E.B.E.: Die Klausur im Charisma des Opus Dei

30. August 2010

 

Wenn es etwas Wichtiges im Opus Dei gibt, so ist es sein Charisma. Tatsächlich ist es für jede religiöse Institution, die die Zeit überdauern will, das Wichtigste. Wer eine Krise seines Charismas durchmacht, pflegt schwere Probleme zu haben, und nicht selten hat dies das Ende der Institution zur Folge. Diese Phase durchleben gerade die Legionäre: Nach einem ähnlichen Debakel mit ihrem Gründer  müssen sie ihr Charisma neu oder wiederentdecken, was im Prinzip dasselbe ist.

Es ist topisch, vom Charisma des Opus Dei zu sprechen, aber vor allem muss man sich fragen, worin es besteht. Und dabei richte ich mich nicht nur an diejenigen, die durch diese Institution hindurchgegangen sind. Auch in der Welt der Kirche stellen sich hochrangige Personen diese Frage. Das mit der Heiligung der Arbeit scheint so vage zu sein; es ist typisch für das Opus Dei, und nicht einmal das ist es.

Allerdings, ich denke, dass wir, die wir durch das Opus Dei hindurchgegangen sind, ein klares Bewusstsein dieses Charismas haben, wenn wir es auch nicht in Worte fassen konnten.

Das Charisma

Das Thema war nicht die Heiligung der Arbeit, und auch nicht, kontemplativ inmitten der Welt zu sein. Vordringlich schien eher, zum Christentum der ersten Jahrhunderte, zu dem der Apostel zurückzukehren. Zum Jahr eins. Aber ich glaube, dass die Idee des Charismas, die wir im Sinn hatten, als wir in das Opus Dei eintraten, noch spezifischer war.

Das Charisma des Opus Dei lässt sich mit der Formel zusammenfassen: „Heilig sein wie die Ordensleute, aber ohne Ordensleute zu sein". Das war der Fehdehandschuh. Das Ideal eines persönlichen Siegs. Eine großartige Leistung.

Das implizierte seinerseits ein Überlegenheitsgefühl gegenüber den Ordensleuten, das in den Texten Escrivá immer wieder aufblitzt: Es war nicht mehr nötig, sich aus der Welt zurückzuziehen, um heilig zu sein. Deshalb waren ihnen die Ordensleute taktisch irgendwie unterlegen, für die es eben doch notwendig war. sich aus der Welt zurückzuziehen, wenn sie heilig sein wollten. Umgekehrt sind die Mitglieder des Opus Dei – namentlich die Zölibatären - zu einem besonderen und gleichzeitig außerordentlichen Weg gerufen. Es waren von Gott besonders auserwählte Menschen, mit der besonderen Gnade Gottes. Deshalb ist es auch so schwerwiegend, die Berufung zum Opus Dei zurückzuweisen oder sie aufzugeben.

Außerdem war dieses Überlegenheitsgefühl ein doppeltes: Denn im Unterschied zu den Ordensleuten durchlebte das Opus Dei keine Krise nach dem Konzil.

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Das war das Charisma, mit dem das Opus Dei viele Christen dazu verlockte, in einer absoluten Hingabe an Gott zu leben, vor allem gilt dies für die Assoziierten und die Numerarier. Wie die Apostel: So wollten sie leben. Allerdings gründete kein Apostel ein Kloster oder lebte darin.

Was geschah dann. Das, was man hier oft erzählt hat. Das, was einem urspünglich angeboten worden war, stellte sich plötzlich ganz anders dar, sobald man beigetreten war. Das wurde einem aber erst bewusst, wenn man wieder draußen war. Diese Webseite und das Internet haben bewirkt, dass sich diese sehr persönlichen Erfahrungen als ein allgemeines Muster verstehen ließen.

Solange man drinnen war, merkte man, dass Leute gingen, aber ihre Spur verlor sich. Und wenn man draußen war und die Prälatur einmal verlassen hatte, verlor man jeden Kontakt mit denen drinnen. Man fühlte sich als „Sonderfall“, noch mehr isoliert als zuvor. Dass man sich jetzt offen darüber austauschen kann, stellt eine ungeheuerliche Provokation für das Opus Dei dar; das ist neu, und es wird nie wieder werden wie zuvor.

***

Mit der Entdeckung, dass wir wie verkleidete Ordensleute gelebt haben, fällt ein Charisma wie das des Opus Dei in nichts zusammen: etwas, was man nicht erfüllen konnte und kaum durchzuführen war. Außer man macht eine andere Institution daraus, oder gründet sich neu, wie die Legionäre im Moment.

Das Charisma. so heilig zu sein wie Ordensleute, ohne welche zu sein, bewirkte das Gegenteil: Es festigte in uns die unausgesprochene Überzeugung, dass man nur heilig werden könne, wenn man wie im Kloster lebte, und wir gaben den guten Teil der Säkularität, wie sie für gewöhnliche Christen typisch ist, auf.

Das bedeutet noch nicht automatisch, dass das Opus Dei allein Heilige produziert, sondern dass Escrivá, der Macht des Faktischen gehorchend, den traditionellen Weg wählte, ihn aber offiziell zurückwies und indirekt bekämpfte.

Wie mir ein Freund sagte, wollte der Gründer sicherlich von Anfang an vermeiden, dass das Opus Dei dieselbe innere Krise erleidet wie so viele religiöse Orden, die im Lauf der Kirchengeschichte deformiert wurden und ihre Identität verloren. Deshalb verschärfte er die Kontrollen und die sogenannten „Maßnahmen aus Klugheit“ (Lektüren, Theater etc.).

Alle diese Maßnahmen intensivierten sich in der Zeit nach dem Konzil, als die Turbulenzen, in denen sich so viele Orden befanden, die Ängste Escrivás zu bestätigen schienen.

