abschließen? Dagegen ist nichts zu machen. Bei einer zivilen Gesellschaft greift das Gesetz nicht, und sie streifen die Erbschaft ein (vgl. eine Dokumentation über einen Fall von Erbschleicherei durch zwei Numerarier in  Salta/Argentinien).

Anders liegt der Fall der Assoziierten und Numerarier, die ihr Testament in ihrer Jugend machen. Aber neuerdings will das Opus Dei in keiner Angelegenheit aufscheinen. Und andererseits versucht es schneller zu sein, das Testament nicht erst am Ende zu ergattern, wenn es fragwürdig scheint und angefochten werden könnte.

In der Mehrzahl der Orden gilt die Regel, dass der Angehörige des Ordens vor der Ewigen Profess freiwillig sein Testament macht und auch über sein Patrimonium verfügt, damit er wirklich arm sei. Die Assoziierten und Numerarier des Opus Dei sind, obwohl Laien, dennoch verpflichtet, vor ihrer dauernde Eingliederung, der sogenannten Fidelitas, ihr Testament zu machen und vorher Dritten die Verwaltung ihrer Patrimonien abzutreten, als ob es sich um einen Orden oder eine religiöse Kongregation handelte. Bis in solche Details kopierte der Gründer des Opus Dei die Ordensleute.

Warum handeln sie so

Prinzipiell erlaubt es diese Verhaltensweise, die für die Öffentlichkeit bestimmten Gründe zu erkennen, nicht aber die verborgenen. Die werden niemals offenkundig, wenn sie nicht jemand aufzeigt. Wenn sich das einmal herumgesprochen hat, ist ein großes Misstrauen die Folge.

Es ist nicht verwunderlich, dass viele, die das Opus Dei verlassen, gehen, ohne wirklich zu wissen, was das Opus Dei und was sein wirkliches Ziel ist. Es ist deshalb auch logisch, dass viele sich scheuen Kritik am Opus Dei zu äußern, weil sie Repressalien befürchten. Denn wie das Opus Dei in vielen Milieus nicht direkt eingreift, so auch hier.

Angelhaken

Die Konstruktion des Anscheins gestattet es dem Opus Dei, frei seine Identität zu wechseln. Nach unten erscheint im Sinne des Proselytismus das Leben der Assoziierten und der Numerarier, also der zölibatären Mitglieder, als völlig säkular – was es sicher nicht ist.  So werden auch Kurse zu Studiertechniken angeboten, deren Zweck nicht das Studium, sondern die Gewinnung von Berufungen ist. Das eine ist das Alibi für das andere.  Nur ganz ausnahmsweise geht es bei der geistlichen Leitung um die Heiligkeit der Personen und nicht um Berufungen.

Nach oben sucht das Opus Dei Vorteile von der Kirche zu erlangen, vor allem von der Hierarchie. Es weiß sie gegenüber einem Bischof oder Kardinal sehr gut in Szene zu setzen, wenn es von ihm etwas braucht.

Nehmen wir den Fall der Zeugnisse, die für die Heiligsprechung vorbereitet worden sind. Nach dem Tod des Gründers hat das Opus Dei sehr effizient massenweise Zeugnisse hervorgebracht, seinen Mitgliedern vorgeschrieben, was sie nachschreiben sollen, was sie gesehen, was sie gehört haben. Zu diesem Zweck hat man zahlreiche Konvivenzen und Wochenendtagungen organisiert. Einige Leiter dispensierten von der halben Stunde Gebet, wenn man dafür ein Zeugnis schrieb

Wie in anderen Bereichen, wird die Beschönigung auch beim Tagebuch des Zentrums, man verschweigt das Negative und übertreibt das Positive, bis es am Ende schon gar nicht mehr stimmt. Die enorme Zahl von Zeugnissen, die von Mitgliedern des Opus Dei ausgearbeitet worden sind, war weder spontan noch vertrauenswürdig, sondern ein disziplinierter Gehorsam durchkreuzte alles, was eventuell noch die freie Initiative eines Mitglieds gewesen sein mochte. Zugleich ging man alle Schriften durch, damit sie nichts Kontraproduktives enthielten; sehr oft richtete man dem Autor aus, er möge sein Zeugnis nochmals schreiben, und bei manchen anderen schrieben es überhaupt die Revisoren neu. Zu übertreiben war nichts Böses, im Gegenteil, es war ein „Zeichen guten Geistes“. Das Ergebnis war ein Haufen falscher Zeugenaussagen.

Dahinter steht die Absicht, der Kirche ein sehr positives, aber höchst künstliches Bild zu vermitteln. Die Kirche darf nur nicht erfahren, was wirklich geschieht.