Das Problem besteht darin, dass die Krise der Orden noch deutlicher machte, dass das Opus Dei eben nicht laikal war – was Escrivá gewiss wütend gemacht hätte -, denn während die Ordensleute ihre Satzungen lockerten und sich den Laien anzunähern suchten, wurde das Opus Dei strenger, näherte sich mehr und mehr den Orden an und verlor die laikale Tarnung. Mit der Errichtung der Prälatur war jedenfalls erreicht, dass man nicht mehr vorgeben musste, Laien zu sein – die Freiheit war vor 1982 etwas größer – und deshalb begannen sie die Kontrollen erneut zu verschärfen, nicht nur z. B. hinsichtlich des Konsums alkoholischer Getränke, sondern vor allem durch die Vermehrung der internen Arbeit und das Aufgeben der Arbeit in der Welt”).

Das schien zu bestätigen, heute, aus der Rückschau, dass das Opus Dei vermutlich doch nicht mehr war als ein weiterer Orden, auch wenn es anders als die anderen Kongregationen reagierte.

Escrivá sprach von dem Krise der Kirche im Allgemeinen, aber aufgrund der Maßnahmen, die er traf, war klar, dass er die Orden im Blick hatte, und was in den siebziger Jahren geschah, war schließlich im Lauf der Kirchengeschichte auch schon fürher geschehen.

Diese Klugheit des Gründers wäre nicht schlecht gewesen, wenn für die Mitglieder festgestanden hätte, dass sie einem Orden angehören. Aber so war es nicht, und seine klugen Entscheidungen erstickten alles.

Auf jeden Fall muss man anerkennen, dass man sich in den allerletzten Jahren mit der Idee anfreunden konnte, dass wir „vielleicht Ordensleute waren“. Für uns, die wir drinnen waren, war es unmöglich, die Ähnlichkeiten mit den Ordensleuten wahrzunehmen. Umgekehrt erschien es unabhängigen äußeren Beobachtern – innerhalb der Hierarchie der Kirche - offenkundig zu sein, dass die Gläubigen des Opus Dei keine Laien waren, auch wenn sie das Gegenteil behaupteten.

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Das Opus Dei assoziiert Charisma mit Rechtsfigur, was nicht schlecht ist. Das aber macht es exklusiv, sodass es die Dinge so darstellt, als hätte es mit der Erlangung der Prälatur schon sein Charisma gesichert.

Aber wie kann man auf das tägliche Leben  der Mitglieder vergessen? Die Rechtsfigur der Prälatur hat nichts Wunderbares an sich. Sie erschafft nicht dort ein Charisma, wo es keines gibt.

Die Autoren des Buchs „Das Iter Juridicum” gaben ihm den Untertitel „Historia und Geschichte eines Charismas“. Damit haben sie recht getan; denn  um über das Charisma des Opus Dei zu sprechen, braucht es einer guten Verteidigungsstrategie. Aber auch so lässt sich nicht wegdeuten, was evident ist: dass die Numerarier und Assoziierten wie Ordensleute leben.

Unter die Elemente des Charismas zählen die Autoren:

1) den allgemeinen Ruf zu Heiligkeit: Dieses Element ist implizit in der oben erwähnten Formulierung enthalten, denn es bedeutet, dass nicht nur die Priester und Ordensleute, sondern auch die Laien zur Heiligkeit berufen sind. Das zweite Element ist deshalb evident:

2) „Die Mitglieder des Opus Dei sind keine Ordensleute und können auch nicht mit ihnen verglichen werden, da sie einfache Gläubige oder Weltpriester sind”, sagen die Autoren des Iter Juridicum in ihrem 2. Kapitel.

Escrivá sagte, dass er das Opus Dei seit seiner Gründung „als eine Institution ansah, deren Mitglieder niemals Ordensleute sein würden noch ähnlich wie Ordensleute leben würden, und auch nicht in irgendeiner Hinsicht mit Ordensleuten gleichgesetzt werden können ” (Iter Juridicum, Kap. II).

Nun, das ist das Charisma, an das die Numerarier und Assoziierten geglaubt haben. Mit den Jahren zeigte sich, dass es dieses Charisma gar nicht gab, und dass es vielleicht gar nicht funktionieren kann (außer man lebt wie gewöhnliche Christen, und die brauchen kein Opus Dei).

3) Die dritte Behauptung ergänzt die beiden ersten: „Das Opus Dei ist nicht gekommen, um einen neuen Stand der Vollkommenheit oder eine Änderung des Ordensstandes vorzuschlagen, sondern etwas ganz anderes: Die Suche der Fülle des Christlichen, jeder einzelne in seinem Stand.

Was für ein kompliziertes Panorama für das Opus Dei. Denn das Faktum, wie Ordensleute zu leben, erledigt jeden Versuch eines Arguments, jede Verteidigung eines Charismas, das nicht dem Leben entspricht. So ist es nicht verwunderlich, wenn jemand innerhalb des Opus Dei auf die Illusion verfällt, man könne „zum Gründungscharisma zurückkehren”.

Aber es wäre ebenso, wie wenn die Legionäre sagten: „Die Lösung für die Krise, die Maciel verursacht hat, ist es, zum Gründungscharisma zurückzukehren“. Das wäre ebenso absurd: zu den Texten zurückzukehren und das Leben ignorieren. Zu den Texten Escrivás zurückzukehren und seine Praxis nicht zu beachten.

Das Problem besteht darin, dass es Escrivá selbst war, der erst verkündete, was er dann aufgab. Er verriet in Wirklichkeit nicht nur das Charisma, sondern tausende Menschen, die er betrog, indem er ihnen ein Leben versprach, das sie nie führen sollten. Deshalb kann man von Betrug sprechen, ohne  Angst vor einer Übertreibung zu haben.

Daher kommt auch die Schizophrenie, ein Charisma zu propagieren und ein anderes zu leben.

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Was man entweder nicht weiß oder nicht sagt, ist der Grund, warum Escrivá eine Institution wie das Opus Dei gründete. Eine Gründung, die durch Betrug entsteht, ist seltsam, so wenig zu rechtfertigen wie die weitere Präsenz von Maciel in der Legion. Man kann auf keine Vorsehung verweisen, um so etwas zu rechtfertigen.

Etwas anderes wäre es gewesen, wenn er „sein Charisma nicht hätte verteidigen können“ und dass alle im Opus Dei als Ordensleute geendet hätten. Das kritisierte Escrivá am hl. Franz von Sales und seiner Gründung für weibliche Laien, die schließlich Nonnen wurden.

Hier ist das genaue Gegenteil der Fall: Der Gründer selbst hat das Charisma verraten, das er vorgelegt hat, und er hat es nicht verteidigt, sondern es benutzt, um seine Getreuen zu betrügen.

Es lässt sich denken, dass Escrivá erst spät bemerkte, dass sein besagtes Charisma nicht gangbar war, außer er nimmt Zuflucht zu typischen Praktiken der Ordensleute, und dass er sich deshalb gezwungen sah? Wenn es so war, hat das Opus Dei nichts mit einer göttlichen Inspiration zu tun.

Der wahrscheinlichste Grund ist, dass Escrivá seine Organisation schaffen wollte und die geeigneten Mittel verwendete – Gott hat er da nur vorgeschoben, um Erfolg in seinem Unternehmen zu haben. Das heißt, das Wichtigste war offenbar sein persönliches Projekt. Und dafür schuf er sein sehr attraktives Charisma, in der Theorie, denn  mit der Lebenspraxis hatte es nichts zu tun. In Wahrheit galt es nur, das Opus Dei zu errichten, und in diesem Sinn war das Charisma ein Hilfsmittel, nicht mehr.

Das ist auch der Grund für die juristische Verschleierung, um die Ungereimtheiten im täglichen Leben der Laienmitglieder zu überdecken. Denn die Funktionsweise einer Personalprälatur hat nichts mit dem zu tun, was sich im Inneren des Opus Dei abspielt.

Den Grund für das Charisma muss man dort suchen, wo der Grund für Escrivás Priesterweihe liegt. Wurde Escrivá für das Opus Dei geboren, oder vielleicht das Opus Dei, um der Priesterweihe Escrivás einen Sinn zu verleihen? Und war das theoretische Charisma vielleicht ein Ideal, um dem Opus Dei einen Impuls zu verleihen, tatsächlich aber für die Mitglieder ein reales Ziel?

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Im Opus Dei lebt man zwischen zwei Extremen: dem Idealismus, der einem von einem theoretischen Charisma aufoktroyiert wurde, und der Angst vor einer Lebenserfahrung, die man sich weder so ausgesucht hat noch dem entspricht, was ausgemacht war.

Nach außen hin ist alles eitel Freude, aber das Gewissen fühlt sich eingeschüchtert. Denn man kann nicht alle Anforderungen erfüllen, das heißt, man fühlt sich schuldig, man steht unter dem Druck einer strengen Disziplin, der Laien unterworfen sind, die keine Ordensleute sind, aber so leben, etc.

Man könnte sagen, dass die Personen im Opus Dei „ausharren“, um die Angst zu vermeiden, die die Untreue mit sich bringt, im tiefsten Sinn, nämlich die Angst um das ewige Heil. Die Furcht, nicht treu zu sein – eine Furcht, die Escrivá gut manipulieren kann, mit Bildern vom Abgrund und vom Schiffbruch. Man hat Angst, einer Lebensweise nicht treu zu sein, die nicht die eigene ist. In diesem Sinn ist die Berufung tatsächlich eine Falle. All dies erzeugt notwendigerweise große Angst in der Seele.

Der Idealismus bringt im Opus Dei viele Freiwillige hervor; und viele enden psychisch völlig zerstört, nachdem sie sich über die Maßen verausgabt haben. Das ist verständlich, denn es gibt nur zwei Optionen: fürchten oder idealisieren. Und man wählt zuerst, um alles zu idealisieren was man kann, bis das Furchterregende unvermeidlich aufsteigt, durch sein eigenes Gewicht. In diesen Momenten sagen sie dir im Opus Dei: diese Angst „ist eine Prüfung, die dir Gott auferlegt“. Das kann bis an den Rand des Wahnsinns gehen.

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Das Meta-Charisma und der Blick Escrivás

Um abzuschließen: Was sich im Lauf dieser letzten Jahre gezeigt hat, dank der Reflexion und des Zeugnisses vieler Exmitglieder, die hier schreiben, war das Dementi all der Behauptungen, die ich eingangs erwähnt habe:

·         Die Existenz des Charismas,

·         die Überlegenheit gegenüber den Ordensleuten,

·         die Krise, die das Opus Dei nicht treffen wird.

Möglicherweise ist das eben die Krise, die es heute trifft; sie entspricht den Krisen, die die Orden im Lauf der Kirchengeschichte immer wieder durchmachten, und im Speziellen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Viele Orden konzentrierten sich darauf zu achten, wie sie ihr Charisma verloren, sich von ihrem Gründer entfernt hatten (die große Furcht Escrivás), oder dass sie nie ein genau definiertes Charisma gehabt hätten (Orden, die sich aufspalteten, ohne  dass sich einer vom anderen unterschied).

Der Fall des Opus Dei anders gelagert: Das Charisma war klar, aber es war falsch (deshalb erscheint die Furcht Escrivás etwas befremdlich, aber eben nur anscheinend).