Etwas Ähnliches passiert mit den Bitten um Dispens: Man nützt die Macht aus, die das Opus Dei durch den Gehorsam innehat, damit diese Briefe einen positiven Ton und Dankbarkeit ausdrücken, und wenn etwas anderes darin steht, werden sie zurückgewiesen und eine Neufassung verlangt.

Schließlich verordnet es denen, die die Organisation verlassen, zu schweigen, denn das Opus Dei zu kritisieren, heißt die Kirche zu kritisieren und Gott zu bleidigen, so ihr Argument.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es darum geht, eine große Fiktion aufrechtzuerhalten, die reale Elemente enthält, du sie der Kirche zu präsentieren. So haben sie den Status der Prälatur, die Heiligsprechung und andere Vorteile erhalten.

Die ökonomische Basis des Opus Dei – Berufungen und Dollars wird das Opus Dei immer brauchen, sagte ein ehemaliger Consiliarius von Argentinien – ist der Betrug an der Gutgläubigkeit vieler Menschen, an Stiftungen, internationalen Organisationen und an der Kirche selbst.

Im Opus Dei geschieht nichts ohne einen praktischen Zweck, und deshalb ist alles eigennützig. Das Prinzip, das hinter jeder Handlung steht, ist Effizienz. Alles andere ist nur Augenschein.

Gott und Kühnheit

Die Finanzskandale (Rumasa in Spanien, BIR und BCP in Argentinien, Velox in Uruguay) sind von großer Bedeutung für das Studium des Opus Dei. Aber man muss sorgfältig hinsehen, und man muss auch darauf hinweisen, dass viele dieser Skandale in den übernatürlichen Zielen ihr Fundament haben,  die die Unternehmer dazu animieren, über die Grenzen des Erlaubten hinauszugehen.

Ebenso macht man es mit den Jugendlichen, damit sie ihr Leben dem Opus Dei im Namen Gottes hingeben. Die Prälatur tut ihnen schön, um zu erreichen, dass sie auch andre bringen oder zu kühnen Zuwendungen drängen. Die einen bittet man um ihr Leben, die anderen um  ihr Geld. Uns all das wird als ein wunderbares Panorama der Christianisierung der Gesellschaft verkauft. Gott soll ihren Lohn garantieren (das Opus Dei verbindet das Konzept des Erfolgs mit der Heiligkeit, die Geschäftswelt mit der Religion; vgl. E.B.E: Zum Erfolg berufen, 15. April 2004).

Das Opus Dei akzeptiert kein Nein. Wenn es etwa will und dranbleibt, entfaltet das Opus Dei seine Wirksamkeit (vgl. die Seligsprechung von Escrivá und dann seine Heiligsprechung).

Es akzeptiert nicht, dass jemand bei einem “göttlichen Unternehmen” wie dem Opus Dei aus “menschlichen Rücksichten” zurückbleibt. Im Gegenteil, man ermuntert, aus Liebe zu Gott Verrücktheiten zu begehen, die immer darin bestehen, etwas dem Opus Dei zu geben (sich selbst, in der Berufung, oder Geld).

Merkwürdigerweise riskiert das Opus Dei niemals etwas, die anderen schon. Nie verliert es, immer verlieren die anderen. Es denkt auffallend rational, wenn es darum geht, selbst etwas zu riskieren. Durch einen anderen falschen Syllogismus gibt man ihnen zu verstehen, dass es kein Risiko geben kann, wenn die Kühnheit heilig ist, und Gott wird auf ihrer Seite sein. Aber das Opus Dei wird ihn auch nicht loseisen? Freilich, wenn ein Banker ins Gefängnis muss, wird man ihn letztendlich besuchen ihm sagen, dass Gott ihn im Himmel belohnen wird und er möge sich in Geduld üben. Aber niemand von den hohen Autoritäten des Opus Dei wird dieses Schicksal teilen, denn sie verstehen es auf Distanz zu bleiben und die Risiken zu vermeiden.

Während dieses Vorgangs bereichert sich das Opus Dei – an Berufungen und an Dollars – während es gleichzeitig den Ruin vieler Menschen verursacht.

So ist bekanntlich die Situation derer, die ihr Leben im Opus Dei als zölibatäre Mitglieder  hingegeben haben; sie haben sich selber als Kapital eingesetzt und Schiffbruch erlitten, unter großen Verlusten (spirituell, psychisch, wirtschaftlich etc.). Das Opus Dei erleidet niemals einen Verlust. Das ist ungerecht und unentschuldbar.