Wenn das Charisma falsch war, was war dann richtig? Dass etwas falsch ist, rührt daher, dass es etwas Richtiges verbirgt, das es nicht offenbaren will. Was ist am Opus Dei echt?

Vielleicht ist das echte Charisma des Opus Dei ein Meta-Charisma: „zu glauben, dass wir heilig sein können wie die Ordensleute, ohne Ordensleute zu sein, und dass wir Ordensleute sind, ohne es zu merken”. Das ist Barock, wenn nicht Rokoko.

Von daher rührt die Obsession Escrivás, jeden Bezug zu den Orden abzustreiten und die Aufmerksamkeit auf die bedingungslose Treue zum „Charisma“ zu legen, damit wir nicht auf das „Meta-Charisma“ achten.

Das Meta-Charisma ist im eigentlichen Sinne kein Charisma. Das Charisma zeigt sich, man kennt es; das Meta-Charisma hingegen ist Mechanismus, der ständig im Verborgenen arbeitet.

Es geht um das praktische Prinzip des Funktionierens. Wie funktioniert das Opus Dei? Mehr auf der Basis seines Meta-Charismas als auf der seines Charismas. Das sieht aus wie ein Wortspiel, aber wenn man in Ruhe darüber nachdenkt, erfasst man die Tiefe seiner Bedeutung. Und das Meta-Charisma funktioniert in dem Maß, in dem man nicht darüber spricht. Wenn es einmal ausgesprochen ist, liegt es offen zutage und funktioniert nicht mehr – das ist so wie bei einem Zaubertrick.

Das Opus Dei erscheint wie das Werk eines Magiers. Tatsächlich waren wir, die durch das Opus Dei gegangen sind, Ordensleute, und wir haben geglaubt, wir wären Laien. Ein Zaubertrick.

Das Opus Dei konzentriert alle seine Kräfte darauf, von seinem falsches Charisma abzulenken. Das ist das Ziel, beispielweise des Iter Juridicum, und der ganzen Lehre Escrivás vom „Gründungsgeist“ des Opus Dei.  Blenden, ablenken, nicht hinsehen lassen; und Untreue wäre es, hinzusehen, sich vom Charisma abzuwenden

Ein blinder Gehorsam war für die Ziele Escrivás notwendig: Er lenkte den Blick auf einige Aspekte, um von den anderen abzulenken.

Die wahre Angst Escrivás war immer, wir würden merken, dass sein Charisma falsch ist, und dass wir uns von seinen erhellenden Lehren abwenden, und so hätte das Meta-Charisma seiner Gründung ihren Wert eingebüßt. Deshalb ist das Opus Dei eine Art Zwiebel; man kommt nicht leicht an die Wahrheit heran. Wenn Escrivá sagte „Meine Kinder, seid mir treu“, sagte er, wendet nicht eure Augen von mir, um nicht zu merken, dass es abwärts geht.

Die Treue ist das Ergebnis einer Hypnose: „Sieh mir in die Augen und nirgends sonst hin, schließe sie auch nicht und folge deiner Fantasie“. Eine Dummheit, aber es ist möglich. Anders versteht man weder Escrivá noch das Opus Dei.

Daher kommt dem Personenkult und dem Narzissmus Escrivás eine strategische Funktion zu; die Theatralik soll die Blicke auf sich ziehen. Ich stelle die Möglichkeit nicht in Abrede, dass sein Narzissmus authentisch gewesen sein könnte, aber ich stelle fest, dass diese Persönlichkeitsstörung mit ihrer theatralischen Akzentuierung ihre grundlegende Bedeutung bei den Ablenkungen hatte.

Die nachkonziliäre Krise der Orden zeigte die Schwäche Escrivás: Diese Revolution bewirkte durch ihren Lärm, dass man abgelenkt war und nicht nur auf Escrivá achtete; er büßte an Aufmerksamkeit und damit an Kraft ein. Deshalb verzweifelte Escrivá und begann übertriebene Schritte zu setzen, theatralisch und skandalös, um von neuem die Blicke auf sich zu ziehen und die Kontrolle zurückzugewinnen. Die Briefe, die er „Glockenschläge“ genannt hat, und die großen Beisammensein sind das Ergebnis seiner auffallenden Dramatik (die teilweise begründet ist, denn sein Opus Dei stand auf dem Spiel). Es ist nicht zu verwundern, dass im Lauf der Zeit Texte und Filme von Escrivá aus den Zentren des Opus Dei zurückgezogen wurden. Die Oberen wollen nicht, dass die momentanen Übertreibungen von der Geschichte registriert werden.

Wenn man aufmerksam den ganzen Heiligsprechungsprozess betrachtet, den das Opus Dei vorbereitet hat, so war das auch ein exzellent ausgeführter Zaubertrick, eine Illusion: ein unfehlbarer Escrivá, Ergebnis eines durch und durch kontrollierten Prozesses.

***

Die Gefahr bestünde darin, dass wir uns bewusst würden, dass wir Ordensleute waren, ohne es zu wissen. Und als die Ordensleute begannen sich an die Laien anzupassen, wurde die Annäherung immer gefährlicher. Man musste dingend das Steuer herumreißen.

Vielleicht war das der Grund für das Opus Dei, seine Pläne zu ändern – vielleicht Ende der sechziger, Beginn der siebziger Jahre – eine stärkere Panzerung für seine angeblich laikale Identität zu suchen: Das Ergebnis war die Personalprälatur von 1982, die die perfekte Lösung für das Opus Dei dargestellt hätte, wenn sie in der Form cum populo durchgegangen wäre. Es ist aber noch nicht erklärt, warum das Opus Dei in den sechziger Jahren mit der Figur des Säkularinstituts so zufrieden war.

Die reale Krise des Opus Dei ist nicht so sehr die eines Charismas, das nie existiert hat, als vielmehr die eines Meta-Charismas, mit dem Escrivá so viele Menschen betrogen hat.

Die Macht von Escrivás Blick wirkte bis zum letzten Moment des Austritts: „Sieh mir in die Augen“, und in der Folge ging jeder hypnotisiert davon mit dem Auftrag, nichts zu fragen und mit niemandem über das Opus Dei zu sprechen. Irgendwie blieb der Blick immer auf Escrivá fixiert. Es ist die Macht der Hypnose.

Paradoxerweise kann man physisch aus dem Opus Dei aussteigen und dennoch weiter den Blick auf sich gerichtet fühlen. Denn der Blick Escrivás konnte verpflichten, uns so blieb man eben bis zum nächsten 19. März, nahm auf die Schultern, was Escrivá verlangte, und man verpflichtete sich Escrivá zu gehorchen, egal was er verlangte. Wer sich so verpflichtet, löscht sich selbst aus. Das Ergebnis war blinder Gehorsam.

Bis die Last unerträglich wurde und der einzige Ausweg war, wegzugehen – das war aber eine Flucht. Man entfernte sich von seinem Blick, schwächte ihn durch die Distanz ab, aber die mächtigen Augen Escrivá blieben auf ihn fixiert. Es genügt zu erwähnen, wie schwer es fiel, Escrivá nicht mehr „unsern Vater“ zu nennen: Es erforderten einen ganzen Prozess des Ungehorsams. Rufen ist auch berufen, anziehen. Wer das so nennt, zieht den Blick auf sich. Je nachdem, wie man die Worte meint, befreien oder versklaven sie.

Man gehorcht Escrivá weiter, auch wenn man nicht mehr dem Opus Dei angehört, auch wenn Escrivá schon tot ist. Welche Macht mag sein Blick im Leben gehabt haben!

Die Isolation, zu der man beim Ausstritt aus dem Opus Dei verbannt ist, war Teil dieser Macht, dieser Selbstverpflichtung, in diesem Fall sich zu isolieren und nicht zu reden. Auffällig ist der Titel des Artikels von Perez Tenessa: „Ich werde nicht schlecht über das Werk sprechen“, was dasselbe ist wie „Ich werde nicht reden“. Und trotz unseres Widerstanden ließ uns die dämonische Macht Escrivás verstummen, und er sagte uns bis zuletzt nicht alles, was er wusste.  Schreckliches Beispiel.

Es ist wünschenswert, wenn es nicht mehr wiederholt würde – und das ist die Absicht dieser Seite: den Blick von Escrivá abzulenken, damit wir auf uns selber zu sehen beginnen, auf unsere Umgebung und auf das Opus Dei, aber diesmal mit anderen Augen.

Freilich geht es nicht nur um seinen physischen Blick, denn Escrivá starb 1975, und da endete seine Macht. Sie blieb freilich intakt, zumindest bis zu seiner Kanonisation (dem Ergebnis dieses hypnotischen Blicks). Es ist die Art, wie dieser Blick von denen internalisiert wurde, die mit ihm in direktem Kontrakt waren und die bestimmte Verhaltensweisen freisetzte. es erscheint mir wie eine hypnotische Kettenreaktion. Escrivá hypnotisierte die ersten, diese die nächsten und so fort. Den Mechanismus, um sie aufzuwecken, besaß nur Escrivá: den Peitschenknall. Niemand stellte etwas offen und mit lauter Stimme in Frage; wer das getan hätte, wäre für einen Narren gehalten worden. Der Gehorsam hatte eine wunderbare Harmonie zur Folge.

Wir könnten es Charisma nennen, aber wir hatten weder Zugang noch Kenntnis von Meta-Charisma, dem Mechanismus, der es gegen alle Evidenz gangbar machte – das falsche Charisma, das wir problemlos verstanden hätten, wenn wir davon gewusst hätten. Es war nötig aufzuwachen, oder, was dasselbe ist, den Blick von Escrivá abzuwenden, und dort hinzusehen, wohin uns Escrivá nicht hinsehen lassen wollte. Je kategorischer seine Ablehnung war, desto sicherer konnte man sein, hier die Antwort zu finden. Wenn er nicht wollte, dass man dort suchte, dann war es dort.

Wir haben mit unserer Seite dazu beigetragen, die Hypnotisierten aufzuwecken, und den Peitschenknall bewirkte die Heiligsprechung selbst mit ihrem skandalösen Effekt. Das war der Höhepunkt der hypnotischen Macht. Von da an neigte sich Escrivás Macht Tag für Tag, mit jeder neuen Schrift und mit jedem neuen Zeugnis.

Es wird der Moment kommen, in dem die jetzigen Assoziierten und Numerarier merken, dass es sich nicht auszahlt, sich weiter betrügen zu lassen. Und sie werden gegen ihre Prälaten rebellieren, der weit entfernt davon, sie zu beschützen, sie in den Abgrund geführt hat.

Wie ein Kanonist beim Gespräch über die religiösen Orden über eine Krise aufgrund des Charismas gesagt hat: Während sich einige ein altes Charisma aufpfropfen lassen, können sich andere ganz aufrichtig zu der Entscheidung kommen, dass in Wirklichkeit ihre Lebenszeit und die Zeit ihrer Wirksamkeit im Dienst der Kirche abgelaufen sind, und dass es das beste Zeugnis wäre, sich nunmehr auszulösen und in Frieden und Würde auseinanderzugehen.”

So könnte die Zukunft des Opus Dei aussehen.