Wenn alle verlieren, nur nicht das Opus Dei, dann müssen ungerechte Mechanismen existieren, deren man sich um des eigenen Erfolgs willen bedient; es nützt privilegierte Situationen und asymmetrische Beziehungen, die auf der Manipulation der Gewissen beruhen.

Ich glaube, dass in der Wirtschaftsgeschichte des Opus Dei nicht so sehr die einzelnen Skandale das Bedeutsame sind, sondern die Matrix des Betrugs, mit dem es funktioniert und ohne die es kaum die Ausbreitung erreicht hätte, die es jetzt erreicht hat (an Berufungen, Gütern etc.) und das heute darum kämpft, sie zu behalten.

Schlussfolgerungen

Wenn es darum geht, eine fundierte Analyse zu verfassen, wie bei dieser Art von Studie, ist es wichtig,  die Lücken in der Information nicht mit Generalisierungen oder Erfindungen zu stopfen.

In Bezug auf die ökonomische Situation des Opus Dei liegt vieles noch im Dunkeln,. Aber wenn man rigoros sein will, darf man nur das behaupten, was man beweisen  kann. Viele Analysen verlieren an Substanz, weil sie diesen Minimalanforderungen nicht genügen. Es gibt genügend Texte, in denen behauptet wird, das Opus Dei besitze soundso viele Firmen, Medienunternehmen, etc. und bleiben den Beleg schuldig. Wenn ein Supernumerarier ein Unternehmen besitzt, so gehört es noch nicht dem Opus Dei, obwohl das Opus Dei seinen Einfluss durch diesen Supernumerarier ausüben kann. Es ist entscheidend, sich diesen Unterschied bewusst zu machen.

Im Gegenteil, das trägt lediglich dazu bei, ein fantastisches, irreales und gezwungenes Bild des Opus Dei zu schaffen.

Viele Studien basierten in der Vergangenheit auf inexakter Information, und das erlaubte es dem Opus Dei weiterzumachen, ohne sich von den Kritiken großartig treffen zu lassen, denn die Anschuldigungen waren technisch fehlerhaft. Man muss um diese aktive Rolle des Opus Dei wissen, zu verheimlichen oder keine Informationen zu geben, und das war auch entscheidend dafür, dass viele Anzeigen scheiterten.

Dank vieler Schriften, die hier veröffentlicht wurden, wissen wir heute sehr präzise, dass viele anscheinend sektiererischen Aspekte in Wahrheit ihren Ursprung im klösterlichen Leben haben (blinder Gehorsam, Hingabe der Freiheit, körperliche Abtötung). Bei anderen wieder trifft das nicht zu (Manipulation der Gewissen, Zwang, Betrug etc.). Und diese Unterscheidung ist grundlegend für die Validität jeder kritischen Studie. Und das gilt auch für den ökonomischen Aspekt des Opus Dei.

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Siehe auch:

La Universidad y su Escuela de Negocios, en México, deben impuestos.- Al Chile  (Die Universität und ihre Business-Schule in Mexiko haben Steuerschulden)

Manejos Económicos - el 10% de las donaciones va al Consejo General.- xenpak  (Wirtschaftliche Manipulationen – 10 % der Spenden gehen an den Generalrat)

Dossier ONGs Opus Dei.- Hermes

 

Anmerkungen

Man manipuliert die Wirklichkeit nach innen, nicht nur in der Frage der versprochenen Säkularität, die nie Wirklichkeit wird, sondern auch mit dem Begriff, dass man zu einer „echten Familie“ gehört, deren Bande stärker als das Blut sind, sie sich aber verflüchtigen, wenn jemand beispielsweise Geld für eine Operation braucht und das Opus Dei antwortet, man möge die „Blutsfamilie“ um Geld bitten. Was für eine Sorte Familie ist dann das Opus Dei? Wie brüchig das Konzept des Opus Dei als einer Familie ist, merkt man erst in kritischen Momenten. Solange es nichts kostet, ist die Auffassung von einer Familie immer ganz nett.

Ein zentrales Thema dieses Betrugs ist die laikale Berufung, zu der alle berufen sind und die nie Wirklichkeit wird. Der Schlüssel dafür, dass all dies funktioniert, ist unter anderem das Unwissen über den klösterlichen Ursprung und die monastische Eigenart seiner Lebenspraktiken im offiziellen Diskurs des Opus Dei.  Paradoxerweise wissen die Mitglieder, die Assoziierte und Numerarier sind, praktisch nichts über die Kirchengeschichte, leben aber in vielen Aspekten wie Ordensleute. Das ist das Erfolgsgeheimnis des Opus Dei.