***

Das einzige Rätsel, das wir noch zu lösen haben, ist, um es so zu sagen, der dritte Fuß des Tripodiums. Der eine ist das falsche Charisma, das die Blicke auf sich zog. Der andere ist das Meta-Charisma, der Mechanismus, der das Opus Dei funktionieren lässt: Die ganze Askese und Disziplin des Ordenslebens war notwendig, um das Opus Dei zu konstruieren und in Betrieb zu halten. Eine Sache ist das Ideal, und die anderen, wie man die Dinge funktionieren lässt. Deshalb muss man beide Aspekte auseinanderhalten.

Das dritte Standbein ist die Ansicht, der Zweck, zu dem Escrivá die beiden anderen geschaffen hat.

Vielleicht ist es auch gar kein Dreifuß und hat noch mehr Beine. Ich weiß es nicht. Fürs erste gibt es aber für diesen dritten Fuß bis jetzt keine endgültige Lösung.

Es könnte sich um einen Soziopathen handeln, so wie bei Maciel oder bei Madoff. Denn ebenso wie sie war das Ziel, das Escrivá erreichte, eine ganze Menge Leute zu betrügen und seine Heiligsprechung zu erreichen. Ein Meisterwerk der Illusionskunst.

Es schein, dass es die Berufung von Illusionisten war: Wunder zu erschaffen und sie zu verkaufen.

***

Anhang: Die Authentizität des Charismas: „wir werden niemals Ordensleute sein“

In der Folge bieten wir eine kleine Aufzählung von Praktiken, die das Opus Dei übernommen hat (tatsächlich bezeichnet es sie als Original und niemandes Kopie), und die man so ganz ähnlich bei den Ordensleuten findet. Das ist nur eine erste Zusammenstellung; dabei bleiben noch viele Aspekte zu analysieren.

Das Seltsamste von allem ist dabei zunächst einmal das Kennzeichnende, dass es Escrivá immer abstritt, das Opus Dei könnte etwas mit Ordensleuten zu tun zu haben, aber nie wagte er einen konkreten Vergleich: „Wir machen dies, während die Ordensleute etwas anderes machen, seht ihr den Unterschied?” Die Ordensleute sind ein stummes Element im Diskurs Escrivá: Es bleibt unbestimmt und gleichzeitig immer negativ.

Die Numerarier und Assoziierten haben nicht die geringste Ahnung vom Ordensleben, aber gleichzeitig können sie behaupten – denn so haben sie es von Escrivá gelernt – dass sie keine sind (sie wissen aber gar nicht, was sie nicht sind). Sie wissen zwar nichts, aber das schon.

Das ist eine merkwürdige, aber auch verdächtige Sache: Schwerlich konnte sich Escrivá für unschuldig halten, dass er seine Nachahmer im Unwissen ließ. Ebenso wenig der jetzige Prälat.

Merkwürdigerweise wird sich jeder Numerarier betroffen fühlen, wenn er im CIC die Abschnitte über das Ordensleben liest.

Tägliches Leben und Bildungsmittel

„Das erste sind die Normen

„Die erste und vorzügliche Verpflichtung aller Ordensleute hat in der Betrachtung der göttlichen Dinge und in der ständigen Verbindung mit Gott im Gebet zu bestehen.“ (663 §1)

„Die Mitglieder sollen möglichst täglich am eucharistischen Opfer teilnehmen, den heiligsten Leib Christi empfangen und den im Sakrament gegenwärtigen Herrn anbeten.“ (663 §2)

„Sie sollen sich der Lesung der Heiligen Schrift und dem betrachtenden Gebet widmen“ (663 §3)

„Die Ordensleute sollen in der Hinwendung des Herzens zu Gott verweilen, auch täglich ihr Gewissen erforschen und häufig das Bußsakrament empfangen.“ (664)

Die jährlichen Besinnungstage

„Die jährlichen Zeiten der geistlichen Einkehr haben sie gewissenhaft einzuhalten“, sagt der CIC von den Ordensleuten (Canon 663 §5)

„Familienleben“

„Die Ordensleute haben unter Wahrung des gemeinsamen Lebens in einer eigenen Ordensniederlassung zu wohnen und dürfen sich ohne Erlaubnis des Oberen aus ihr nicht entfernen.” (665).

Dispens vom Familienleben

„Handelt es sich aber um eine längere Abwesenheit von der Niederlassung, so kann der höhere Obere mit Zustimmung seines Rates und aus gerechtem Grund einem Mitglied gestatten, sich außerhalb einer Niederlassung des Instituts aufhalten zu können, nicht aber über ein Jahr, außer wegen Genesung von einer Krankheit, zum Studium oder zur Ausübung des Apostolates im Namen des Instituts.“ (665).

Ich erinnere mich nun, wie ein Numerarier mir erzählte, wie verzweifelt sie im Zentrum waren, als sie hinaus mussten um einen zu suchen, der ohne Erlaubnis gegangen war: Die Direktoren drängten alle, ihn zu suchen, und nicht ohne Grund:  „Einem Mitglied, das unrechtmäßig von der Ordensniederlassung abwesend ist mit der Absicht, sich der Vollmacht der Oberen zu entziehen, soll von diesen sorgsam nachgegangen und geholfen werden, daß es zurückkehrt und in seiner Berufung ausharrt. (665 §2 )

Umgang mit Fernsehen, Kino etc.

„Beim Gebrauch der sozialen Kommunikationsmittel soll die erforderliche Unterscheidung eingehalten und das gemieden werden, was der eigenen Berufung schädlich und für die Keuschheit der geweihten Person gefährlich ist.“ (666)

Abliefern des Gehalts

„Was ein Ordensangehöriger durch eigenen Einsatz oder im Hinblick auf das Institut erwirbt, erwirbt er für das Institut. Was ihm aufgrund einer Pension, einer Unterstützung oder einer Versicherung irgendwie zukommt, wird für das Institut erworben, sofern im Eigenrecht nichts anderes festgelegt ist.“ (668 § 3)

Berufliche Arbeit

„Ein Ordensangehöriger darf außerhalb des eigenen Instituts keine Dienste und Ämter ohne Erlaubnis des zuständigen Oberen übernehmen.“ (671)

Kurzer Kreis

„Der Kurze Kreis ist nichts anderes als ein Konventskapitel, bei dem sich Mönche und Nonnen aus strengen Klausurorden wöchentlich, um unter dem Vorsitz des Superiors eine Passage aus den Konstitutionen durchzugehen, einen Punkt ihrer Spiritualität zu betrachten, um Gewissenserforschung zu halten, und die hier vereinte Gemeinschaft kann an dieser Stelle auch einige Hinweise erhalten, die die Superioren für geeignet erachten.“ (Haenobarbo: Verkleidete Ordensleute, 1.5.2006)

Die Emendatio

„Einen sehr bedeutsamen Teil dieser Konventskapitel bilden die Schuldkapitel, die, auch wenn es die Leute vom Opus Dei noch so abstreiten, Vorbild für die  „Emendatio” sind: Der Mönch liegt demütig ausgestreckt zu Füßen des Superiors und klagt sich in Gegenwart seiner Brüder einiger Verfehlungen an..” (Haenobarbo: Verkleidete Ordensleute, 1.5.2006)

Die Erholung

Es gehört sich nicht für Ordensleute, die Ferien ohne eine  außerordentlichen Grund außerhalb der Ordenshäuser zu verbringen, und zur Erholung angenehme, aber kostspielige Reisen zu unternehmen, oder Arbeitsgeräte zu ihrem ausschließlichen, persönlichen Gebrauch zu besitzen”, Worte von Papst Pius XII. an die Gesellschaft Jesu, September 1958.

Juridische und Leitungsaspekte

Die Etappen der Inkorporation

Die Art der Inkorporation in das Opus Dei entspricht der der Ordensleute. Man vergleiche die Canones 646-658 und die entsprechenden Artikel der Statuten des Opus Dei.

Der CIC verfügt, dass das Noviziat nicht länger als zwei Jahre dauern darf. Dasselbe geschieht im Opus Dei: Zwischen der Bitte um die Admission und der Oblation dürfen nicht mehr als zwei Jahre vergehen. Das heißt, es müssen sechs Monate bis zur Admission vergehen, 12 bis zur Oblation, aber wenn der Kandidat irgendwelche Probleme hat, können ihm maximal 6 weitere (nach der Bitte um Dispens) gewährt werden.

Die Oblation und die Fidelitas sind nichts anderes als die Zeitliche und die Ewige Profess. Es wäre interessant gewesen von Escrivá zu erfahren, welch abgrundtiefer Unterschied seiner Meinung nach zwischen diesen Akten der Inkorporation lägen; er hat sich lediglich darauf beschränkt, den Zusammenhang zu leugnen.

Im Buch über das Iter Juridicum machen die Autoren dasselbe: Sie streiten ab, aber sie liefern weder Beweise noch Vergleiche.

Die Formeln der Inkorporation

Alles weist darauf hin, dass sowohl die Oblation wie die Fidelitas Gelübde oder zumindest ein heiliges Band sind. (Haenobarbo: Verkleidete Ordensleute, 1.5.2006)

Anders wäre die Notwendigkeit unverständlich, vom Prälaten Dispens zu erbitten.

Die Statuten des Opus Dei

Es gibt Elemente, die eindeutig von den Abschnitten des Codex zu den Ordensleuten inspiriert sind, zur Beispiel hinsichtlich der Entlassung. (5)

Die Notwendigkeit, Dispens einzuholen

Das ist typisch für das Ordensleben. Im CIC nennt man dies den Indult: „Ein Professe mit ewigen Gelübden darf das Indult für den Austritt aus dem Institut nur aus sehr schwerwiegenden, vor Gott überlegten Gründen erbitten;

sein Bittgesuch hat er dem obersten Leiter des Instituts zu übergeben, der es zusammen mit seiner und seines Rates Stellungnahme der zuständigen Autorität zu übermitteln hat.” (691 §1)

Das Testament

„In der Mehrzahl der Orden gilt die Regel, dass der Angehörige des Ordens vor der Ewigen Profess freiwillig sein Testament macht und auch über sein Patrimonium verfügt, damit er wirklich arm sei. Die Assoziierten und Numerarier des Opus Dei sind, obwohl Laien, dennoch verpflichtet, vor ihrer dauernde Eingliederung, der sogenannten Fidelitas, ihr Testament zu machen und vorher Dritten die Verwaltung ihrer Patrimonien abzutreten, als ob es sich um einen Orden oder eine religiöse Kongregation handelte.” (E.B.E.: Die ökonomische Matrix des Opus Dei)

„Die Mitglieder haben vor der ersten Profess die Verwaltung ihres Vermögens an eine Person ihrer Wahl abzutreten und, soweit die Konstitutionen nichts anderes bestimmen, über dessen Gebrauch und Nießbrauch frei Verfügungen zu treffen. Ein Testament aber, das auch vor dem weltlichen Recht gültig ist, haben sie zumindest vor der ewigen Profess zu errichten.“ (Canon 668, § 1)

„Um diese Verfügungen aus gerechtem Grund zu ändern und um irgendeine Rechtshandlung im Vermögensbereich vorzunehmen, bedürfen sie der Erlaubnis des nach dem Eigenrecht zuständigen Oberen.“ (Canon 668, § 2)

Arbeitswochen

„Die jährlichen Arbeitswochen entsprechen den Provinzkapiteln der Ordensleute“ (Haenobarbo: Verkleidete Ordensleute, 1.5.2006)

Die Ernennung der Autoritäten

„Im Werk ist es der Prälat, der die Autoritäten auswählt, und deshalb kann ihm das nicht passieren; schon der hl. Ignatius hat sich schließlich die Ernennungen in der Gesellschaft Jesu vorbehalten, indem er die Erfahrungen mit den Provinzkapiteln in Rechnung zog, die oftmals mit Streitigkeiten endeten.“ (Haenobarbo: Verkleidete Ordensleute, 1.5.2006)

Dienstreise im Auftrag des Vaters

„Dienstreisen im Auftrag des Vaters“? Sie sind einfach Kanonische Visitationen, nicht mehr und nicht weniger; Ziel und Vorgangsweisen sind identisch. Während einer Dienstreise im Auftrag des Vaters sind die Kompetenzen des Regionalvikars und seiner Kommission bzw. Assessorie suspendiert (also des Superiors und seines Rates, und der Visitator übernimmt sie.  Im Werk bekommen das nur die ganz Schlauen mit, denn sie merken, dass immer nur der Ranghöchste das Schlussgebet sprechen darf. (Haenobarbo: Verkleidete Ordensleute, 1.5.2006)

Säkularistitute im Vergleich mit einer Personalprälatur

Säkularinstitut

„Ein Säkularinstitut ist ein Institut des geweihten Lebens, in welchem in der Welt lebende Gläubige nach Vollkommenheit der Liebe streben und sich bemühen, zur Heiligung der Welt, vor allem von innen her, beizutragen.“ (710)

Kirchenrechtliche Stellung der Mitglieder

„Das Mitglied eines Säkularinstituts ändert kraft seiner Weihe nicht seine eigene kanonische Stellung als Kleriker oder Laie im Volke Gottes, unbeschadet der Rechtsvorschriften, die auf die Institute des geweihten Lebens Bezug nehmen.“ (711)

Die Art der Bindung

Es ist ein heiliges Band, wie es der CIC im Kapitel über die Institute beschreibt (710)

„Die Konstitutionen [haben] die heiligen Bindungen festzulegen, durch welche die evangelischen Räte im Institut übernommen werden, und die Verpflichtungen zu umschreiben, die diese Bindungen entstehen lassen; hierbei ist jedoch in der Ausrichtung des Lebens immer der dem Institut eigene Weltcharakter zu wahren. (712)

Ein intensives Leben der Frömmigkeit

„Damit die Mitglieder ihrer Berufung treu entsprechen und damit ihre apostolische Tätigkeit aus der Verbindung mit Christus hervorgeht, sollen sie sich sorgsam Zeit nehmen für das Gebet, in geeigneter Weise dem Lesen der heiligen Schriften obliegen, die jährlichen Zeiten der Einkehr beachten und andere geistliche Übungen gemäß dem Eigenrecht verrichten.“ (719 §1)

„Die möglichst tägliche Feier der Eucharistie soll Quelle und Kraft ihres ganzen geweihten Lebens sein.“ (719 §2)

Häufige Beichte

„Frei sollen sie zum Bußsakrament gehen können und es häufig empfangen.“ (719 §3)

Aussprache

„Die notwendige Gewissensführung sollen sie frei erhalten und diesbezügliche Ratschläge, wenn sie wollen, auch von ihren Leitern erbitten.“ (719 §4)

Selbstverständlich ist hier von Freiheit die Rede und nicht von Verpflichtung wie im Opus Dei.

Ständige intensive Bildung

„Nach der erstmaligen Übernahme der heiligen Bindungen ist die Ausbildung gemäß den Konstitutionen beständig fortzusetzen.“ (724 §1)

Personalprälatur

„Um eine angemessene Verteilung der Priester zu fördern oder um besondere seelsorgliche oder missionarische Werke für verschiedene Gebiete oder unterschiedliche Sozialverbände zu verwirklichen” (294)

Aufgabe des Prälaten ist es

„Alumnen zu inkardinieren und sie auf den Titel des Dienstes für die Prälatur zu den Weihen zu führen“ (295 §1)

„Der Prälat muss für die geistliche Bildung derer, die er auf den genannten Titel zur Weihe geführt hat, sowie für ihren geziemenden Unterhalt sorgen.” (295 §2)

Laien

„Aufgrund von mit der Prälatur getroffenen Vereinbarungen, können Laien sich apostolischen Werken der Personalprälatur widmen” (296)

 

Schlussfolgerung: Wie man vergleichen kann, ist das Säkularinstitut eine Rechtsfigur, die zur Funktionsweise des Opus Dei passt, wohingegen die Personalprälatur eine Rechtsfigur ist, die die komplexe Innenwelt des Opus Dei in keiner Weise repräsentiert: Versprechen, Pflichten, Akte der Eingliederung, vor allem aber ein intensives geistliches Leben, das den Mitgliedern verpflichtend auferlegt wird.

Das Opus Dei ist, wie an anderer Stelle bemerkt wurde, eine Personalprälatur, die als Schale ein Säkularinstitut umhüllt. Und dieses Säkularinstitut funktioniert autonom, ohne dass es der Heilige Stuhl überwacht oder kontrolliert, denn seine Supervision prallt am Panzer der Prälatur ab.

Deshalb wäre es in jeder Hinsicht ein Akt der Gerechtigkeit, dass das Opus Dei unter die Fittiche der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens zurückkehrt (vgl. Gervasio: Das Opus Dei in der Bischofskongregation).

Auf jeden Fall ist zu beachten, dass der CIC beispielsweise nicht vorsieht, dass die Mitglieder von Säkularinstituten Testamente machen. Deshalb ist das Opus Dei auch strenger als ein Säkularinstitut, das heißt, es ist eine Mischung aus einem religiösen Orden und einem Säkularinstitut.